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Olympia immer jünger

Zu den Überraschungen in Tokio zählen sehr junge Athleten. Im Skateboard gehen Medaillen an Sportlerinnen, die noch Kinder sind.

Agentur
sda
04.08.21 - 16:48 Uhr
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Kokona Hiraki, die jüngste Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele
Kokona Hiraki, die jüngste Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele
KEYSTONE/AP/Ben Curtis

Die Japanerin Kokona Hiraki wurde am Mittwoch 22 Tage vor ihrem 13. Geburtstag die jüngste Olympia-Medaillengewinnerin. Nicht allen gefällt dieser Trend.

Mit den Olympischen Spielen wollte Pierre de Coubertin vor mehr als 100 Jahren die Jugend der Welt zusammenführen - selten ist der Nachwuchs beim grössten Sport-Event so in den Fokus gestürmt wie 2021 in Tokio. Vor Hiraki tricksten sich schon die 13-jährige Japanerin Momiji Nishiya vor der gleichaltrigen Rayssa Leal aus Brasilien in einer anderen Skateboard-Disziplin zu Gold.

Mit 17 Jahren schwamm die Amerikanerin Lydia Jacoby zum Triumph über 100 m Brust. Ihrer 15-jährigen Teamkollegin Katie Grimes könnte die Zukunft über 800 m Crawl gehören. Im Tischtennis startete die zwölfjährige Syrerin Hend Zaza.

Den IOC-Chef freuts

Thomas Bach freut diese Entwicklung. Der Präsident des IOC bemüht sich wie schon Vorgänger Jacques Rogge, das altehrwürdige und manchmal etwas verstaubt wirkende Sportspektakel für jüngere Athleten und Fans attraktiver zu machen. Dass hippe Sportarten wie Skateboard oder Surfen Aufnahme in das Olympia-Programm gefunden haben, ist da nur ein logischer Schritt.

Mit Events wie dem Skateboarden und dazu noch mit jungen Protagonisten schlug das IOC zwei Fliegen mit einer Klappe. Kurios ist, dass für Nachwuchssportler vor elf Jahren die Olympischen Jugendspiele als Gelegenheit zum Erstkontakt mit den fünf Ringen ins Leben gerufen wurden. Weil dort aber nur Sportler zugelassen sind, die Ende Jahr mindestens 15 sind, wäre die Hälfte aller Medaillengewinnerinnen im Skateboard der Frauen zu jung für eine Teilnahme.

Warnbeispiel Turnen

Nicht alle sehen es wie Thomas Bach. Sie erachten den Trend zur Verjüngung als Gefahr - der Druck auf junge Sportler durch die Aussicht auf die grosse Bühne Olympia könnte nochmals steigen. Welche Folgen das haben kann, zeigte sich in der Historie anderer Sportarten wie etwa dem Turnen: Nachdem die Rumänin Nadia Comaneci 1976 in Montreal als 14-Jährige dreimal Olympia-Gold gewonnen hatte, weiteten erfolgsbesessene Trainer ihr knochenhartes Training auf immer jüngere Sportler aus - die Methoden gingen hin bis zu schwerem Missbrauch. Im Turnen gibt es mittlerweile ein Mindestalter von 16 Jahren.

Derartige Abgründe wie im Kunstturnen sind zumindest im Skateboarden nicht zu erwarten. Die jungen Cracks setzen eher auf den Fun-Faktor als Erfolgsrezept. «Ich skateboarde, weil es Spass macht», sagte Kokona Hiraki. «Wenn der Spass fehlt, gelingen keine Tricks.»

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