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Matteo Badilatti startet in seine erste Grand Tour

Trotz grosser Ungewissheit beginnt am Dienstag die 75. Austragung der Spanien-Rundfahrt. Die Streckenführung mit vielen Bergetappen scheint auf den Bündner Debütanten Matteo Badilatti zugeschnitten zu sein.

Südostschweiz
19.10.20 - 16:04 Uhr
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Matteo Badilatti startet erstmals an einer Grand Tour – und das gleich auf ultra-schwierigem Terrain.
Matteo Badilatti startet erstmals an einer Grand Tour – und das gleich auf ultra-schwierigem Terrain.
KEYSTONE

Ursprünglich hatte sich Matteo Badilatti zum Ziel gesetzt, von seinem Team «Israel Start-Up Nation» für den Giro d’Italia im Mai selektioniert zu werden. Der Start des Giros wurde auf Anfang Oktober verschoben. Er startete ohne den 28-jährigen Puschlaver, der nun dafür ab Dienstag an der Vuelta seine erste Grand Tour unter die Räder nimmt.

Dem Bergspezialisten Badilatti dürfte auf der Spanien-Rundfahrt entgegenkommen, dass keiner seiner Teamkollegen zu den Favoriten auf den Gesamtsieg zählt. Dadurch steigen Badilattis Chancen, selber das eine oder andere Mal in die Offensive gehen zu dürfen.

Die Strecke bietet dabei eine der härtesten ersten Wochen einer Grand Tour der Nachkriegszeit. Bereits die erste Etappe im Baskenland wartet mit einer schweren Schlusssteigung auf. Auch danach bleibt es bis zum ersten Ruhetag am Montag mehrheitlich bergig, mit dem ersten Höhepunkt in der sechsten Etappe und der Besteigung des Col du Tourmalet.

Hohe Fallzahlen in Spanien

Das letzte Highlight im diesjährigen Radsport-Kalender soll trotz grosser Besorgnis über die sprunghaft ansteigenden Corona-Infektionszahlen in ganz Europa über die Bühne gehen. Im Vergleich zum Start des Giro d'Italia vor zweieinhalb Wochen hat sich die Situation hinsichtlich der Pandemie weiter verschlechtert. Spanien weist eine der höchsten Ansteckungsraten im europäischen Vergleich auf.

Wie bei der Tour de France setzt der Veranstalter ASO auch in Spanien auf strenge Sicherheitsmassnahmen. So sind an insgesamt neun grossen Anstiegen keine Zuschauer zugelassen. Auch auf die Werbekarawane wird komplett verzichtet, um möglichst wenig Publikum an die Strecke zu locken. Die Fans werden ermutigt, zu Hause zu bleiben.

Die Sorge vor positiven Tests im Fahrerlager ist latent. Den Ausstieg ganzer Teams wie zuletzt im Giro d'Italia durch «Jumbo-Visma» und «Mitchelton-Scott» will man unbedingt verhindern. Von den am Sonntag durchgeführten 498 Tests fielen zwei positiv aus. Betroffen waren allerdings keine Fahrer, sondern je ein Mitarbeiter aus den Teams «Bahrain-McLaren» und «Sunweb», die umgehend isoliert wurden.

Fragezeichen auch bei den Favoriten

Auf der Teilnehmerliste der Vuelta sind einige grosse Namen zu finden. Angeführt wird das Feld von Vorjahressieger Primoz Roglic. Der Slowene war in diesem Jahr drauf und dran, auch die Tour de France zu gewinnen, wurde aber im Zeitfahren noch von seinem Landsmann Tadej Pogacar abgefangen. Roglic wird im erneut stark aufgestellten Team Jumbo-Visma zusammen mit dem Niederländer Tom Dumoulin eine Doppelspitze bilden. Die Frage stellt sich, ob das Duo nach den körperlich und mental fordernden Wochen mit Tour, WM und Lüttich-Bastogne-Lüttich noch über genügend Energiereserven verfügt.

Ebenfalls ein grosses Fragezeichen steht hinter der Form von Chris Froome. Der 35-jährige Brite wartet seit seinem schweren Sturz vor 16 Monaten immer noch auf ein Topergebnis. Auf den Start an der Tour de France, die er viermal gewinnen konnte, musste er wegen fehlender Form verzichten. Nun möchte der zweifache Vuelta-Sieger (2011 und 2017) vor seinem Wechsel zur Equipe Israel Start-Up Nation in seiner letzten Rundfahrt für seinen langjährigen Arbeitgeber Ineos Grenadiers beweisen, dass er es noch immer drauf hat. Mit dem Ecuadorianer Richard Carapaz weiss Froome einen Teamkollegen an seiner Seite, der auch schon mal eine Grand Tour (Giro 2019) gewonnen hat. Ebenfalls gespannt darf man auf den Auftritt von Thibaut Pinot nach seiner von Verletzungen geplagten Tour de France sein.

Mit Mathias Frank (AG2R La Mondiale), Reto Hollenstein (Israel Start-Up Nation), Enrico Gasparotto und Gino Mäder (beide NTT) stehen neben Badilatti bei der 75. Ausgabe der «Vuelta a España» auch vier weitere Schweizer am Start. Sie können in Spanien die ohnehin schon positive Schweizer Saisonbilanz weiter aufbessern. (krt/sda)

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