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Ab sofort gilt: Verlieren verboten!

So hat sich Roger Federer den Einstieg in die ATP Finals nicht vorgestellt. Nach der Niederlage gegen Dominic Thiem steht er heute und am Donnerstag gewaltig unter Druck.

Agentur
sda
12.11.19 - 08:30 Uhr
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Roger Federer wollte an diesen ATP Finals unbedingt noch einmal brillieren. In einem Jahr ohne Grand-Slam-Titel war die Bedeutung der Abschluss-Gala in London noch grösser als sonst. Ausserdem hat er beim früher Masters genannten Turnier seit 2011 nicht mehr triumphiert. Mit fünf Titeln ist ihm Novak Djokovic dicht auf den Fersen.

«Ich will hier alle Matches gewinnen», hatte der sechsfache Champion am Freitag forsch angekündigt. Am späten Sonntagabend musste er dann ziemlich ernüchtert konstatieren: «Dieses Ziel habe ich also verpasst.» Dabei hatte der 38-jährige Basler den ATP Finals alles untergeordnet. Nach dem überzeugenden Turniersieg in Basel verzichtete er auf den hochdotierten Masters-1000-Event in Paris-Bercy, um in London bestens vorbereitet antreten zu können. Dennoch passte bei der 5:7, 5:7-Niederlage, bei der bereits dritten in diesem Jahr gegen Thiem, einiges nicht zusammen.

Die Frage ist nun, ob er die gute Form von den Swiss Indoors nicht über die zwei Wochen konservieren konnte. Federer führte seine Schwächen eher auf die Tücken einer 1. Runde gegen einen Top-5-Gegner zurück, vor denen er bereits im Vorfeld gewarnt hatte. «Es war wohl so eine Art Erstrunden-Schluckauf», stellte er fest. «Ich traf beim Aufschlag die Ecken nicht, wenn ich es gebraucht hätte. Und in einer 1. Runde zaubert man halt einen Halbvolley nicht so einfach ins Feld wie in einem Halbfinal.»

Thiem wie früher Hewitt

Völlig aus heiterem Himmel kommt die Niederlage also nicht, zumal gegen einen Spieler, der Federer mit seinen Top-Spin-Bällen bereits in der Vergangenheit grosse Probleme bereitet hat. «Er hat den Kopf, die Schläge und die Fitness. Das macht es schwierig, ihn zu schlagen», lobt er den zwölf Jahre jüngeren Österreicher, der wohl nur deshalb noch kein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat, weil ihm Rafael Nadal am French Open zweimal im Final vor der Sonne gestanden hat. «Gegen Dominic ist es wie früher gegen Lleyton Hewitt. Wenn du nicht gut spielst, verlierst du.»

Dennoch dürfte es für Federer ein kleiner Schock sein, dass er auf dem von ihm bevorzugten, ziemlich schnellen Hallenplatz gegen den (früheren) Sandspezialisten den Kürzeren zog. «Man kann das so sehen, dass das für mich ein Vorteil hätte sein müssen», meinte der Schweizer. «Anderseits sind auf schnellen Belägen halt auch die Margen kleiner.»

Das gilt heute (15.00 Uhr Schweizer Zeit) auch für Federers zweite Partie gegen den italienischen Masters-Debütanten Matteo Berrettini mit seinem starken Aufschlag. Ein Sieg ist dennoch Pflicht, wenn Federer seine Chancen auf die Halbfinals wahren will. «Ich weiss, dass meine Aussichten jetzt ziemlich 'schitter' sind», stellte er nüchtern fest. «Anderseits kann ich ja glücklich sein, dass es überhaupt weitergeht.» Dass die Ausgangslage nun sehr kompliziert ist, liegt weniger an Berrettini, den ein Spieler wie Federer an den ATP Finals einfach schlagen muss, sondern am dritten Gegner Novak Djokovic.

Nur einmal nicht im Halbfinal

Viermal hatte Federer bei seinen 16 Masters-Teilnahmen seine Auftaktpartie verloren - 2007 gegen Fernando Gonzalez, 2008 gegen Gilles Simon, 2013 gegen Djokovic und vergangenes Jahr gegen Kei Nishikori. Einzig 2008 in Schanghai schied er dann - geschwächt durch ein Magenvirus - schon in der Vorrunde aus, 2007 gewann er am Ende noch den Titel. «Ab jetzt ist es für mich ein normales Turnier. Verlieren ist nun nicht mehr erlaubt.» Und die zweite Partie an den ATP Finals hat Federer noch nie verloren.

Das dürfte diesmal aber nicht reichen. Es braucht fast sicher auch noch einen Sieg am Donnerstag gegen den Turnierfavoriten Djokovic, gegen den Federer im Wimbledon-Final nach zwei Matchbällen verlor und den er überhaupt seit vier Jahren - im Gruppenspiel an den ATP Finals - nicht mehr bezwingen konnte. Es gibt zwar auch noch ein Szenario, bei dem selbst zwei Siege nicht reichen (wenn am Ende Federer, Djokovic und Thiem zwei Siege aufweisen), aber rechnen kann der Schweizer dann am Donnerstag. Erst muss er gegen Berrettini seinen Schluckauf in den Griff kriegen.

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