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Martin Fuchs und Clooney krönen Aufholjagd mit Gold

Der Springreiter Martin Fuchs gewinnt an den EM in Rotterdam die Goldmedaille. Der Zürcher fängt im Sattel von Clooney im fünften und letzten Umgang den Briten Ben Maher auf Explosion noch ab.

Agentur
sda
25.08.19 - 19:12 Uhr
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Als die Schweizer Nationalhymne erklang, wurde der ansonsten coole Martin Fuchs von den Emotionen übermannt. «Ich habe in diesem Moment auch an Willi gedacht», sagte der 27-jährige Zürcher. Der vor eineinhalb Jahren verstorbene Willi Melliger war der Götti von Fuchs. Und Fuchs ist der zweite Schweizer Europameister im Springreiten nach Willi Melliger, der 1993 im spanischen Gijon mit Quinta triumphierte. Insgesamt feierten die Schweizer Springreiter die 10. EM-Medaille im Einzel, inklusive Team-Wertung sind es deren 25.

Fuchs und der Schimmel Clooney rollten beim Championat in den Niederlanden mit fünf Umgängen das Feld von hinten auf. Am Mittwoch im Jagdspringen stimmte nach einer offensiven Routenwahl die Distanz zum Einsprung in die Zielgerade nicht. Die vier Strafsekunden warfen den Zürcher in den 20. Rang zurück. Die zwei Blankoritte in den anspruchsvollen Runden vom Donnerstag und Freitag spülten Fuchs wieder nach vorne. Die letzten zwei Umgänge am Sonntag nahm der Schweizer von Platz 3 aus in Angriff. Und Fuchs zeigte keinerlei Nerven. Er blieb zweimal makellos, die Zeitüberschreitung im finalen Umgang nahm er bewusst in Kauf.

«Ich dachte nicht, dass Ben noch einen Fehler machen würde», schilderte Fuchs die nervenaufreibende Schlussphase. Der Schweizer, als Zweitletzter in die Arena geritten, trabte mit Clooney auf dem Abreitplatz. Sichtkontakt auf den Parcours, wo Ben Maher und Explosion unterwegs waren, hatte er keinen. Aber der drittklassierte Belgier Jos Verlooy spielte den Speaker. Als am zweitletzten Hindernis Mahers Fehler kam, gab es kein Halten mehr. Der Pferdepfleger rannte auf den Zürcher zu, Fuchs sprang vom Pferd, die Freude war riesengross.

Verdienter Lohn

Die Goldmedaille hat Martin Fuchs nicht gestohlen. Dies liess sich auch an den Reaktionen der zahlreichen Gratulanten ablesen. Clooney und Fuchs waren schon mehrmals nahe dran am grossen Coup gewesen. Vor einem Jahr an den Weltmeisterschaften in Tryon in den USA wurden die beiden Zweite, im April beim Weltcup-Final in Göteborg ebenfalls. Fuchs rechnete erneut mit Silber: «Ich wusste, dass nach meinem Fehler am ersten Tag mit vier Nullfehlerriten die Medaille noch drin liegt. Aber Gold habe ich mir nicht im schönsten Traum ausgemalt.»

Selbstredend kam Fuchs ob Clooney erneut ins Schwärmen. «Er wird an einem Championat von Tag zu Tag besser. Ich wusste, dass er mich heute nicht hängen lässt, sofern ich all die kleinen Sachen richtig mache», betonte der Europameister.

Bianca nicht in Bestform

Etwas überraschend fiel der Weltranglisten-Erste Steve Guerdat im vierten Umgang aus der Entscheidung. Die Schlusskombination gelang mit zwei Abwürfen nicht. Der gebürtige Jurassier fiel um sieben Positionen auf Platz 12 zurück. Zum letzten Umlauf trat der WM-Dritte nicht mehr an. «Bianca war dieser Tage nicht in Bestform. Ich spürte bei ihr der mir vertraute Spass beim Springen nicht, sie beging atypische Fehler», sagte der gebürtige Jurassier. Aus diesem Grund liess Guerdat auch den letzten Umgang der Top 12 sausen.

Die Goldmedaille entschädigt die Schweizer Equipe für das enttäuschende Abschneiden in der Team-Wertung. Trotz der herausragenden Leistungen von Fuchs und Guerdat hatte es am Freitagabend bloss zu Platz 6 gereicht. In der Besetzung der Schweizer Equipe wäre eine Medaille Pflicht gewesen. Mit Fuchs, Guerdat und dem Team hatte der Equipenchef Andy Kistler drei Trümpfe in der Hand. Einer hat gestochen, und zwar bei der Vergabe der sportlich wertvollsten Goldmedaille bei den Europameisterschaften in Rotterdam.

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