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Eine Talenttruppe, die unterschätzt werden will

Am Samstag starten Jonas Volleyballer gegen Amriswil in die neue Nationalliga-A-Saison. Trainer Denis Milanez, der die Equipe im Sommer übernahm, musste ein halbes Dutzend Spieler ersetzen. Er hat ein Team zusammengestellt mit viel Potenzial – aber wenig Erfahrung.

Linth-Zeitung
10.10.18 - 17:53 Uhr
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Mit Siegen die Flamme nähren: Trainer Denis Milanez sieht im Joner Nationalliga-A-Kader viel Potenzial.
Mit Siegen die Flamme nähren: Trainer Denis Milanez sieht im Joner Nationalliga-A-Kader viel Potenzial.
BILD STEFAN KLEISER

von Stefan Kleiser

Wir haben unsere Systeme: eines für den Block, eines für den Angriff, eines bei Gratisbällen und so weiter», erklärt Denis Milanez. Seit dem Sommer beübt der 45-Jährige die Nationalliga-A-Volleyballer aus Jona. Er habe nicht vieles verändert, sagt er, sondern bloss ein paar kleine Dinge. Trotzdem ist Erfolg nicht garantiert: Das Team ist neu zusammengesetzt. «Wir haben sechs Spieler von letzter Saison verloren. Jetzt müssen sich die Spieler in die Systeme hineingeben», so Milanez, «wie bei einer Maschine.»

Zuletzt wurde die Apparatur vor zwei Wochen im sommerlichen Mallorca angeworfen. Er sei mit seinem Team eingeladen worden von einem Freund, der auf der Insel als Coach tätig sei, erzählt Milanez. «Wir haben viel Erfahrung gewonnen, aber keine der drei Spiele gegen die Teams aus der ersten spanischen Liga.» Seine Volleyballer hätten neue Dinge gesehen und in einer «professionellen Tagesordnung» gelebt. Zuvor war die Equipe schon für ein Testspiel zum italienischen Drittligisten Arsizio gereist – wo sie 3:1 siegte.

«Hart arbeiten und gut spielen»

Siege soll es auch in der Nationalliga-A-Meisterschaft regelmässig geben. Dass gleich am Samstag im ersten Spiel der erste Erfolg gelingt, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Denn mit Amriswil ist die drittbeste Mannschaft der vergangenen Saison in der Sporthalle Grünfeld zu Gast. «Ich sage immer: Wir müssen hart arbeiten und gut spielen», erklärt Denis Milanez die Ausgangslage. Dann ergäben sich positive Ergebnisse von alleine. «Wenn wir gegen ein Top-Team unser bestes Volleyball spielen, dann haben wir auch da eine Chance.»

Er habe schon oft beobachtet, dass ein starkes Team eine Partie gegen eine schwächeres unbewusst lascher angehe, «dass es die Konzentration und den Fokus verliert». Die Joner wollen also ihre Chance nützen, wenn sie von den Nationalliga-A-Konkurrenten unterschätzt werden. Aber wird dies der Fall sein? «Ich bin seit 2005 in dieser Liga, als Spieler und Coach», antwortet Milanez. «Die anderen wissen, dass ich ein Wettkampftyp bin. Aber natürlich denken sie, dass sie gegen Jona gewinnen müssen.»

Der Brasilianer sieht seine Mannschaft auf Kurs. «Die Spieler haben meine Idee von Volleyball verstanden und gemerkt, dass sie individuell stark sind.» Bei River Rafting und Barbecue wurde der Teamgeist gestärkt. Nun gelte es die Flamme am Brennen zu halten. «Dafür müssen wir von Zeit zu Zeit gewinnen. So alle drei, vier Runden.» Die vergangene Spielzeit beendete Jona auf dem 7. Platz unter neun Teams. Nun sind, nach dem Rückzug von Einsiedeln, noch acht Equipen am Start.

Sechs Monate, nicht sechs Jahre

Die Matches gewinnen soll der TSV Jona mit schnellem Spiel aus der kontrollierten Annahme. «Meiner Meinung nach haben wir eine der besten Annahme-Reihen in der Nationalliga A», urteilt Denis Milanez. Ein Risiko ist allerdings, dass die zwei neuen Pas-seure Robin Muntwyler und Nicola Hauser, 21 und 19 Jahre alt, keine oder fast keine Nationalliga-A-Erfahrung aufweisen. «Das stimmt, das ist gefährlich. Aber sie verbessern sich ständig», gibt sich der Joner Trainer optimistisch.

Viel verspricht sich Denis Milanez von den Aussenangreifern Dominik Schnüriger (neu dazugestossen von Einsiedeln) und Ramon Caviezel (im Verlauf des letzten Winters hochgezogen aus der Joner 1.-Liga-Mannschaft), ebenso wie er in Aussenspieler Kilian Kasper (seit einem Jahr im Team) und Joel Maag (Mitte, vor einem Jahr definitiv ins Kader der ersten Equipe aufgenommen) neue Leistungsträger erkennt. Doch auch von ihnen ist einzig Schnüriger schon 25 Jahre alt. Die anderen sind 20 und 21 – also auf NLA-Niveau noch Lehrlinge. «Mit 26, 27 ist ein Volleyballer reif. Aber ich habe meinen Spielern gesagt, dass ich nicht sechs Jahre Zeit habe – sondern nur sechs Monate», scherzt Milanez.

Nichts Neues zu vermelden gibt es in Sachen ausländischer Verstärkungsspieler. Jona verharrt in Warteposition. «Ich glaube nicht, dass er am Samstag spielen wird», sagt Milanez. «Aber auch wenn wir noch einen Monat auf ihn warten müssten: Er wäre es wert.» Und der Trainer ergänzt: «Für mich ist wichtig, überhaupt Spieler zu haben. Und ich habe gute Spieler.»

Muss der TSV Jona das Portemonnaie öffnen?
Im Sommer wurde Joel Maag erstmals für Ernstkämpfe im Nationalteam aufgeboten. Dass der Mitteangreifer so rasch so grosse Fortschritte macht, ist erfreulich – aber nicht nur. «Es wird schwierig, Joel noch lange zu halten», vermutet Denis Milanez. Und der Trainer glaubt, dass auch Aussenangreifer Ramon Caviezel spätestens in zwei Jahren von den Schweizer Top-Teams umworben wird. Die Lösung ist einfach. «Seit vier oder fünf Jahren erhalten in den Spitzenteams auch die Schweizer Geld», erklärt Milanez. Möchte Jona also die besten Jungen halten, muss es eine Entgeltung anbieten. Warum auch nicht? Ein ausländischer Volleyballer erhält nicht nur einen Lohn, sondern der Club muss zudem für Wohnung, Auto, Versicherung oder Steuern aufkommen. «Da ist ein Schweizer billiger», betont Milanez. (SKL)

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