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Manuel Akanji über seinen Transfer und den Traumstart in Manchester

Mit seinem Wechsel von Dortmund zu Manchester City erklimmt Manuel Akanji die nächste Stufe der Karriere-Leiter. In Bad Ragaz spricht der Nationalverteidiger über sein neues Umfeld und Pep Guardiola.

Agentur
sda
22.09.22 - 06:00 Uhr
Fussball
Manuel Akanji im Training mit der Schweizer Fussball Nationalmannschaft
Manuel Akanji im Training mit der Schweizer Fussball Nationalmannschaft
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Vom Dortmunder Abstellgleis ins allerhöchste Fussball-Segment innert weniger Stunden: Manuel Akanji blickt auf eine turbulente Schlussphase des Transferfensters und einen Traumstart im Starensemble von Manchester City zurück.

Am Rande des Zusammenzugs der Nationalmannschaft für die Spiele in der Nations League gegen Spanien und Tschechien sprach Akanji über seinen neuen Klub («Viel besser geht es nicht»), Trainer Pep Guardiola («Er sieht alles»), Stürmer Erling Haaland («Bei ihm überrascht mich nichts mehr») und den WM-Titel mit der Schweiz («Ja, ich würde gerne die Weltmeisterschaft mit der Schweiz gewinnen»).

Manuel Akanji, müssen Sie sich manchmal selber kneifen, wenn Sie sich vor Augen führen, dass es der kleine Bub aus Wiesendangen so weit geschafft hat?

«Kneifen nicht, aber ich habe mir schon ein paar Mal überlegt, dass es ein riesiger Schritt ist von da, wo ich gestartet bin, bis dahin, wo ich jetzt bin. Das geht wohl jedem Fussballer so, der bei einer sehr grossen Mannschaft spielt. Auf jeden Fall bin ich stolz darauf und auch dankbar für die Unterstützung, die ich von meiner Familie und meinen Freunden bekommen habe.»

Wie kam dieser Wechsel in den letzten Stunden des Transferfensters zustande?

«Im ersten Moment freute ich mich natürlich, als ich vom Interesse von Manchester City vernahm. Aber nicht zu sehr, denn bevor nichts unterschrieben ist, ist auch nichts fix. In den folgenden Stunden ging alles ziemlich schnell und wurde alles immer konkreter und realer. Dass der Transfer schliesslich zustande kam, machte mich überglücklich. Wenn man die vergangenen Jahre von Manchester City anschaut, die Resultate, die Spieler und den Trainer, dann lässt sich sagen: Viel besser geht es nicht.»

Hatten Sie Angst oder zumindest Respekt vor dieser Herausforderung?

«Nein, sonst hätte ich mich nicht dafür entschieden. Ich weiss, dass es nicht einfach wird. Wir haben gute Spieler in der Mannschaft, und ich kann nicht erwarten, dass ich in jedem Match 90 Minuten spielen werde. Aber ich werde es dem Trainer schwer machen, mich nicht in jedem Match aufzustellen. Am Ende wird sich die Qualität immer durchsetzen.»

Welche Qualitäten sehen Sie bei sich?

«Ich bin schnell, ich bin physisch stark, ich habe einen guten Spielaufbau. Gerade letzthin hat mir ein guter Freund gesagt, dass er meine grösste Stärke darin sieht, dass ich das Spiel gut antizipieren kann.»

Ist das genau das, was Manchester Citys Trainer Pep Guardiola von Ihnen fordert?

«Unter anderem.»

Was noch?

«Das bleibt zwischen uns beiden.»

Zum Transfertrubel kam auch noch die Geburt des zweiten Sohnes. Trotz der Hektik überzeugten Sie bei City auf Anhieb und erhielten ein Sonderlob von Guardiola, der davon schwärmte, wie clever Sie spielen. Wie gut tun solche Worte?

«Für mich ist wichtiger, was der Trainer zu mir persönlich sagt. Dass er mir im privaten Gespräch sagt, was ich noch besser machen kann und was ich gut gemacht habe. Wenn mich der Trainer da lobt, gibt mir das natürlich schon Selbstvertrauen. Aber grundsätzlich kann ich meine Leistung selber gut einschätzen. Mit den drei Spielen, die ich bis jetzt für City gemacht habe, bin ich zufrieden - und der Trainer auch, glaube ich. Doch die Arbeit geht weiter.»

Inwiefern profitieren Sie davon, tagtäglich mit den besten Spielern und dem mutmasslich besten Taktik-Trainer zu trainieren?

«Es macht mich jeden Tag besser. Das ist genau das, was ich mir vorgestellt habe, als ich den Verantwortlichen bei Borussia Dortmund mitgeteilt habe, dass ich den nächsten Schritt machen will in meiner Karriere.»

Welche Besonderheiten fallen Ihnen bei Pep Guardiola auf?

«Er sieht wirklich alles, was auf dem Platz geschieht - und auch daneben. Er achtet auf viele Details, geht auf die einzelnen Spieler ein und zeigt ihnen, was sie in bestimmten Situationen besser machen können. Einiges davon kann ich sicher auch ins Nationalteam einbringen.»

War es immer ein Ziel, in der Premier League zu spielen?

«Früher habe ich mir gesagt, dass ich gerne einmal dort spielen würde. Aber irgendwann fand ich dann, dass es nicht unbedingt die Premier League sein muss und ich einfach für einen grossen Verein spielen will. Jetzt bin ich glücklich darüber, denn ein Kindheitstraum ist es schon.»

Bei Manchester City spielen Sie wie bei Dortmund wieder mit Erling Haaland. Was können Sie über den Stürmer aus Norwegen sagen?

(Schmunzelt) «Ich muss in jedem Interview zwei bis drei Fragen über ihn beantworten und weiss nicht, was ich da noch sagen soll. Ihr seht alle, wie viele Tore er für uns schiesst und dass er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist. Manchmal bin ich auch sprachlos, aber mittlerweile überrascht mich bei ihm gar nichts mehr. Ich habe schon so vieles gesehen in den zweieinhalb Jahren, die ich ihn kenne.»

Sie sind jemand, der sich nicht nur Fussball interessiert und durch die Familie mit der Politik verbunden ist. Was halten Sie von der WM in Katar?

«Es ist nicht einfach. Ich als Person und auch wir als Nationalmannschaft versuchen gegen gewisse Dinge vorzugehen, die in diesem Land passieren. Gleichzeitig muss ich auch respektieren, dass ich in einem Mannschaftssport bin und ich für die Schweiz an diesem Turnier bin und spiele.»

Ihre Familie verzichtet darauf, Sie in Katar zu begleiten. Verständlich?

«Wir führten in der Familie Gespräche darüber. Die Angehörigen sagten, dass sie eigentlich gerne kommen und mich an diesem grossen Turnier unterstützen würden, sie das aber nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Das respektiere und verstehe ich.»

Was trauen Sie der Schweiz an der WM zu?

«Wie weit wir es schaffen, kann ich nicht abschätzen. Aber ich glaube, wir sind zu vielem fähig. Ja, ich würde gerne die Weltmeisterschaft mit der Schweiz gewinnen.»

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