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Luzern auf den Spuren von 2021

Nach dem überraschenden Sieg in Basel steigt Luzern mit viel Selbstvertrauen in eine englische Woche, in der am Dienstag in Thun der Cup-Achtelfinal ansteht.

Agentur
sda
31.01.23 - 05:00 Uhr
Fussball
Ismajl Beka und Denis Simani wollen auch in Thun wieder Grund zum Jubeln haben
Ismajl Beka und Denis Simani wollen auch in Thun wieder Grund zum Jubeln haben
KEYSTONE/URS FLUEELER

Pascal Schürpf steht am Samstagabend spät im Bauch des Basler St.-Jakob-Park und gibt offensichtlich gern darüber Auskunft, was er in den letzten Stunden erlebt hat. Schliesslich kann der Flügel des FC Luzern von etwas berichten, das dem Verein schon seit fast acht Jahren nicht mehr gelungen war: einem Sieg in der Heimstätte des FC Basel. Dem Verein also, zu dem Schürpf als Basler sowieso eine spezielle Verbindung pflegt.

Bei vier Meistertiteln und zwei Cupsiegen des FCB war er Teil des Kaders. Insgesamt absolvierte der Offensivakteur aber lediglich 21 Partien für die erste Mannschaft Basels. Wenn er gegen seinen Heimatverein spielen durfte, konnte Schürpf eher glänzen. Bisher sieben Mal hat er gegen den FCB getroffen. Sein 1:1 am Samstag legte den Grundstein zum Luzerner Coup im Joggeli.

Kimpiokas Traumeinstand

Als der 33-Jährige im mit Plastikrasen ausgekleideten Interviewraum steht, wirft FCL-Goalie Marius Müller einen Blick hinein und ruft seinem Teamkollegen zu, für wie lange er seinen Vertrag jetzt verlängert habe. Schürpf, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft, lacht und antwortet, er sei ablösefrei.

Die Stimmung ist ausgelassen in den Reihen des FCL, der für ein Kontrastprogramm zur Vorwoche sorgt: Nach dem späten Gegentor zum 2:2 gegen den FC Zürich verliessen die Luzerner den Rasen trotz Punktgewinn als gefühlte Verlierer, diesmal fällt der Treffer in den Schlussminuten zu ihren Gunsten, als Benjamin Kimpioka wenige Minuten nach seiner Einwechslung dem Basler Captain Fabian Frei im Rücken entwischt und zum dritten Luzerner Tor einschiebt.

Der 22-jährige Schwede ist das neueste Mitglied der Luzerner Mannschaft. Erst am Montag vor einer Woche gaben die Verantwortlichen des FCL die Verpflichtung des flinken Stürmers bekannt und statteten ihn mit einem Leihvertrag bis Ende der laufenden Saison aus - mit der Option, ihn danach fix von AIK Solna aus dem Norden Stockholms in die Innerschweiz zu holen.

Die Verpflichtung eines Stürmers war die grösste Pendenz auf der Liste von Sportchef Remo Meyer für die ungewöhnlich lange Winterpause. Sofyan Chader war zuletzt gesetzt im Sturmzentrum und hat in zwölf Einsätzen bisher je zwei Treffer und Vorlagen beigesteuert. Die gleiche Ausbeute hat Asumah Abubakar aus 17 Spielen in der Meisterschaft. Der 25-jährige Portugiese wurde jüngst meist am Flügel nominiert, und Dejan Sorgic, mit vier Treffern torgefährlichster Luzerner, hat die letzten vier Partien aufgrund einer Knochenmarkschwellung verpasst.

Ardaiz auf dem Abstellgleis

Trainer Mario Frick sieht im Ausfall Sorgic’ den Ursprung dafür, dass es dem FCL seither bis zum Sieg in Basel nicht ganz nach Wunsch gelaufen war und nur zwei Punkte gewonnen werden konnten. Nun aber, versichert Frick gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, soll Sorgic in dieser Woche wieder ins Training einsteigen und bald wieder auf dem Platz stehen.

Die Rückkehr seines besten Torschützen, der perfekte Einstand seines neuesten Spielers und dass der Ausfall von Marco Burch, der aufgrund einer im Training zugezogenen Bänderverletzung mehrere Wochen fehlen wird, durch Denis Simani in der Innenverteidigung aufgefangen wurde, sind Gründe dafür, weshalb der Liechtensteiner sagt: «Ich bin sehr zufrieden, wie wir aktuell aufgestellt sind. Wir verfügen über sehr viele Optionen und können super wechseln.»

Nicht Teil dieser Optionen ist Joaquin Ardaiz. Der 24-jährige Uruguayer wurde im Sommer mit der Referenz von 20 Toren als Challenge-League-Topskorer und neuer Hoffnungsträger im Sturm geholt. In seinen 15 Einsätzen in der Super League blieb er aber ohne Torbeteiligung.

Zuletzt trainierte Ardaiz individuell, weil er nicht über den Fitnesszustand verfügt, um am Mannschaftstraining teilzunehmen. Angesprochen auf den gefallenen Topskorer und dessen überschaubare Einsatzzeit von 661 Minuten meint Frick, Ardaiz gehöre nach wie vor zum Kader, sei aber nicht angeschlagen. Es ist eine vielsagende Antwort, die nahelegt, dass im noch bis Mitte Februar offenen nationalen Transferfenster trotz Vertrag bis Sommer 2025 zumindest leihweise ein neuer Arbeitgeber für den Südamerikaner gesucht werden dürfte.

Erst Thun, dann YB?

Über viele Optionen bei der Aufstellung ist Frick auch deswegen froh, weil das Programm zu Beginn der Rückrunde anspruchsvoll ist. Am Dienstag steht die Achtelfinalpartie im Cup gegen den FC Thun aus der Challenge League an, die aufgrund von Terminengpässen nicht im November hatte gespielt werden können. Am Sonntag folgt dann in der Liga das Heimspiel gegen den souveränen Leader YB, dem die Luzerner auch in einem allfälligen Cup-Viertelfinal gegenüberstehen würden. Frick hofft natürlich, dass seine Mannschaft zu einem ähnlichen Höhenflug ansetzen kann wie 2021, als mit dem dritten Cupsieg der Vereinsgeschichte eine Titellosigkeit von 29 Jahren zu Ende ging. «Jeder, der an diesem Wettbewerb teilnimmt, möchte ihn gewinnen», sagt Frick, «aber wir nehmen Schritt für Schritt.»

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