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Das Nationalteam zeigt Reife und sieht Luft nach oben

Nicht geglänzt, aber gewonnen: Die Schweiz demonstriert beim knappen WM-Auftaktsieg gegen Kamerun Winnermentalität. Trainer und Spieler sehen aber auch Steigerungspotenzial.

Agentur
sda
24.11.22 - 16:33 Uhr
Fussball
Murat Yakin tätschelt seinen Torschützen Breel Embolo
Murat Yakin tätschelt seinen Torschützen Breel Embolo
KEYSTONE/EPA/Noushad Thekkayil

Einige Male wurde es ziemlich brenzlig, vorab in der ersten Halbzeit. Doch im Vergleich zu Argentinien und Deutschland hielt sich die Schweizer Nationalmannschaft, die in Katar mit allerhöchsten Ansprüchen antritt, schadlos. Am Ende der ersten 90 WM-Minuten stand hinten die Null und vorne eine Eins. Dank Yann Sommer, den die FIFA grosszügig zum «Man of the Match» auszeichnete. Und dank Breel Embolo, der gegen sein Heimatland traf und für viele der eigentliche Spieler des Spiels gewesen sein dürfte.

«Stolz und extrem dankbar» sei er, sehr emotional sei das Ganze für ihn und seine Familie, befand Embolo, der aus Respekt gegenüber seinen Wurzeln auf einen Torjubel verzichtete. «Solche Geschichten schreibt der Fussball», kommentierte Murat Yakin.

Organisation und Geduld

Obwohl klar ist, dass sich die Schweiz gegen Brasilien und Serbien wird steigern müssen, zeigte sich Yakin sehr zufrieden: «Das war eine sehr reife Leistung. Wir waren gut organisiert, besetzten die Positionen gut und blieben geduldig. Das 1:0 ist für mein Empfinden zu wenig hoch.»

Das Gefühl, auch höher gewonnen haben zu können, kam vor allem daher, dass Manuel Akanji kurz vor der Pause einen Corner-Kopfball knapp neben das Tor setzte, Ruben Vargas Mitte der zweiten Halbzeit am starken Kamerun-Goalie André Onana hängenblieb und Haris Seferovic in der Nachspielzeit aus bester Position einen Gegenspieler anschoss.

Die Schweizer hätten aber auch in Rückstand geraten können angesichts der gefährlichen Kameruner Konter in den ersten 30 Minuten. Die Schwierigkeiten, die seine Mannschaft zunächst bekundete, schrieb Yakin nicht einer allfälligen Anspannung zu: «Ich habe keine Nervosität gespürt. Wir waren vor dem Tor einfach nicht konkret genug. Die Mannschaft hat das danach gut korrigiert.»

Sommers Erleichterung, Shaqiris Wert

Auf Yann Sommer war nach dem wackligen Comeback gegen Ghana wieder Verlass. Nicht nur deshalb war der Goalie sehr glücklich. Er räumte ein, dass es ein «Last-Minute-Ding» war, ob er habe spielen können: «Es gab beim Heilungsprozess Rückschläge.» Entsprechend erleichtert war Sommer, dass es funktionierte: «Ich bin glücklich über den Sieg und glücklich über die Situation mit dem Fuss.» Dass er gegen Ende der Partie die Abschläge nicht selber ausführte, habe taktische Gründe gehabt: «Das ergab sich dadurch, wie der Gegner gestanden ist.»

Einmal mehr bewies auch Xherdan Shaqiri seinen Wert für die Mannschaft: Von Remo Freuler auf der rechten Seite lanciert, verbuchte er mit dem Zuspiel auf Embolo seinen zwölften Skorerpunkt an Welt- und Europameisterschaften (8 Tore, 4 Vorlagen). An den letzten vier Schweizer Endrunden ist der 110-fache Internationale damit an 50 Prozent aller Schweizer Treffer direkt beteiligt, Fragezeichen um seine Fitness hin oder her. «Beide Teams haben kein spezielles Spiel gemacht. Aber im Gegensatz zu anderen grossen Teams haben wir die Pflicht erfüllt», sagte Shaqiri. Und schickte hinterher: «Aber klar, wir müssen uns deutlich steigern.»

Mutige Wechsel

Nicht zuletzt bewies Yakin mit seinen Wechseln wieder einmal Mut. Er nahm nach 72 Minuten Djibril Sow, Xherdan Shaqiri und Breel Embolo aus dem Spiel und schickte später Fabian Rieder für Ruben Vargas auf der Seite aufs Feld. «Die Überlegung war, mit Seferovic und Okafor vorne mehr Druck ausüben zu können», erklärte Yakin, dessen Kniffe sich beim SFV bislang meist bewähren.

Zum 20-jährigen Rieder, der als elfter Spieler unter Yakin in der Nationalmannschaft debütierte, meinte der Trainer: «Er war natürlich überrascht, dass er zum Einsatz kam. Aber seine Trainingsleistungen haben mich beeindruckt. Er hat ausgezeichnete Werte im Training - offensiv, defensiv, innen, aussen. Deshalb habe ich ihn unter der Woche gefragt, ob er auch auf der Seite spielen kann.»

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