×

Münchner Wunden, die nicht vernarben wollen

Chelsea - Bayern München und Napoli - Barcelona heissen die beiden Hinspiele in den Champions-League-Achtelfinals am Dienstag. In München hegt man auch nach fast acht Jahren noch Revanchegelüste.

Agentur
sda
25.02.20 - 04:00 Uhr
Fussball

Der 19. Mai 2012 hat im Selbstverständnis der Bayern Wunden aufgerissen, die wohl nie ganz vernarben werden. Chelsea gewann an jenem Samstagabend den Final der Champions League - in München gegen die Bayern, und erst noch im Penaltyschiessen, also mit der Trumpfkarte deutscher Mannschaften besonders in zahllosen Duellen mit englischen Mannschaften. Innerhalb des Penaltyschiessens gingen die Bayern sogar noch in Führung, aber zuletzt verschossen Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger. Der Goalie Petr Cech war Chelseas Held.

Eine wirkliche Revanche sind die Achtelfinals in diesen Wochen nicht. Es müsste schon ein neuerlicher Final sein. Dennoch soll der FC Chelsea nicht wieder die Träume der Bayern beenden. Das Geburtstagskind Hansi Flick - Bayerns Trainer wird 55 - erhält vor seinem internationalen Eignungstest viel Lob vom Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge. Und Captain Manuel Neuer sagt lapidar: «London liegt uns.»

Hoeness am Auswärtsspiel - eine Rarität

Sogar Uli Hoeness ist in London als Fan dabei. Allein das dokumentiert die immense Bedeutung, die das historisch aufgeladene Champions-League-Duell mit dem FC Chelsea für den FC Bayern besitzt. 100 Tage nach dem Rückzug aus dem Präsidentenamt begleitet Hoeness seine Bayern erstmals wieder auswärts. «Wir haben ja etwas gutzumachen», sagte Hoeness in Erinnerung an das bittere «Finale dahoam» von 2012.

An der Stamford Bridge wird Hoeness auf der Tribüne mitfiebern. «Es wird ein schwieriges Spiel», sagt der 68-Jährige voraus. «Klar haben wir grosse Ansprüche international», betonte Rummenigge. Gerade nach dem Achtelfinal-K.o. gegen Liverpool vor einem Jahr «werden wir versuchen, dass die Reise weitergeht». Trotzdem warne er vor voreiligen Titel-Träumereien.

Das Wiedersehen mit den Blues ist ein Wegweiser in die Münchner Zukunft. Wo steht der FC Bayern in Europa? Wie gross muss die Transferoffensive im Sommer ausfallen? Und liefert Flick auch in der Königsklasse? Für den Trainer werden die K.o.-Spiele gegen Chelsea zur Prüfung auf höchster Ebene. Die Prüfung könnte über die Weiterbeschäftigung entscheiden.

Flick wird gerühmt

«Mit der Arbeit, die er geleistet hat, kann man bis dato total zufrieden sein», lobte Rummenigge. Beim Abschlusstraining, das die Bayern noch in München bestritten, sangen die Spieler ihrem Trainer ein Geburtstagsständchen. 14 Siege in 17 Pflichtspielen kann Flick vorweisen, die Spielweise sei wieder Bayern-like, wie Rummenigge schwärmte. «Der Trainer wird sich auch in London taktisch etwas einfallen lassen. Er hat immer ein gutes Rezept gefunden.»

An der Stamford Bridge siegte aber noch keine deutsche Mannschaft. «Ich habe da gespielt. Es herrscht eine heisse Atmosphäre», sagte der Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Er war 2005 beim 2:4 der Bayern dabei, das das Münchner Ausscheiden in den Viertelfinals einleitete.

Chelsea verfügt nicht mehr über ein Schreckensgespenst, wie es Didier Drogba, Bayerns Alptraum von 2012, war. Die Blues glauben aber nach der Hauptprobe mit dem 2:1-Sieg gegen Tottenham an sich. «Dieses Spiel war vielleicht ein Wendepunkt», sagte Olivier Giroud, der sich als Torschütze für das Spiel gegen die Bayern empfahl.

Der Trainer Frank Lampard - er war 2012 bei den Blues noch Captain - muss Ausfälle wie die des Spielmachers N'Golo Kanté und von Christian Pulisic verkraften.

Gattuso will Messi «isolieren»

Barcelonas Hoffnungen auf den neuerlichen Sprung in die Viertelfinals der Champions League ruhen vor dem Achtelfinal-Duell gegen Napoli auf den Schultern von Lionel Messi. Der Weltfussballer traf beim 5:0 gegen Eibar viermal. Eine Woche vor dem «Clásico» gegen Real Madrid eroberten die Katalanen dank dem Ausrutscher der Madrilenen gegen Levante (0:1) die Leaderposition in der Meisterschaft zurück. Napoli will es Barcelona freilich schwerer machen. Die Süditaliener bauen für das Hinspiel auf den Heimvorteil im stimmigen San Paolo. Trainer Gennaro Gattuso will «Messi vom Rest der Mannschaft isolieren».

Napoli hat sich in der Serie A nach einem enttäuschenden Herbst etwas gesteigert. Mit vier Siegen aus den letzten fünf Spielen verbesserte sich Napoli auf Kosten der AC Milan in den 6. Rang. Um auch in der nächsten Saison in der Königsklassen dabei zu sein, müssten die Neapolitaner in den verbleibenden 13 Runden neun Punkte gutmachen. Oder aber die laufende Champions League gewinnen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Fussball MEHR