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8469 Tage nach dem denkwürdigsten Rhone-Derby

Servette gegen Lausanne-Sport ist das Léman-Derby, Servette gegen Sion das Rhone-Derby. Am Samstag stehen sich Servette und Sion in Genf erstmals seit Mai 2013 wieder der Super League gegenüber.

Agentur
sda
27.07.19 - 04:00 Uhr
Fussball

Damals verabschiedete sich sich Servette mit einem 4:0-Heimsieg gegen die Walliser für sechs Jahre aus der höchsten Liga.

Die erfreuliche, aber auch berüchtigte und heute noch anhaltende Rivalität zwischen den zwei Fan-Lagern geht auf den Cupfinal von 1996 im verregneten alten Wankdorf zurück. Die Genfer betrachten diesen Match auch nach 8469 Tagen als die bitterste aller ihrer Niederlagen.

Servette führte damals nach 62 Minuten 2:0, aber die Sittener rissen das Steuer bis zur 73. Minute herum und siegten 3:2 - genau wie sie es vorher und nachher in zwei Cupfinals gegen die Young Boys taten. Das Siegestor erzielte Aurelio Vidmar. Im heutigen Zeitalter des VAR würde das Tor vermutlich nicht mehr zählen, denn der Australier hatte den Gegenspieler umgestossen, bevor er allein auf Goalie Marco Pascolo ziehen konnte. Eine Perle war jedoch das 2:2 nach 67 Minuten gewesen. Patrick Sylvestre schoss aus fast 30 Metern flach und sehr scharf. Der Ball wäre neben das Tor gegangen, aber Raphael Wicky lenkte ihn mit einer verblüffenden Reaktion mit dem Absatz aus sechs Metern ins Tor.

Dieses Spiel ist 23 Jahre alt, aber es behält seine Wichtigkeit bei. Denn es bedeutete den generellen Machtwechsel unter den beiden Rivalen an der Rhone, auch wenn es seither noch verschiedene Male hin und her wogte. Sion wurde jedenfalls die Hauptstadt des Fussballs in der welschen Schweiz. Heute sieht der FC Sion sein Bild von der Walliser Tageszeitung «Le Nouvelliste» nach wie vor beeinträchtigt - Präsident Christian Constantin boykottiert die Mitarbeiter des «Nouvelliste» auch zu Beginn der neuen Saison -, während Servette unlängst in echter Schönheit in die Super League zurückgekehrt ist.

Neue Leidenschaft in Granatrot

Servettes Wiederaufstieg im Frühling wurde im ganzen Land mit Freude zur Kenntnis genommen. Der Aufstieg war der Lohn für die Politik von Präsident Didier Fischer. Fischer konnte sich sehr rasch abgrenzen von seinen Vorgängern, die den Klub an den Abgrund geführt hatten. Fischer hat die Stiftung eines mächtigen Genfer Luxusuhrenherstellers im Rücken. Andererseits machte er nie ein Hehl daraus, dass er im Fussballgeschäft ein Novize ist. Innerhalb von drei Jahren ist es ihm gelungen, dem Servette FC den Platz im Schweizer Fussball zurückzugeben, der ihm zusteht.

Didier Fischer schenkte im Frühling 2018 das Vertrauen einem Trainer, der schier schon verschwunden zu sein schien: Alain Geiger. Der Welschwalliser Geiger, der schon als Libero unter Servettes Legenden aufgestiegen war, trat das Amt auf die Saison 2018/19 mit einer festen Überzeugung an: Der Erfolg stellt sich über das Spiel ein, und nur über das Spiel. Damit überflügelten die Servettiens unter Geiger den Erzrivalen Lausanne-Sport, der mit einem doppelt so grossen Budget arbeiten konnte. Und gleich zu Beginn dieser Saison hat Servette seinen wunderbaren Weg mit dem 1:1 in Bern gegen Meister YB fortgesetzt.

Für das Rhone-Derby vom Samstag im Stade de Genève wird eine fünfstellige Zuschauerzahl erwartet.

Die Super-League-Spiele vom Samstag im Überblick:

Basel - St. Gallen (Duelle der Saison 2018/19: 1:2, 3:1, 1:1, 3:0). - Anspielzeit: 19.00 Uhr. - SR Bieri. - Absenzen: Kuzmanovic (verletzt) und Serey Die (Ferien); Nuhu, Wiss (beide verletzt), Lüchinger (rekonvaleszent), Vilotic, Kräuchi, Babic und Staubli (alle angeschlagen/nicht im Aufgebot). - Fraglich: Petretta; - . - Statistik: Der wiedererstarkte FCB hatte in de letzten Heimspielen gegen St. Gallen seine liebe Mühe. In drei Anläufen holten die Basler nur einen Punkt. Vor ungefähr einem Jahr war das 1:2 im St.-Jakob-Park mitentscheidend für den frühen klaren Rückstand, den sich der FCB gegenüber YB in der Tabelle einhandelte. Die St. Galler ihrerseits benötigen am Samstag eine Reaktion auf die auf unglückliche Weise zustande gekommene 0:2-Heimniederlage gegen Luzern.

Servette - Sion. - Anspielzeit: 19.00 Uhr. - SR Tschudi. - Absenzen: Iapichino, Busset und Lang (alle verletzt), Maccoppi und Castanheira (beide U21); Raphael und Nsakala (beide verletzt). - Fraglich: - ; Luan. - Statistik: Das letzte Meisterschaftsspiel zwischen den beiden Traditionsklubs der Romandie liegt mehr als sechs Jahre zurück. Im Mai 2013 standen die Servettiens längst als Absteiger fest, als sie die Walliser in Genf mit 4:0 abfertigten. Der neuerdings in Rumänien spielende Globetrotter Goran Karanovic war zweifacher Torschütze. In der neuen Tabelle liegt der Aufsteiger nach dem beachtenswerten 1:1 in Bern gegen YB schon einen Punkt vor Sion. Hauptsächlich wegen gravierender Fehler bezog die Mannschaft von Trainer Stéphane Henchoz ein 1:4 gegen Basel.

Die Rangliste der Super League vor der 2. Runde: 1. Lugano 1/3 (4:0). 2. Basel 1/3 (4:1). 3. Luzern 1/3 (2:0). 4. Neuchâtel Xamax FCS 1/1 (2:2). 4. Thun 1/1 (2:2). 6. Servette 1/1 (1:1). 6. Young Boys 1/1 (1:1). 8. St. Gallen 1/0 (0:2). 9. Sion 1/0 (1:4). 10. Zürich 1/0 (0:4).

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