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Zwei Orte, viel Talent und vier Bündner – hier erfährst du alles zur Eishockey-WM 2023

Am Freitag startet die Eishockey-WM in Riga und Tampere. Hier findest du alle wichtigen Informationen zum Turnier.

Lars
Morger
12.05.23 - 10:44 Uhr
Eishockey
Alles bereit: Am Freitag beginnt die Eishockey-WM 2023.
Alles bereit: Am Freitag beginnt die Eishockey-WM 2023.
Bild Salvatore Di Nolfi / Keystone

Die Austragungsorte

Tampere und Riga – fanden die Weltmeisterschaften nicht erst gerade dort statt? Ja. 2021 waren die Letten Gastgeber der Corona-WM, im letzten Jahr spielte man in Tampere. In diesem Jahr springen die beiden Austragungsorte für St. Petersburg ein, wo die WM eigentlich hätte stattfinden sollen, Russland aber aus bekannten Gründen wieder entzogen wurde. Die Gruppe A spielt in Tampere, die Schweizer Gruppe B in Riga. Beide Orte richten je zwei Viertelfinals aus, die Halbfinal- und Finalspiele finden dann in der hochmodernen Multifunktionshalle in Tampere statt. Sie bietet 13 500 Zuschauerinnen und Zuschauern Platz. In der für die WM 2006 gebauten Riga Arena finden etwas mehr als 10 000 Leute Platz. 

Hochmodern: Die Nokia Arena in Tampere ist zum zweiten Mal in Folge Austragungsort von WM-Spielen.
Hochmodern: Die Nokia Arena in Tampere ist zum zweiten Mal in Folge Austragungsort von WM-Spielen.
Bild Keystone

Die Gruppen

Gruppe A: Finnland, Schweden, USA, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Österreich, Ungarn

Die Favoritenrolle in dieser Gruppe ist klar verteilt. Für den amtierenden Weltmeister Finnland sowie dessen Nachbar Schweden dürfte der Viertelfinal Formsache sein. Dahinter wird es etwas spannender. Die USA haben für ihre Verhältnisse ein eher schwach besetztes Kader, dennoch dürften sie den Viertelfinal schaffen. Deutschland und Dänemark balgen sich um den vierten Platz in der K.o.-Phase, während Aufsteiger Ungarn ein Exploit gelingen müsste, damit man entweder Frankreich oder Österreich hinter sich lassen und den Klassenerhalt schaffen könnte. 

Gruppe B: Kanada, Tschechien, Schweiz, Slowakei, Lettland, Norwegen, Kasachstan, Slowenien

Für Kanada, Tschechien und wohl auch die Schweiz ist ein Platz im Viertelfinal reserviert. Dahinter dürften wohl die Slowakei und Gastgeber Lettland, mit Abstrichen auch die Norweger, um den vierten Platz kämpfen, wobei die Favoritenrolle bei den Slowaken liegt. Im Direktduell zwischen Kasachstan und Slowenien wird wohl der Absteiger bestimmt.  

Das sorgt für Aufsehen: Wenig Stars, dafür viel Talent

Da die WM jedes Jahr stattfindet, ist der Stellenwert des Turniers nicht ganz so gross wie beispielsweise im Fussball, wo es nur alle vier Jahre eine Endrunde gibt. Viele der allerbesten Spieler der Welt sind momentan noch in den NHL-Play-offs engagiert. Doch auch jene, die schon ausgeschieden sind, kommen nicht automatisch ans Turnier. In diesem Jahr sind so wenige Stars wie schon lange nicht mehr an der WM. Bei Kanada fehlen beispielsweise Namen wie Nathan MacKinnon, Sidney Crosby oder Brad Marchand. Bei Schweden kommen weder die Verteidiger Viktor Hedman und Erik Karlsson noch die Stürmer Mika Zibanejad oder Elias Pettersson, den die Skandinavier aufgrund der hohen Versicherungssumme nicht ans Turnier holen konnten. Die Bereitschaft der NHL, ihre besten Spieler fürs Turnier freizugeben, scheint immer kleiner zu werden. 

Dass Schweden und Kanada auf viele hochkarätige Stars verzichten müssen, eröffnet Chancen für andere Spieler. Beispielsweise für den 18-jährigen Leo Carlsson, der aller Voraussicht nach zu seinem WM-Debüt kommen wird. Dasselbe gilt für den gleichaltrigen Kanadier Adam Fantilli. Beide Spieler liefern sich zusammen mit dem Russen Matvei Michkov ein Rennen um den zweiten Pick im kommenden NHL-Draft hinter dem kanadischen Übertalent Connor Bedard. Fantilli verbuchte in der vergangenen Saison bei den Michigan Wolverines in der US-amerikanischen Collegeliga 65 Punkte in nur 35 Spielen und hat momentan die besten Chancen, bei den an Nummer 2 ziehenden Anaheim Ducks zu landen. Das Eishockeyportal «Daily Faceoff» schrieb darum, dass Fantilli nicht nur ein Trostpreis für die Kalifornier sei, sondern ein künftiger Superstar in der NHL. Sowohl Fantilli als auch Carlsson, der bei Spengler-Cup-Teilnehmer Örebro spielt, dürfen sich an der WM noch einmal auf internationalem Parkett präsentieren. 

Die Turnierfavoriten

Finnland hat 2019 und 2022 den Titel geholt. Die Nordeuropäer gelten auch in diesem Jahr als heisser Anwärter auf WM-Gold. Der grosse Star des Teams ist Mikko Rantanen von den Colorado Avalanche, der in der abgelaufenen NHL-Saison mit 105 Punkten der achtbeste Skorer der Liga war.

Der grosse Star: Mikko Rantanen läuft an der WM für Finnland auf.
Der grosse Star: Mikko Rantanen läuft an der WM für Finnland auf.

Die ersten Herausforderer sind auf dem Papier Kanada, Schweden und Tschechien. Die Ahornblätter haben in diesem Jahr ein weniger starkes Kader als auch schon. Dennoch ist mit den Nordamerikanern stets zu rechnen. Sie werden traditionell während des Turniers stärker. Schweden zählt momentan acht NHL-Spieler in seinem Kader, je nach Verlauf der NHL-Play-offs dürften noch mehr hinzustossen. Tschechien darf auf fünf Stars aus Übersee zählen.  

Wo steht die Schweiz?

In der Schweizer Nationalmannschaft hat bekanntlich ein Umdenken stattgefunden. Die Viertelfinals, die lange als Massstab galten, werden mittlerweile als Pflicht angesehen. Trainer Patrick Fischer und die Spieler sprechen offen von Medaillen oder dem Weltmeistertitel. Die Runde der letzten Acht muss die Schweiz in dieser Gruppe tatsächlich erreichen. Und dann wird sich zeigen, wie weit Fischers Team wirklich ist. Seine Erfolgsbilanz ist durchzogen, hat die Schweiz doch fünf von sechs Viertelfinals verloren. Als einziger Ausreisser steht die Silber-WM von 2018. Hoffnung auf den ersten Halbfinal seit damals dürften allfällige weitere Verstärkungen aus der NHL geben, nun, da mit Nico Hischier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid drei weitere Schweizer nicht mehr in den NHL-Play-offs engagiert sind. Man spricht schon lange davon, dass man bereit ist für den nächsten Schritt. Nun liegt es am Trainer und den Spielern, dies zu beweisen.

Diese Bündner sind an der WM

  • Nino Niederreiter: Der Stürmer startete seine Saison bei den Nashville Predators – und spielt nun plötzlich für Winnipeg. «Dank» dem frühen Aus in den Play-offs bestreitet der Churer seine siebte WM. Mit seiner Torgefahr kann er der Schweiz nur guttun. Niederreiter hat bereits 25 WM-Skorerpunkte auf seinem persönlichen Konto.
  • Enzo Corvi: 33 Torvorlagen in der Qualifikation – damit gehörte er ligaweit zu den Besten. Auch auf internationaler Ebene glänzt Corvi mit seinem Auge: 17 Assists in 26 WM-Spielen. Unvergessen, wie er die Schweiz 2018 mit seinem Chur-Kollegen Niederreiter zu Silber führte. Das Duo dürfte auch in Riga gemeinsam stürmen.
  • Andres Ambühl: Als der HCD-Captain 2004 seine erste WM bestritt, wurde George W. Bush als US-Präsident wiedergewählt, Joseph Deiss war Bundespräsident der Schweiz. Die WM in Riga ist Ambühls 18. Weltrekord. Seine 123 WM-Spiele? Ebenfalls Weltrekord. Der 39-Jährige ist in Davos noch immer Leistungsträger, 29 Skorerpunkte in dieser Saison.
  • Robert Mayer: Der Schweiz-Tscheche, der in Haldenstein gross wurde, musste 33 werden, um seinen ersten grossen Titel zu holen: Meister mit Genf. Dabei hatte Mayer eigentlich bloss den Status als Nummer 2 inne – und spielte sich in den Play-offs an die WM. Wie viele WM-Partien kommen auf seinem Konto hinzu (bisher drei)?
  • Michael Fora: Der Tessiner wechselte im vergangenen Sommer von Ambri-Piotta zum HC Davos – und gehörte zu den Gewinnern der letzten Saison. Hatte in den Play-offs am zweitmeisten Eiszeit aller HCD-Spieler, kam auch in den Special Teams zum Einsatz. Die WM in Riga ist seine vierte, sofern er denn noch zum Einsatz kommt. Denn im vorläufigen Aufgebot wurde der in der Vorbereitung als Captain aufgelaufene Fora nicht berücksichtigt. 

So spielt die Schweiz

Samstag, 13. Mai, 11.20 Uhr: Schweiz - Slowenien
Sonntag, 14. Mai, 15.20 Uhr: Norwegen - Schweiz
Dienstag, 16. Mai, 19.20 Uhr: Schweiz - Kasachstan
Donnerstag, 18. Mai, 19.20 Uhr: Schweiz - Slowakei
Samstag, 20. Mai, 15.20 Uhr: Kanada - Schweiz
Sonntag, 21. Mai, 19.20 Uhr: Tschechien - Schweiz
Dienstag, 23. Mai, 19.20 Uhr: Schweiz - Lettland
Donnerstag, 25. Mai, 15.20 oder 19.20 Uhr: Allfälliger Viertelfinal

Mit der «Südostschweiz» hautnah dabei

Wir berichten während der nächsten zwei Wochen direkt aus Riga von der Eishockey-WM. Spielberichte von den Spielen der Nationalmannschaft, Analysen, Hintergrundgeschichten und spannende Einblicke hinter die Kulissen mit unseren WM-Ticker sorgen dafür, dass ihr hautnah bei der WM dabei seid. Das gesamte Paket aus Riga findet ihr auf suedostschweiz.ch/sport

Lars Morger arbeitet seit 2022 als Redaktor Sport mit Schwerpunkt Eishockey und Schwingen für die Sportredaktion der «Südostschweiz»-Medienfamilie.

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