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Im Tollhaus Riga: Schweizer verliert erstmals an dieser WM

Die Schweiz verliert das Kehrausspiel zum Ende der Gruppenphase im Tollhaus gegen Lettland mit 3:4 nach Verlängerung. Patrick Fischer schont einige Spieler. Und Andres Ambühl trifft schon wieder.

Roman
Michel
23.05.23 - 18:59 Uhr
Eishockey
Einiges los: Die Letten schenken den Schweizern keinen Zentimeter.
Einiges los: Die Letten schenken den Schweizern keinen Zentimeter.
Bild Toms Kalnins / Keystone

Das Spiel

Für die Schweiz geht es um nichts, sie hat den Gruppensieg bereits auf sicher. Für Lettland geht es um alles, der Gastgeber braucht mindestens einen Punkt für die Viertelfinal-Qualifikation. Die elektrisierende Atmosphäre scheint die Letten aber anfänglich eher zu hemmen. Obwohl die Schweizer ohne drei NHL-Spieler antreten, sind sie mehrheitlich in der Zone des Gegners drin. Gleich mehrmals wird's gefährlich vor dem lettischen Tor. Das Heimteam findet aber immer besser ins Spiel, Bukarts vergibt nach neun Minuten völlig frei vor van Pottelberghe. Der WM-Debütant hat auch in der Folge einiges zu tun. Und die Schweizer? Sind bei ihren Aktionen zu verspielt. Richard und Bertschy zaubern, bringen die Scheibe aber auch nicht ins Netz. Und dann will auch Senteler die Scheibe ins Netz tragen, statt zu schiessen. 

22. Minute: Jetzt wird's richtig laut in der Riga Arena. Freibergs bringt die Letten von der blauen Linie in Führung. Fischer nimmt die Coaches Challenge. Der Grund: eine mögliche Torhüterbehinderung. Doch die Schiedsrichter bleiben nach Videostudium bei ihrem Entscheid. Doppelt bitter: Weils die erste Strafe der Partie gegen die Schweiz obendrauf gibt. Und weil kurz darauf auch Moser auf die Strafbank muss, spielt die Schweiz 39 Sekunden mit 3 gegen 5. Auch dank van Pottelberghe bleibt es beim 0:1. Doch dann lässt Kevin Fiala den Hexenkessel Riga verstummen. 1:1, der erste WM-Treffer des NHL-Stürmers. Bloss:Das Resultat hält nicht lange. Gerade einmal 32 Sekunden. Dann erwischt Abols van Pottelberghe zwischen den Beinen. Die Riesen-Chance zum Ausgleich hat Haas. Der Biel-Stürmer läuft plötzlich alleine aufs Letten-Tor los. Der starke Silovs pariert. Mit zwei Strafen nimmt sich die Schweiz in der Folge selbst etwas aus dem Spiel. 

Viel Aufregung zu Beginn des Schlussabschnitts: Erst zischt ein Schuss von Ambühl im Powerplay knapp am Tor vorbei. Dann knallt ein Abschluss von Corvi mit voller Wucht an den Kopf von Zile. Doch der lettische Stürmer hat Glück im Unglück. Die Schweizer werden stärker, Senteler vergibt den Ausgleich, nachdem er sich in den Slot der Letten gekämpft hatte. Kurz nach Ablauf eines Schweizer Powerplays ist die Scheibe dann doch im Tor. Corvi spielt herrlich auf Riat, der trifft zum zweiten Mal an diesem Turnier. Von Lettland kommt nun immer weniger. Und wer sorgt für die erste Schweizer Führung? Natürlich Andres Ambühl. Fiala findet den HCD-Captain, der direkt abzieht. Doch das 3:2 hält nich lange. Daugavins schliesst nach einem Scheibenverlust der Schweizer erfolgreich ab. Das Stadion, zuvor verstummt, tobt wieder. 

Verlängerung. Jetzt geht es auch für die Letten um nichts mehr. Im Powerplay gelingt ihnen der Siegtreffer.

Das fiel auf

  • Mit dem Viertelfinal gegen Deutschland im Hinterkopf schont Patrick Fischer gleich mehrere Leistungsträger: Mit Denis Malgin, Nino Niederreiter und Nico Hischier sitzt ein NHL-Trio auf der Tribüne. Dazu kommt auch Dean Kukan. Im Tor gibt Joren van Pottelberghe sein WM-Debüt. 

Die Bündner:

  • Andres Ambühl: Etwas Tempo rausnehmen, weils um nichts mehr geht? Gibt es beim HCD-Captain nicht. Ambühl ist immer da, wenn es hart auf hart geht. Und wird im ersten Drittel für sein Nachsetzen vor dem Letten-Tor beinahe belohnt. Im Schlussabschnitt hat er im Powerplay den Ausgleich auf dem Stock, verzieht aber. Dann kommt das dritte Drittel – und Ambühls viertes WM-Tor. Herrlich, wie er direkt abzieht. 
  • Enzo Corvi: Spielt anders als gegen die Tschechen wieder als Center und hat nach vier Minuten die Möglichkeit zum 1:0. Der HCD-Stürmer scheitert aber am lettischen Goalie. Gewinnt im zweiten Drittel das Bully, das zum zwischenzeitlichen 1:1 durch Fiala führt. Und auch der Pass zum 2:2 kommt von ihm. 
  • Nino Niederreiter: Der vierfache WM-Torschütze und Captain bekommt eine Pause. Um am Donnerstag im Viertelfinal gegen Deutschland wieder bereit zu sein. In der ersten Pause ist Niederreiter doch noch gefordert, als er den Schweizer Fans Autogramme gibt und für Selfies posiert. 
  • Robert Mayer: Sitzt nach seinem starken Auftritt gegen Tschechien auf der Tribüne. Die grosse Frage: Steht er am Donnerstag im Tor? Oder erhält Leonardo Genoni den Vortritt? Fischer hat die Qual der Wahl. 

 

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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