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Die Hischier-Show in Siders

Zwei Wochen vor Beginn der WM feiert das Nationalteam den ersten Sieg in der WM-Vorbereitung. In Siders wurde Frankreich 6:0 besiegt. Debütant Nico Hischier steuert drei Tore und einen Assist bei.

Agentur
sda
26.04.19 - 22:52 Uhr
Eishockey
In Feststimmung: Der Walliser Nico Hischier (2. v. li.) feiert mit seinen Teamkollegen eines seiner drei Tore in Siders gegen Frankreich
In Feststimmung: Der Walliser Nico Hischier (2. v. li.) feiert mit seinen Teamkollegen eines seiner drei Tore in Siders gegen Frankreich
KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

Ein Drittel lang taten sich die Schweizer gegen die Franzosen trotz markanter Überlegenheit (15:3 Torschüsse) schwer, zu guten Chancen zu kommen. Im zweiten Abschnitt wirkten sich die Schweizer Vorteile dann auch auf das Skore aus. Gregory Hofmann 79 Sekunden nach der ersten Pause und Andres Ambühl sechs Minuten später brachten die Schweiz 2:0 in Führung. Danach stand eine Wende nie mehr zur Diskussion. Goalie Reto Berra kam mit 17 Paraden zum zweiten Shutout mit der Nationalmannschaft, dem ersten seit mehr als acht Jahren.

Gregory Hofmann, der beste Goalgetter der National League (mit 32 Toren), erzielte sein zweites Länderspieltor in dieser Saison und das sechste im Verlauf des letzten Jahres. Hofmann ist damit auch in internationalen Spielen der zuverlässigste Schweizer Skorer (6 Tore, 3 Assists in den letzten zwölf Monaten). Andres Ambühl, der vor einem Jahr auf die WM hatte verzichten müssen, kam zu seinem ersten Länderspieltor seit November 2017.

Generell wurde in Siders aber Walliser Folklore geboten. Eishockey ist wieder «in» im Wallis, zumal der HC Sierre in diesem Frühling in einer dramatischen Finalserie gegen Martigny die My-Sports-League gewonnen und den Wiederaufstieg in die NLB (Swiss League) geschafft hat. Die 4500 Zuschauer (ausverkauft) feierten das Länderspiel-Debüt des Wallisers Nico Hischier, der an der Seite von Vincent Praplan, auch er Walliser, die erste Sturmlinie anführte. Die Fans feierten ausserdem ein bisschen das Schweizer Nationalteam und vor allem sich selber. Als in der 30. Minute der Eismeister ein kleines Eisproblem vor dem Schweizer Gehäuse behob, erhielt auch er seine La-olà-Welle.

Beim Anblick des Zamboni-Fahrers bei der Arbeit auf dem Eis kamen kurz schlechte Erinnerungen hoch. Vor 15 Jahren blamierte sich das Schweizer Eishockey in Siders bis auf die Knochen, als ein Länderspiel gegen Schweden abgesagt werden musste, weil Löcher in der Eisfläche während anderthalb Stunden nicht geflickt werden konnten. Und auch 1990 hatte es anlässlich eines Länderspiels gegen Italien (6:3-Sieg) in Siders Probleme und einen gut halbstündigen Spielunterbruch (wegen Elektronikproblemen) gegeben.

Aber rein resultatmässig bietet Siders und die altehrwürdige Graben-Eishalle für die Schweizer Nationalmannschaft ein gutes Pflaster. Noch nie ging in dieser Arena ein Länderspiel verloren. Nach dem Erfolg gegen Italien folgten Siege gegen Finnland (3:2/2005), die Slowakei (2:1/2009) und jetzt Frankreich.

Hischiers Tore

Auch Nico Hischier riss bei seinem Nationalmannschafts-Debüt die Walliser Fans spät noch von den Sitzen. Am Ende wurde er mit Ovationen gefeiert. Der erst 20-jährige Jungspund stellte mit einem souverän abgeschlossenen Solo zum 3:0 nach nur 38 Sekunden im Schlussabschnitt den vierten Schweizer Sieg in den letzten sechs Partien gegen Frankreich sicher. Später erhöhte Hischier auch noch auf 4:0 und 5:0. Und vorher hatte er mit einem öffnenden Pass Ambühls 2:0 eingeleitet. Vier Skorerpunkte - dieses Debüt weckt Hoffnungen für die WM!

Der andere Länderspiel-Debütant, der 19-jährige Philipp Kuraschew, setzte mit dem 6:0 den Schlusspunkt. Der junge Wirbelwind überzeugte ebenfalls, erzeugte im ersten Abschnitt mit den Flügeln Gregory Hofmann und Andres Ambühl die besten Schweizer Möglichkeiten. Kuraschew darf durchaus hoffen, es bis an die Weltmeisterschaft nach Bratislava zu schaffen. Denn im Sturm ist der Konkurrenzkampf nicht ganz so gross wie in der Abwehr, wo nächste Woche sicher Roman Josi, Yannick Weber (beide von Nashville) und womöglich auch Jonas Siegenthaler (von Washington) zum Schweizer Team stossen werden.

Massys Derniere

Für einen weiteren Walliser war das erste Länderspiel im Wallis seit zehn Jahren ein besonderes. Schiedsrichter Didier Massy (56) beendete mit dieser Partie seine internationale Karriere. Massy, Schweizer Meister als Spieler mit Lugano 1988 und 1990, schaffte es vor zehn Jahren als erster ehemaliger Internationaler auch als Referee bis in die NLA (heute National League). Er pfiff an Weltmeisterschaften. Anders als im Februar ursprünglich angekündigt, beendet Massy seine Karriere noch nicht. Er wird nächste Saison in der Swiss League Spiele leiten und helfen, junge Referees an die National League heranzuführen.

Die Schweiz und Frankreich treffen am Samstag in Genf (18 Uhr) nochmals aufeinander. Bis zum ersten WM-Spiel in zwei Wochen gegen Italien folgen danach noch zwei Länderspiele in der Ostschweiz gegen Lettland.

Telegramm:

Schweiz - Frankreich 6:0 (0:0, 2:0, 4:0)

Siders. - 4500 Zuschauer (ausverkauft). - SR Dipietro/Massy, Kaderli/Kovacs. - Tore: 22. Hofmann (Ambühl, Fora) 1:0. 28. Ambühl (Fiala, Hischier/Ausschluss Perret) 2:0. 41. (40:38) Hischier (Fiala) 3:0. 54. Hischier (Frick, Praplan) 4:0. 58. (57:03) Hischier (Fora, Frick) 5:0. 58. (57:27) Kuraschew (Ambühl, Marti) 6:0. - Strafen: 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 5mal 2 Minuten gegen Frankreich.

Schweiz: Berra; Rathgeb, Genazzi; Glauser, Kreis; Fora, Frick; Marti, Janis Moser; Praplan, Hischier, Fiala; Ambühl, Kuraschew, Hofmann; Riat, Fuchs, Hollenstein; Rod, Bertschy, Bertaggia.

Frankreich: Ylönen (30. Buisse); Hecquefeuille, Crinon; Manavian, Gallet; Janil, Dame; Chakiachvili, Dusseau; Bertrand, Guttig, Sacha Treille; Rech, Clairon, Bozon; Fleury, Valier, Leclerc; Perret, Ritz, Berthon; Di Dio.

Bemerkungen: Schweiz ohne Mayer (Ersatztorhüter), Marco Müller, Descloub, Loeffel, Walser (alle überzählig). - Schüsse: Schweiz 29 (15-8-6); Frankreich 17 (3-9-5). - Powerplay-Ausbeute: Schweiz 1/3; Frankreich 0/0.

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