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Der SC Bern feiert den dritten Titel innerhalb von vier Jahren

Auf dem Weg zum 16. Meistertitel lässt sich der SC Bern nie aus der Ruhe bringen. Dass die Berner den Pokal in die Höhe stemmen können, liegt primär an ihrer Erfahrung - und an starken Einzelspielern.

Agentur
sda
20.04.19 - 22:39 Uhr
Eishockey
Leonardo Genoni war einer der überragenden Einzelspieler auf dem Weg zum 16. Meistertitel des SC Bern
Leonardo Genoni war einer der überragenden Einzelspieler auf dem Weg zum 16. Meistertitel des SC Bern
KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Eigentlich ist es auf den ersten Blick nur logisch, dass Bern zum dritten Mal in den letzten vier Jahren den Schweizer Meistertitel gewonnen hat. Das Team von Trainer Kari Jalonen schloss die Qualifikation auf Platz 1 ab und startete als Favorit in die Playoffs. Doch ausgerechnet in der Endphase der «Regular Season» gerieten die Berner ausser Form. Nach einem mühevollen Auftakt in die Playoffs legten die Berner einen Steigerungslauf hin, dem auch der EV Zug nichts entgegen zu setzen hatte.

Die Playoffs dokumentieren die Stärken der neusten Berner Meistermannschaft exemplarisch. Der SCB kam nicht ohne Schwierigkeiten durch die entscheidende Phase der Meisterschaft. Ganz im Gegenteil: In allen drei Serien, sowohl gegen Genève-Servette (4:2) in den Viertelfinals als auch gegen Biel (4:3) in den Halbfinals und gegen Zug (4:1) im Final geriet die Equipe in Rücklage. Gegen Biel wehrte sie sogar zwei Match-Pucks ab.

Mit einem 1:0-Auswärtssieg löste sich der SCB aus der Umklammerung. Nach diesem sechsten Halbfinal-Spiel schwärmte der ansonsten so ruhige Kari Jalonen regelrecht von seiner Mannschaft. Die «Euphorie» des kühlen Finnen an diesem Tag lässt sich im Nachhinein auch so deuten, dass dieser gespürt haben muss, dass sich seine Mannschaft durch nichts erschüttern lässt. Und Jalonen, der Bern zum dritten Mal in Folge zum Qualifikationssieg und zum zweiten Mal nach 2017 zum Titel coachte, sah sich bestätigt.

Im Final war Zug spielerisch mindestens ebenbürtig. Die Differenz schufen die Berner mit ihrer Erfahrung herbei, ihrer «Coolness» in den entscheidenden Phasen und dem Wissen um die eigenen Stärken. Das erstaunt nicht: 17 Spieler hatten in der Vergangenheit bereits mindestens einen Meistertitel gefeiert, 13 plus Trainer Jalonen standen beim letzten Titelgewinn vor zwei Jahren (ebenfalls gegen Zug) bereits im Kader des SCB.

Die immense Erfahrung sorgte dafür, dass im Unterschied zu Zug, das primär von seinen ersten beiden Formationen lebte, in praktisch jedem Playoff-Spiel ein anderer Akteur ins Blitzlicht trat. Einmal war es Topskorer Mark Arcobello, der mit seinen Treffern für die Entscheidung sorgte, ein anderes Mal der unermüdliche Antreiber Tristan Scherwey oder wie im Viertelfinal der unbeschwert aufspielende Daniele Grassi.

Zudem kehrten bei Bern im richtigen Moment zuvor verletzte Schlüsselspieler zurück. Ramon Untersander etwa, der nur sechs Qualifikationsspiele absolviert hatte, in den Playoffs aber eine dominierende Rolle einnahm und beim 1:0 in Biel den einzigen Treffer schoss. Oder dann Nationalspieler Gaëtan Haas, der sich in den Viertelfinals verletzte, im Final wieder ins Geschehen eingriff und fortan als Center der vierten (!) Formation für mehr Breite und Ausgeglichenheit sorgte.

Zwei Spieler standen über dem bärenstarken Kollektiv. Zum einen Captain Simon Moser, der nicht nur konstant auf höchstem Niveau agierte, sondern mit seiner Präsenz und stets positiven Einstellung die Identifikationsfigur der SCB-Meisterausgabe 2019 war. Zum anderen Torhüter Leonardo Genoni, der sich mit seinem zweiten Meistertitel aus Bern verabschiedete. Der Keeper demonstrierte erneut seine Extraklasse und entschied gegen Zug mehrere Partien fast im Alleingang.

Wer drei Titel in vier Jahren gewinnt, der sollte auch in den nächsten Jahren zu den Schwergewichten der Liga gehören - zumal der Kern der Mannschaft auch in der Saison 2019/2020 zusammenbleibt. Doch es ist Vorsicht angebracht: Mit Genoni verlässt der wichtigste Einzelspieler den Klub in Richtung Zug, mit Haas, der sich in der NHL versuchen möchte, droht auch der Abgang des wichtigsten Schweizer Centers.

Die Abgänge von Leistungsträgern vermochte Bern zuletzt kaum einmal vollumfänglich zu ersetzen, auch weil das Geschäftsmodell mit den Zusatzeinkommen aus der Gastronomie bei den stets steigenden Lohnkosten an seine Grenzen gerät. Die aufstrebenden Klubs aus Lausanne, Biel und Zug sind finanziell mindestens ebenso potent wie der Ligakrösus. Noch aber hat Bern die alte Ordnung bewahrt, seinen Status als Nummer 1 zementiert und die mehr als 20-jährige Herrschaft der «grossen Vier» (Bern, ZSC Lions, Davos und Lugano) im Schweizer Eishockey erfolgreich verteidigt.

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