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SCRJ beschenkt seine Fans mit einer Galavorstellung

Mit einem 6:3-Sieg über Lugano versüssen die Rapperswil-Jona Lakers den «Fanatics» deren 15. Wiegenfest. Headcoach Jeff Tomlinson lobt seine Spieler danach für ihre Leistung und die Reaktion auf die unglückliche Niederlage in Langnau, dämpft aber allzu hohe Erwartungen.

Ruedi
Gubser
26.11.18 - 04:34 Uhr
Eishockey
Mann des Spiels: Danny Kristo hat sich die Scheibe erkämpft und stürmt unaufhaltsam zum 1:0.
Mann des Spiels: Danny Kristo hat sich die Scheibe erkämpft und stürmt unaufhaltsam zum 1:0.
Bild Tom Oswald Fotografie

Diese Ehrenrunde vor der Fankurve hatten sich die Lakers verdient. Angeführt vom Mann des Abends, Danny Kristo, liessen sich die Spieler des Aufsteigers feiern und machten dem den 15. Geburstag feiernden Fanclub «Fanatics» das schönste Geburtstagsgeschenk. 6:3 hatte Rapperswil-Jona gesiegt, Kristo zwei Tore geschossen und zwei vorbereitet. Der Jubel war gross. Die «Kristo, Kristo»-Rufe hallten durch die St. Galler Kantonalbank Arena. Nur einer hörte sie nicht: Danny Kristo. Erst als der US-Amerikaner von Florian Schmuckli und Melvin Nyffeler darauf aufmerksam gemacht wurde, drehte er solo nochmals eine Runde – wie auch Nyffeler. Das Publikum wusste, bei wem sie sich für den tollen Abend zu bedanken hatten.

Solo hatte Kristo auch das 1:0 erzielt. Wie er sich die Scheibe gegen Alessio Bertaggia erkämpfte, davonzog und schliesslich Lugano-Keeper Elvis Merzlikins bezwang, war nicht nur sehenswert, sondern auch das Signal für alle Lakers, dass sie mit Willen, Einsatz und der nötigen Coolness im Abschluss die Bianconeri in die Knie zwingen können. «Wir können Spiele in der National League nur über den Kampf gewinnen», meinte Jan Mosimann, dessen 5:2 sein erster persönlicher Treffer in der National League war.

Ankunft in der höchsten Liga

Neben Kristo und Nyffeler waren weitere Spieler, die wichtige Pfeiler des Erfolgs gegen Lugano waren. Corsin Casutt beispielsweise, der ebenfalls mit einem Solo nur 62 Sekunden nach der Führung das 2:0 erzielte, das den Glauben der Lakers an den Sieg weiter stärkte. Oder Casey Wellman, Dion Knelsen und Roman Schlagenhauf, die mit je zwei Skorerpunkten ihren Teil beitrugen. Eigentlich könnten alle Akteure aufgezählt werden, denn es war ein Triumph des Teams, in dem jeder für jeden kämpfte. Gegen Lugano wurden die Lakers für ihren Kampf belohnt, was am Freitag in Langnau noch nicht der Fall gewesen war. Nach diesem Wochenende scheinen die Lakers in der höchsten Liga angekommen zu sein.

«Wir sind auf einem guten Weg, aber noch weit von dort entfernt, wo wir sein möchten.»
Jeff Tomlinson, Headcoach SCRJ Lakers

Einer ist sich jedoch nicht sicher, ob das tatsächlich der Fall ist. «Wir sind auf einem guten Weg, aber noch weit von dort entfernt, wo wir sein möchten», steigt Trainer Jeff Tomlinson auf die Euphoriebremse. «Wir sind besser als letzte Woche. Nun geht es darum, dass wir uns von Woche zu Woche steigern können.» Einen Grund für die Steigerung sieht Tomlinson bei der Rückkehr der verletzten Schlüsselspieler und dem veränderten System in der Defensivarbeit. Es wird nun nicht mehr ausschliesslich auf den Mann gespielt, sondern in der Zone verteidigt. «Das erleichtert uns die Abwehrarbeit. Wir müssen weniger laufen, haben mehr Zeit und mehr Kraft für die Offensive», so Tomlinson. Im neuen System scheinen sich Spieler wohl zu fühlen. Obwohl sie es nur in zwei Trainingsheiten eingeübt hatten, traten sie in der Defensive sowohl gegen Langnau als auch gegen Lugano, von wenigen Ausnahmen abgesehen, gut organisiert auf. «Ich glaube, es macht allen Spass, mit diesem System zu spielen. Die Ausländer sind sich daran gewöhnt, und die anderen passen sich gut an», meint Tomlinson

Fragwürdige Entscheidungen

Zufrieden war der Lakers-Trainer auch mit den Special Teams. «Es scheint, als ob sich die harte Arbeit in den letzten Wochen in diesem Bereich auszahlen würde.» Ein Tor in Überzahl geschossen, keines in Unterzahl erhalten: Die Bilanz darf sich sehen lassen. Dabei mussten sich die Lakers im letzten Drittel während zwei Minuten mit zwei Spielern weniger den Angriffen der Luganesi erwehren. Sie taten das kämpferisch vorbildlich und bei den blockierten Schüssen nicht ganz schmerzfrei. Um diese Phase unbeschadet zu überstehen, brauchte es aber auch eine Grosstat von Nyffeler, die vom Schützen Dario Bürgler mit einem Kopfschütteln quittiert wurde.

Zu dieser Unterzahl war es gekommen, weil sich Cédric Hüsler mit Maxim Lapierre anlegte und damit eine kleine Keilerei auslöste. Es war die Reaktion auf Lapierres Stockschlag auf die Hand von Nyffeler, nachdem die Partie bereits unterbrochen gewesen war. Dass der Luganesi dafür unbestraft davonkam, erhitzte die Gemüter beim Lakers-Anhang – und auch beim Geschäftsführer. «Würden Spieler eine derartige Leistung abliefern, wie dies die Schiedsrichter gegen Lugano taten, würden sie im nächsten Spiel nicht mehr eingesetzt», polterte Markus Bütler. Schon in Langnau waren die Lakers in der Schlussphase benachteiligt worden. «Von den drei Strafen war eine völlig ungerechtfertigt, eine fragwürdig und nur eine klar», lautete Bütlers Urteil nach ausgiebigem Videostudium.

Die Tendenz zeigt nach oben

Diese Benachteiligungen und die ärgerliche 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen die SCL Tigers steckten die Lakers scheinbar unbeeindruckt weg. «Wir sind uns gewöhnt, Niederlagen wegzustecken. Deshalb gilt für uns: schnell analysieren, schnell vergessen», betont Tomlinson. Nicht so schnell vergessen, werden die Lakers-Anhänger den Abend des 6:3-Sieges gegen Lugano. Solche Auftritte ihres Teams gilt es zu geniessen und machen Hoffnung auf Wiederholungen. Die Tendenz zeigt nach oben: In drei der letzten vier Spiele haben die SCRJ Lakers gepunktet.

Rapperswil-Jona – Lugano 6:3 (2:1, 1:1, 3:1)
4103 Zuschauer. – SR Tscherrig/Oggier, Altmann/Ambrosetti

Tore: 6. (5:10) Kristo (Ness) 1:0. 7. (6:12) Casutt (Spiller, Knelsen) 2:0. 15. Chiesa (Klasen, Bürgler) 2:1. 35. Wellman (Kristo, Knelsen/Ausschluss Walker) 3:1. 39. Bürgler (Chorney, Chiesa) 3:2. 48. Schlagenhauf (Wellman, Kristo) 4:2. 51. Mosimann (Hüsler, Mason) 5.2. 52. Hofmann (Sannitz, Lapierre) 5:3. 59. (58:37) Kristo (Schlagenhauf) 6:3 (ins leere Tor).
Strafen: je 5mal 2 Minuten.
Rapperswil-Jona: Nyffeler; Gilroy, Berger; Iglesias, Schmuckli; Gähler, Profico; Hächler, Maier; Kristo, Schlagenhauf, Wellman; Spiller, Knelsen, Casutt; Mosimann, Mason, Hüsler; Primeau, Ness, Lindemann.
Lugano: Merzlikins; Chiesa, Chorney; Loeffel, Riva; Ulmer, Wellinger; Jecker; Walker, Lajunen, Jörg; Lapierre, Sannitz, Hofmann; Bürgler, Morini, Klasen; Fazzini, Romanenghi, Bertaggia; Reuille.
Bemerkungen: Rapperswil-Jona ohne Aulin, Rizzello, Brem (alle überzählig), Helbling und Schweri. Lugano ohne Vauclair, Ronchetti, Cunti, Sartori (alle verletzt) und Haapala (überzähliger Ausländer). – 39. Pfostenschuss Chorney. – Lugano ab 57:51 bis 58:37 ohne Goalie.

 

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