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Ruhe bewahren und sich auf die guten Sachen fokussieren

Nach dem Sieg über Leader Biel sind die Lakers beim 2:7 in Zug auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. Viele Fehler und vier Gegentore in Unterzahl sorgten für das klare Verdikt. Es gab aber auch Positives.

Ruedi
Gubser
19.11.18 - 04:33 Uhr
Eishockey
Nimmt Fahrt auf: Lakers-Stürmer Casey Wellman hat gegen Biel und Zug drei Tore und einen Assist erzielt.
Nimmt Fahrt auf: Lakers-Stürmer Casey Wellman hat gegen Biel und Zug drei Tore und einen Assist erzielt.
Bild Tom Oswald Fotografie

Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Ein Erfolg gegen den Leader bedeutet nicht der Beginn einer wärmenden Siegesserie. Einen Tag nach dem 5:4 gegen Biel fanden sich die Lakers im tristen Alltag des Herbstes 2018 wieder. 2:7 unterlagen sie in Zug. Unterlegen ist die passende Bezeichnung. Denn bis auf die zweite Hälfte des Startdrittels, in der auch der Ausgleich zum 1:1 fiel, waren die Lakers nur Sparringpartner. «Wir hatten extrem Mühe, die Zuger unter Kontrolle zu halten. Sie kamen jeweils schnell durch die neutrale Zone und erzeugten so offensiv sehr viel Druck. Dagegen fanden wir kein Rezept», sagte Corsin Casutt, der vom erneut zuschauenden Antonio Rizzello das Captainamt übernommen hatte. «Ich habe nur das C auf der Brust. Der wahre Captain bleibt Rizzello», so Casutt.

«Statt gleich weiterzuspielen, versuchten wir Dinge, die wir nicht können.»
Casey Wellman, Stürmer der SCRJ Lakers

Von Zug unter Druck gesetzt, leisteten sich die Lakers zu viele Fehler. Und für einmal schwächelte auch das bisher gelobte Boxplay. Vier Treffer mussten die Lakers in Unterzahl hinnehmen – gegen ein Zug, das bis am Samstag die schlechteste Powerplay-Bilanz aller NL-Teams aufwies. Zugs Trainer Dan Tangnes hatte in der Meisterschaftspause offensichtlich an dieser Schwäche gearbeitet. «Zug hat in Überzahl sehr gut gespielt», musste auch Casutt feststellen. Auch Goalie Melvin Nyffeler war diesmal nicht der überragende Rückhalt. Dreimal erwischten ihn die Zuger mit Schüssen über seine Schulter. Nach dem 1:4 hatte Nyffeler genug, und er räumte seinen Platz für Noël Bader

Die Ruhe bewahren

Positiv am Wochenende war für die Lakers, dass sie den Knoten beim Tore schiessen gelöst zu haben scheinen. Sieben Tore in zwei Spielen: Dafür hatten die Lakers zuvor einmal sechs und einmal acht Spiele benötigt. Seinen Anteil daran hat auch Casey Wellman. Seinen zwei Treffern und einem Assist gegen Biel fügte er in Zug ein weiteres Tor hinzu. Dabei demonstrierte er, über welch feines Händchen er verfügt. Der schelmische Lupfer zum 1:1 konnte ihn nach Spielschluss aber nicht wesentlich aufheitern. «Es ist sicher ein schönes Gefühl, den Puck ins Netz zu schiessen. Verliert man aber 2:7, helfen ein oder zwei Goals nicht», so Wellman. Ihn frustrierten die vielen Fehler und Puckverluste, und dass man nach den ersten Gegentoren nicht beim ursprünglichen Gameplan geblieben sei. «Statt gleich weiterzuspielen, versuchen wir immer Dinge, die wir nicht können.» Dem US-Amerikaner ist aufgefallen, dass sie nach einem Rückstand unbedingt mehr tun wollten. Dieser Aktionismus erzeuge bei allen Spielern mehr Druck, was wiederum zu mehr Scheibenverlusten führe. «In solchen Situation müssen wir ruhig bleiben, relaxt weiterspielen und dürfen die Wende nicht erzwingen wollen.»

Das ist einfacher gesagt als getan. Und es ist nicht nur ein Lakers-Problem. «Das passiert ständig, auch anderen Teams», sagt Wellman. «Vielleicht liegt es bei den Lakers daran, dass sie es eine Liga höher besonders gut machen wollen. Wir versuchen schon länger, hinter die Ursache für unsere Probleme zu kommen. Allmählich müssen wir sie herausfinden, denn bald ist die Hälfte der Qualifikation erreicht.»

Die Lage, in der sich die Lakers befinden, sei ungemütlich, fährt Wellman fort. «Natürlich ist es frustrierend, so häufig zu verlieren. Und es ist schwierig, dabei nicht zu negativ zu werden. Auf einzelne Spieler und ihre Fehler zu zeigen, hilft in unserer Situation aber nicht. Das bringt nur eine schlechte Stimmung.» Wichtig sei, sich auf die Dinge zu fokussieren, die sie in den letzten Spielen gut gemacht hätten und «wie wir solche Sachen wiederum kreieren können». Teilzeit-Captain Casutt fügt an. «Wir müssen weiter hart arbeiten und daran glauben, dass wir öfters gewinnen können, als wir es in den ersten 20 Spielen getan haben.»

Die Frage des Selbstvertrauens

Eine Ursache der Fehler und der (bis zum Wochenende) schlechten Chancenauswertung dürfte mangelndes Selbstvertrauen sein. Das Blöde ist hier, dass man sich dieses vor allem mit Siegen aneignet. Für die Lakers wäre es schon ein Erfolg, wenn sie das Verhältnis zwischen Siegen und Niederlagen verbessern könnten. Bisher gabs jeweils nach sechs Niederlagen einen Sieg. In Zukunft bis zum nächsten Sieg nur noch dreimal zu verlieren, wäre schön für die Lakers – und gut fürs Selbstvertrauen – auch im Hinblick auf den kommenden Frühling, wenns für die Lakers um den Ligaerhalt geht.

Zug – Rapperswil-Jona Lakers 7:2 (2:1, 3:1, 2:0)
7126 Zuschauer. – SR Wiegand/Hebeisen, Schlegel/Kovacs.
Tore: 8. Suri (McIntyre/Ausschluss Knelsen) 1:0. 18. Wellman (Schlagenhauf, Kristo/Ausschluss Everberg) 1:1. 19. Martschini (Roe, Simion/Ausschluss Ness) 2:1. 21. Martschini (McIntyre) 3:1. 26. Klingberg (Stadler, Roe) 4:1. 31. Ness (Gähler, Primeau) 4:2. 35. Everberg (Martschini, Roe/Ausschluss Casutt) 5:2. 54. Simion (Zehnder, Zryd) 6:2. 57. Everberg (Alatalo, Roe/Ausschluss Primeau) 7:2.
Strafen: 5mal 2 plus 10 Minuten (Lammer) gegen Zug, 6mal 2 Minuten gegen die Rapperswil-Jona Lakers.
Zug: Aeschlimann Schlumpf, Stadler; Zryd, Zgraggen; Alatalo, Thiry; Oejdemark; Martschini, McIntyre, Suri; Lammer, Senteler, Simion; Klingberg, Roe, Everberg; Leuenberger, Zehnder, Schnyder; Albrecht.
Rapperswil-Jona Lakers: Nyffeler/Bader (ab 26.); Gähler, Profico; Gilroy, Berger; Iglesias, Schmuckli; Hächler, Maier; Kristo, Schlagenhauf, Wellman; Spiller, Knelsen, Casutt; Primeau, Ness, Lindemann; Mosimann, Mason, Brem.
Bemerkungen: Zug ohne Morant und Diaz. Rapperswil-Jona ohne Helbling und Schweri (beide verletzt), Aulin, Rizzello und Hüsler (alle überzählig). 50. Pfostenschuss Knelsen.

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