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Kranfahrer bleibt straffrei – Töfffahrer kriegt Strafbefehl

Ein Chauffeur rettete einem Motorradfahrer das Leben, indem er seinen 96-Tonnen-Kran ins Wiesland steuerte. Der Kran kippte um – Bergungskosten von einer Million Franken waren die Folge.

Urs
Schnider
15.10.19 - 08:47 Uhr
Blaulicht
Ungetüm am Boden: Pneukran ins Wiesland gesetzt – und damit das Leben eines Motorradfahrers gerettet.
Ungetüm am Boden: Pneukran ins Wiesland gesetzt – und damit das Leben eines Motorradfahrers gerettet.
KAPO SG

Am 11. Juni hatte ein Motorradfahrer mehr als einen Schutzengel. Er kam auf der Wattwilerstrasse in Ricken wegen eines Auffahrunfalls zu Fall und blieb auf der Gegenfahrbahn liegen. In diesem Moment kam von der anderen Seite ein 96 Tonnen schwerer Spezialkran angedonnert. Der Chauffeur des Spezialkrans reagierte geistesgegenwärtig: Er wich dem Motorradfahrer aus und lenkte sein Gefährt über den rechten Fahrbahnrand hinaus. Der achtachsige Spezialkran-Lastwagen überschlug sich und kam auf der Seite liegend zum Stillstand. Der Chauffeur des 96-Tonnen-Krans hatte Glück, er blieb unverletzt. Mit der Aktion rettete er dem Töfffahrer wohl das Leben. Der Schaden am Kran betrug jedoch rund eine Million Franken. Und auch die Bergungsarbeiten am stählernen Ungetüm schlagen mit einem sechsstelligen Betrag zu Buche.

Strafbefehl für den Motorradfahrer

Kürzlich wurden nun die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft zum Fall abgeschlossen, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt. Für den Chauffeur des Kranlastwagens habe der Unfall keine rechtlichen Konsequenzen. Das Verfahren wegen Verletzung der Verkehrsregeln gegen ihn wurde mittels einer Nichtanhandnahme-Verfügung beendet.

Nach dem spektakulären Unfall sorgte die Bergung des Krans für Schlagzeilen.

Anders beim Motorradfahrer. Gegen diesen erging kürzlich ein Strafbefehl «wegen Nichtbeherrschung des Fahrzeugs». Er muss mit Konsequenzen rechnen.

Im Nachgang zu dem spektakulären Unfall sorgte auch die Bergung des 96-Tonnen-Krans für weitere Schlagzeilen. Denn diese war sehr aufwendig. Die Strasse musste während mehrerer Nächte jeweils ab 22 bis 5 Uhr morgens komplett gesperrt werden. Während dieser Zeit wurde der Pneukran durch Spezialmaschinen und Facharbeiter demontiert. Die Einzelteile wurden mit Lastwagen abtransportiert. Diese Vorgänge dauerten jeweils mehrere Stunden.

Hunderte Liter Öl flossen ins Erdreich

Erschwerend kam hinzu, dass bei dem Unfall viel Öl ausgeflossen war. «Mehrere hundert Liter Hydrauliköl sind in die Wiese geflossen», rapportierte das Team Naturgefahren des kantonalen Umweltamts. Die Unfallstelle lag jedoch nicht in einem Gewässerschutzgebiet oder in der Nähe eines Gewässers. Deswegen seien keine Folgeschäden zu erwarten, hiess es Tage nach dem Unfall. Nachdem der Kran weggeräumt worden war, wurden die letzten Ölreste ebenfalls entsorgt.

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