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Graubünden stellt sich Fragen zur Gleichstellung

Im Mai 1996 sprach sich der Grosse Rat für die Einrichtung eines kantonalen Gleichstellungsbüros aus. 25 Jahre später stellt sich die Frage: Wie weit ist die Gleichstellung von Mann und Frau?

Südostschweiz
20.05.21 - 09:43 Uhr
Politik
Ein gemischtes Team sorgt für verbesserte Chancengleichheit von Frau und Mann in Graubünden: Patrizia Pavone, Susanna Mazzetta, Barbara Wülser und Nicolas Zogg.
Ein gemischtes Team sorgt für verbesserte Chancengleichheit von Frau und Mann in Graubünden: Patrizia Pavone, Susanna Mazzetta, Barbara Wülser und Nicolas Zogg.
PRESSEBILD

Es war der 24. Mai 1996, als der Grosse Rat Ja sagte zur Einrichtung eines kantonalen Gleichstellungsbüros. Das musste er auch fast: Der Antrag kam von der Bündner Regierung im Hinblick auf ein neues Bundesgesetz über die Gleichstellung von Mann und Frau, welches am 1. Juli desselben Jahres in Kraft trat.

Die Vorlage wurde im Grossen Rat zwar einstimmig angenommen, doch die Wortmeldungen bezeugen: Das Thema bewegte die Gemüter vor 25 Jahren gleichermassen wie heute. Denn: Gleichstellung wurde damals quasi gleichgesetzt mit Frauenförderung.

Eine Gesellschaft ohne starre Rollenbilder

Vieles, was vor 25 Jahren angestrebt wurde, ist heute Wirklichkeit. Aus rechtlicher Sicht sind manche Hürden beseitigt worden, sodass Frauen und Männer in vielen Bereichen heute ähnliche Rahmenbedingungen haben. Doch Chancengleichheit ist nicht nur eine juristische Frage, sondern auch eine soziokulturelle. Dies schreibt der Kanton Graubünden in einer Medienmitteilung vom Donnerstag.

«So lange starre Rollenbilder unsere Lebensentwürfe bestimmen, können wir unsere Neigungen und Talente nicht ausreichend entwickeln und in die Gesellschaft einbringen», sagt Barbara Wülser, die seit Februar 2021 die Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann leitet. Und Regierungsrat Jon Domenic Parolini, Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements, sagt: «Gleichstellung ist kein Selbstläufer, sondern muss stetig gepflegt und weiterentwickelt werden.»

Fragen an die Gesellschaft

Was heisst das konkret? Welche Themen sind heute relevant? Und wo steht Graubünden heute bezüglich Gleichstellung? Das Team der Stabsstelle für Chancengleichheit gibt im Jubiläumsjahr aber keine Antworten, vielmehr sammeln die drei Frauen und der Mann im Team Fragen, die in persönlichen Gesprächen mit ausgewählten Persönlichkeiten wie etwa alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf oder alt Bundeskanzlerin Corina Casanova entwickelt wurden.

Die Gespräche und die dadurch gesammelten Fragen sollen der Stabsstelle dabei helfen, sich strategische neu auszurichten – und gewisse Aktivitäten für die nächsten fünf Jahre richtig zu priorisieren. 25 ausgewählte Fragen spielt die Stabsstelle für Chancengleichheit an die Gesellschaft zurück: Sie werden auf Plakaten, Spielkarten, Postkarten sowie an einer Jubiläumsveranstaltung am 1. Oktober 2021 künstlerisch in Szene gesetzt.

Eine solche Frage lautet etwa: «Welche Frau bewirbt sich schon bei einer Firma mit einem reinen Männergremium an der Spitze?» Fragen wie diese sollen die Leser, die Bevölkerung aber auch das Team der Stabsstelle dazu motivieren, zu diskutieren, zu streiten – und schliesslich weiter voranzukommen. (ivk)

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