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Polizeigewalt gegen Frauen und viele Festnahmen in Belarus

Mit massiver Gewalt sind maskierte Uniformierte in der belarussischen Hauptstadt Minsk gegen friedlich demonstrierende Kritikerinnen des autoritären Staatschefs Alexander Lukaschenko vorgegangen. Bei den Protesten am Samstag, an denen sich Tausende Frauen beteiligten, gab es nach angaben des Menschenrechtsrechtszentrums Wesna (Spring 96) mehr als 45 Festnahmen. Auch in anderen Städten gab es Demonstrationen.

Agentur
sda
12.09.20 - 18:58 Uhr
Politik
Polizisten nehmen eine Demonstrantin fest. Foto: -/Tut.by/AP/dpa
Polizisten nehmen eine Demonstrantin fest. Foto: -/Tut.by/AP/dpa
Keystone/Tut.by/AP/-

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekräftigte ihre Sorge über die Entwicklung in Belarus. «Dort wird der Einsatz für Demokratie buchstäblich mit Füssen getreten», sagte sie in ihrer wöchentlichen Videobotschaft (Samstag). «Unser Herz schlägt mit den friedlich Demonstrierenden. Es ist bewundernswert, mit welchem Mut und mit welcher Entschlossenheit sie für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auf die Strasse gehen.»

Eine junge Frau erlitt in Minsk durch Schläge eines Polizisten eine Platzwunde im Gesicht, als sie einem Uniformierten die Strumpfmaske vom Gesicht zog und der Mann mit voller Wucht zuschlug. Der als «letzter Diktator Europas» bezeichnete Lukaschenko hatte die Spitzenposten im Sicherheitsapparat zuletzt neu besetzt und gefordert, härter gegen nicht genehmigte Proteste vorzugehen.

Die Kundgebungen seiner Gegner werden prinzipiell nicht genehmigt, nur die der Unterstützer, die sich in kleiner Zahl am Samstag im Zentrum an der Siegessäule versammelten. Zur gleichen Zeit kamen die Gegnerinnen Lukaschenkos am Platz der Freiheit zusammen. Die Kundgebung richtete sich vor allem gegen die Inhaftierung der Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa. «Gebt uns unsere Mascha zurück», skandierten die Frauen.

Vermummte Sicherheitskräfte kesselten die Frauen am Platz der Freiheit ein, packten sie hart an und steckten sie in Gefangenentransporter. Die Frauen waren völlig friedlich, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa vom Ort des Geschehens berichtete. Vielen Frauen gelang es, anschliessend den Protestmarsch fortzusetzen. Der Demonstrationszug vereinigte sich später mit weiteren Frauen, bis die Menge auf Tausende anwuchs.

Bislang hielten sich die Sicherheitskräfte gegenüber Frauen weitgehend zurück und nahmen überwiegend Männer fest. Deshalb beteiligten sich viele Demonstrantinnen an den Aktionen. Die Samstage stehen traditionell im Zeichen der Frauenproteste. Zuletzt gerieten aber auch sie ins Visier der Beamten. Die Polizei hatte zuvor eindringlich vor einer Teilnahme gewarnt.

Während der Proteste traf sich Lukaschenko mit dem nationalen Sicherheitsrat. Dabei sagte er der Staatsagentur Belta zufolge mit Blick auf die Militärübungen der Nato im Nachbarland Litauen, wenn die Übung beendet sei, solle die belarussische Armee «angemessen darauf reagieren». Zuletzt waren viele Streitkräfte an die Westgrenze verlegt worden. Zudem hatte Lukaschenko einen Teil der Armee «in höchste Kampfbereitschaft» versetzen lassen.

Zu sehen war auf Videoaufnahmen im Internetportal tut.by auch, wie Frauen einem Beamten eine Kamera wegnahmen, mit der er die Proteste filmte. Sie riefen «Uchodi» - «Hau ab!». Auch eine Journalistin, die für das Fernsehen die Lage kommentierte, wurde während ihrer Arbeit mitgenommen.

Swetlana Tichanowskaja, die sich als rechtmässige Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August sieht, verurteilte aus ihrem Exil in der EU die Polizeigewalt gegen Frauen. «Ich will Sie warnen, dass jeder, der Verbrechen gegen friedliche Demonstranten und sein Volk begeht, die Verantwortung dafür tragen wird», sagte die 38-Jährige. «Sie haben die Chance, auf die Seite des Volkes zu wechseln und keine verbrecherischen Befehle mehr auszuführen.»

Die Demokratiebewegung hat für diesen Sonntag zur fünften Grosskundgebung gegen Lukaschenko aufgerufen. Während sich an den Samstagen Tausende an den Protesten beteiligen, sind an Sonntagen Zehntausende bis Hunderttausende unterwegs. Die Sonntagsdemonstration steht diesmal unter dem Motto «Marsch der Helden», der auch der inhaftierten Kolesnikowa gewidmet ist. Der 38-Jährigen wird der Versuch der illegalen Machtergreifung vorgeworfen. Ihre Anwältin hatte das als absurd bezeichnet.

In dem zwischen Russland und dem EU-Mitglied Polen gelegenen Land kommt es seit der Präsidentenwahl vor mehr als einem Monat täglich zu Protesten. Nach mehr als 26 Jahren an der Macht beansprucht Lukaschenko den Wahlsieg mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für sich. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Gewinnerin. Die Wahl steht international als grob gefälscht in der Kritik.

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SDA schreibt:
Der als «letzter Diktator Europas» bezeichnete Lukaschenko.
Ich schreibe:
Hier gehört aber nicht verschwiegen, dass Sie das Opfer Russland bzw. Putin ebenso bezeichnen, immer aus eigennütziger US-Sicht, gegen Europa (wie im 2WK, wo gemäss Historikern Hitler äusserst früh von den USA protegiert wurde, weil Russland seit jeher US-Angriffsziel ist).
Klar zieht in den EU-Oststaaten die CIA die Strippen (bereits zu Putschzeiten in der Ukraine sickerte ja offiziell Mainstream durch, dass die USA bereits «fünf Milliarden Dollar» für ihre Unterwanderung investiert hatten). Dass derzeit in Belarus (Weissrussland) nur Frauen auf der Demo sind, dürfte kein Zufall sein, solche Fotos dienen die USA wie ihre Kuwait-Brutkastenlüge. Fakt ist aber auch: Wenn in der Schweiz Frauen sich strafbar machen, werden sie ebenfalls von der Polizei angegangen.
Ich schreibe weiter:
Agent(ur) SDA, Ihren Artikel hier finde ich wieder Gehirnwäsche, vor der der Tagesanzeiger selbst aber warnte, beispielsweise 2009 in folgendem Artikel über die Repressionskraft der übermächtigen «PR-Berater»-Militärmaschinerie made by USA:
https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27-000-prberater-polieren-…
https://kenfm.de/27000-pr-berater-polieren-image/
US-Staatsterrorismus weltweit, aktuelles Beispiel gegen Venezuela:
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2020-09-12/maduro-verkuendet-fest…
Siehe meinen Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/politik/2020-08-23/blutiges-regime-belaru…
Die USA verübten als Terroranschlag die grösste nicht-nukleare Explosion weltweit, aber wer zog sie zur Rechenschaft dafür (obwohl in den USA die Todesstrafe gilt offiziell), das möchte ich von der SDA erfahren:
https://www.youtube.com/watch?v=rc0jThe2F4Q#t=1m15s

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