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Trump zieht Schweden als Corona-Negativbeispiel heran

US-Präsident Donald Trump hat mit Aussagen über die Corona-Situation in Schweden für Irritation bei den Skandinaviern gesorgt. "Jetzt wird über Schweden geredet.

Agentur
sda
08.04.20 - 10:32 Uhr
Politik
US-Präsident Donald Trump zieht Schweden als Negativbeispiel heran.
US-Präsident Donald Trump zieht Schweden als Negativbeispiel heran.
KEYSTONE/AP/Alex Brandon

Schweden leidet ausserordentlich, ihr wisst das, oder?", sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) im Weissen Haus in Washington auf die Frage, welchen Rat er Ländern gebe, die nicht auf eine weitestgehende Reduzierung von Sozialkontakten setzten.

«Schweden macht diese »Herde«, sie nennen es »die Herde«», fügte er hinzu und meinte damit wohl, dass Schweden bewusst daran arbeite, eine Herdenimmunität gegen das neuartige Coronavirus zu erreichen.

Fakt ist: Auch die Schweden setzen darauf, Sozialkontakte zu reduzieren, sie gehen aber mit weitaus freizügigeren Massnahmen für die Bürger gegen das Virus Sars-CoV-2 vor als die meisten anderen Länder. Die schwedische Gesundheitsbehörde hat bereits vor längerem abgestritten, auf eine Herdenimmunität hinzuarbeiten.

«Ja, das kann man nicht ernst nehmen», sagte Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell zu Trumps Aussagen am Mittwoch im schwedischen Morgenfernsehen. Alle Länder litten mehr oder weniger unter der Corona-Krise. «Es ist natürlich sehr schwierig in Schweden, nicht zuletzt im Gesundheitswesen. Aber verglichen mit der Situation in New York funktioniert es in Schweden weiter ziemlich gut.»

Zum Vergleich: Der US-Bundesstaat New York verzeichnete von Montag auf Dienstag 731 neue Todesfälle von coronainfizierten Menschen. In Schweden sind seit Beginn der Pandemie insgesamt knapp 600 Personen mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Und die Sache mit der Herde? «Ich weiss nicht, was er damit meint, aber wir, die mit Infektionskrankheiten arbeiten, wissen ja, dass sich dieser Typ von Krankheit weiter ausbreiten wird, bis wir eine Immunität in der Bevölkerung erreicht haben», sagte Tegnell. «Einen anderen Weg, um es zu stoppen, gibt es nicht.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump in Schweden für Verwunderung sorgt. «Schaut, was letzte Nacht in Schweden passiert ist», hatte er im Februar 2017 auf einer Kundgebung in Florida zu vermeintlichen Problemen mit Einwanderern in dem skandinavischen EU-Land gesagt - ohne dass die Schweden wussten, was denn eigentlich bei ihnen am Vorabend vorgefallen sein soll.

Im vergangenen Sommer hatte sich Trump zudem öffentlich für die Freilassung des damals wegen Körperverletzung in U-Haft sitzenden US-Rappers Asap Rocky eingesetzt. Regierungschef Stefan Löfven musste ihm damals die Unabhängigkeit der schwedischen Justiz erklären.

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