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Mangel an Fachärzten und Fachärztinnen zeichnet sich ab

Während die Überalterung der Bevölkerung fortschreitet, stagniert in der Schweiz der Bestand an ärztlichen Fachkräften beinahe. «Die Arbeitskräfte könnten knapp werden» ist die Ärztestatistik 2019 überschrieben.

Agentur
sda
25.03.20 - 17:09 Uhr
Politik
Knapp 40'000 Ärzte und Ärztinnen arbeiten in der Schweiz, etwa 4 auf 1000 Einwohner. Das scheint viel. Dennoch könnte künftig Ärztemangel herrschen, unter anderem, weil ausländische Fachkräfte schwieriger zu bekommen sind. (Archivbild).
Knapp 40'000 Ärzte und Ärztinnen arbeiten in der Schweiz, etwa 4 auf 1000 Einwohner. Das scheint viel. Dennoch könnte künftig Ärztemangel herrschen, unter anderem, weil ausländische Fachkräfte schwieriger zu bekommen sind. (Archivbild).
Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE

Letztes Jahr waren in der Schweiz 37'882 Ärztinnen und Ärzte berufstätig. Das sind 357 respektive ein Prozent mehr als im Jahr davor. Der Trend zu immer geringerem Wachstum hat sich deutlich verstärkt: 2015 nahm der Bestand an Ärzten und Ärztinnen um 977 zu, danach ging er kontinuierlich zurück auf einen Zuwachs von 625 im Jahr 2018.

Die Schweiz ist in hohem Grad abhängig von ausländischen Fachkräften. Sie machen über ein Drittel oder 36,3 Prozent der hier tätigen Ärzteschaft aus, die Zunahme beträgt 0,9 Prozent. Deutschland stellt mit 7347 Ärzten und Ärztinnen den weitaus grössten Anteil an medizinischen Söldnern, nämlich über die Hälfte. Italien ist mit knapp 10 Prozent zweitstärkstes Herkunftsland, französische Gastärzte haben von 3 auf 6,9 Prozent zugenommen, der österreichische Anteil ist zurückgegangen von 11 auf 6 Prozent.

Auch Ärzte werden älter

Der geringer ansteigende Nachschub an Schweizer Medizinern und Medizinerinnen kann nicht durch Ausländer kompensiert werden, wie FMH-Vizepräsident Christoph Bosshard in der Einleitung zur Ärztestatistik in der «Schweizer Ärztezeitung» schreibt: Die Nachbarländer benötigen sie selber.

«Ich mache mir Sorgen, dass es in Zukunft immer schwieriger wird, in unserem Land über genügend Fachkräfte zu verfügen», sagt Bosshard. Mit ein Grund ist die Altersstruktur: Ein Drittel der praxisambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte ist 60-jährig oder älter, im Spitalbereich sind es 10 Prozent. Auch die stärkere Verbreitung von Teilzeitarbeit trocknet den Ärztepool aus.

Die Stunde der Frauen wird erst noch kommen

Grosso Modo hat sich aber in der Ärztestatistik nicht viel bewegt. Der Frauenanteil ist um etwa vier Prozentpunkte gestiegen und beträgt nun 46 Prozent. Die Medizinerinnen überwiegen in klassischen Frauen-Ressorts, nämlich Gynäkologie sowie Kinder- und Jugendmedizin respektive -psychiatrie. Überall sonst dominieren Männer, namentlich in den chirurgischen Disziplinen, wo sie ihre Kolleginnen um ein Vierfaches übertreffen,

Allerdings stecken noch Ärztinnen in der Pipeline: 2019 standen im Bereich Humanmedizin 3169 Studentinnen 1786 Kommilitonen im Bachelorstudiengang gegenüber, im Masterstudium waren es 1956 Frauen und 1366 Männern.

Die Ärztedichte in der Schweiz beträgt bei Vollzeitäquivalent 3,9 auf 1000 Einwohner, 0,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Das liegt leicht höher als der OECD-Durchschnitt von 3,6 Ärztinnen/Ärzten pro 1000 Einwohnerinnen/Einwohner, aber tiefer als in Deutschland mit 4,2 und Österreich mit 5,1. Italien hat mit 4 Ärzten pro 1000 Einwohnern etwa dieselbe Dichte wie die Schweiz, Frankreich liegt mit 3,1 darunter.

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