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Rüstige Jubilarin liefert seit 50 Jahren CO2-freien Strom

Am 9. Dezember sind es 50 Jahre her, seit Block I des Kernkraftwerks auf der Aareinsel Beznau kommerziell in Betrieb genommen wurde. Seit 50 Jahren liefert die älteste Anlage ihrer Art in der Schweiz und eine der ältesten der Welt CO2-freien Strom.

Agentur
sda
05.12.19 - 09:59 Uhr
Politik
Am 9. Dezember vor 50 Jahren nahm Block I des Kernkraftwerks Beznau den kommerziellen Betrieb auf (Archivbild).
Am 9. Dezember vor 50 Jahren nahm Block I des Kernkraftwerks Beznau den kommerziellen Betrieb auf (Archivbild).
Keystone/ALESSANDRO DELLA BELLA

Die Insel kurz vor dem Zusammenschluss von Aare und Rhein dient nicht erst seit dem Spatenstich zum ersten AKW-Block am 6. September 1965 der Energiegewinnung. Im März 1896 gelang es den Verantwortlichen der Motor AG für angewandte Elektrizität, einer Vorgängerfirma der heutigen Axpo, den widerspenstigen Bauern das Land auf der Insel abzukaufen.

St. Galler Rheintal als Alternative

Zweck war die Errichtung des heute noch existierenden Flusskraftwerkes am nordöstlichen Rand der Insel. Die Bauern konnten den Grossteil der Insel noch während fast 70 Jahren bewirtschaften, ehe die Arbeiten für Block I begannen.

Als Alternativstandort für das erste Schweizer AKW standen auch Sennwald und Rüthi im St. Galler Rheintal zur Diskussion. Weil aber die Aare in Beznau wegen des Elektrizitätswerkes bereits ein Gefälle aufwies, wurde im Aargau gebaut.

Einer der fünf ältesten Reaktoren

Beznau I ist einer von weltweit 449 Reaktoren, die derzeit gemäss der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in Betrieb stehen. Block I ist zudem einer von fünf momentan aktiven Reaktoren, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern können.

Nur die beiden Blöcke in Tarapur in Indien sowie die beiden Werke Oyster Creek und Nine-Mile-Point-1 in den USA sind einige wenige Monate bzw. Tage länger am Netz.

Zusammen mit dem baugleichen, 1972 in Betrieb genommenen Block II produzierte das AKW Beznau mit seinen zweimal 365 Megawatt Leistung rund 6000 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht ungefähr dem doppelten Stromverbrauch der Stadt Zürich.

Seit Inbetriebnahme wurden auf der Insel Beznau 250 Terrawattstunden Strom produziert. Ein Kohlekraftwerk hätte zur Produktion dieser Leistung rund 300 Millionen Tonnen CO2 in die Umwelt ausgestossen.

Drei Jahre vom Netz

Von grösseren Zwischenfällen mit Auswirkungen auf die Umwelt blieb Beznau I trotz 50 Jahren Betrieb verschont. Dennoch musste die Anlage hin und wieder notfallmässig versorgt werden. Das wohl einschneidendste Ereignis liegt noch nicht lange zurück.

Im März 2015 wurde Block I fast drei Jahre lang vom Netz genommen, nachdem bei der Jahresrevision am Reaktordruckbehälter dank neuster Messtechnologie rund 925 Materialfehler entdeckt worden waren.

Die Betreiberin Axpo konnte allerdings nachweisen, dass die Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit haben. Die Aufsichtsbehörde Ensi akzeptierte den entsprechenden Nachweis und gab grünes Licht für das Wiederanfahren.

Wie lange Beznau I und II noch weiterlaufen, ist ungewiss. Beide Anlagen wurden im Verlaufe der Jahre immer wieder mit grossem finanziellem Aufwand sicherer gemacht. Mit dem Aufkommen der Klimadiskussion haben AKW als CO2-freie Energie-Produktionsstätten wieder etwas bessere Karten in Sachen Akzeptanz.

Problem Entsorgung noch ungelöst

Auch wenn weltweit momentan fast 50 neue AKW in Bau sind, ist der Bau neuer Kernanlagen in der Schweiz derzeit tabu. Mit der Verabschiedung der Energiestrategie 2050 wurde auch der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen.

Ein Problem ist aber nach wie vor ungelöst: die Entsorgung der Abfälle. Die Diskussionen über das Wie und Wo kommen seit Jahrzehnten nicht so richtig voran. Vor 20, 30 Jahren glaubte man, dass man bis zur Inbetriebnahme der ersten Endlagerstätten in den Jahren 2020/2030 noch genügend Zeit zur Verfügung habe.

Die mit der Lösung dieses Problems betraute Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) versucht zwar, den Bau einer Endlagerstätte in kleinen Schritten voranzutreiben. Das Misstrauen der Bevölkerung, die in Gebieten um mögliche Standorte leben, ist aber nach wie vor gross.

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