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Bundesverwaltung soll Treibhausgasemissionen stärker senken

Weniger fliegen, umweltfreundlicher fahren und heizen: Die Bundesverwaltung soll mehr tun, um ihre Treibhausgasemissionen zu senken. Der Bundesrat hat ein «Klimapaket» beschlossen.

Agentur
sda
03.07.19 - 14:42 Uhr
Politik
Umweltministerin Simonetta Sommaruga präsentiert das Klimapaket, das der Bundesrat der Verwaltung verordnet. Die Bundesangestellten sollen weniger fliegen - und wenn, dann Economy statt Business.
Umweltministerin Simonetta Sommaruga präsentiert das Klimapaket, das der Bundesrat der Verwaltung verordnet. Die Bundesangestellten sollen weniger fliegen - und wenn, dann Economy statt Business.
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

«Der Klimawandel ist im Alltag angekommen», sagte Umweltministerin Simonetta Sommaruga vor den Bundeshausmedien. Das merke auch die Bevölkerung. Alle seien gefordert, die Treibhausgase zu reduzieren, auch der Bund.

Bis 2030 soll die Bundesverwaltung vollständig klimaneutral sein. Den CO2-Ausstoss, für den sie dann noch verantwortlich ist, muss sie durch den Kauf von Emissionszertifikaten im Ausland kompensieren. Der Bundesrat gibt aber ein Inlandziel vor.

50 Prozent im Inland

Die zivile Bundesverwaltung und ihre dezentralen Einheiten wie die ETH müssen die Treibhausgasemissionen bis Ende 2030 um 50 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr 2006 reduzieren. Das früher festgelegte Reduktionsziel bis Ende 2019 liegt bei 40 Prozent. Den Absenkpfad will der Bundesrat Ende Jahr festlegen.

Für das Militär, auf dessen Konto der grösste Teil des CO2-Ausstosses geht, gilt ein weniger ehrgeiziges Ziel. Es muss die Treibhausgasemissionen bis Ende 2030 um mindestens 35 Prozent senken gegenüber dem Ausgangsjahr 2001. Die Reduktionsmöglichkeiten seien hier kleiner, sagte Sommaruga dazu. Die Luftwaffe müsse Übungsflüge durchführen, das sei ihre Aufgabe.

Weniger fliegen

Weniger fliegen sollen aber die Bundesangestellte. Auf deren Flugreisen ist etwas mehr als die Hälfte des CO2-Ausstosses der zivilen Verwaltung zurückzuführen. Der Bundesrat will nun, dass die Flugkilometer auf europäischen Kurz- und Mittelstrecken reduziert werden. Auf europäischen und interkontinentalen Flügen soll vermehrt Economy- statt Business-Klasse geflogen werden, da in der dichter besetzten Economy-Klasse der CO2-Ausstoss pro Person geringer ist.

Acht Stunden Zugfahrt für eine Sitzung in Brüssel sind auch künftig nicht realistisch, wie Sommaruga auf entsprechende Fragen sagte. Möglich sei aber zum Beispiel, mit einer kleineren Delegation zu reisen. Das Umwelt-, das Finanz- und das Aussendepartement müssen dem Bundesrat bis Ende des Jahres Vorschläge unterbreiten.

Umweltfreundlichere Autos

Bei der Erneuerung der Fahrzeugflotte soll die Verwaltung stärker auf energieeffiziente Fahrzeuge umstellen. Auch sollen mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge angeschafft werden.

Bei den Neuzulassungen soll bis 2020 mindestens jedes fünfte Fahrzeug elektrisch betrieben sein. Personenwagen sollen grundsätzlich maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen und der Energieeffizienz-Kategorie A oder B angehören.

Ladestationen für Elektroautos

Verwaltungsgebäude des Bundes will der Bundesrat mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge ausrüsten lassen. Der Strom muss aus erneuerbaren Quellen stammen. Weiter will der Bundesrat, dass die Gebäude der gesamten Bundesverwaltung energetisch saniert werden.

Die zuständigen Departemente sollen bis Mitte 2020 Konzepte dazu ausarbeiten und dabei auch Kriterien für Ausnahmen definieren. Auf neue fossile Heizungen und elektrische Heizungen soll grundsätzlich verzichtet werden.

Solarstrom vom Dach

Geeignete Dächer und Fassaden der Bundesverwaltung sollen für die Produktion von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien genutzt werden. Auch dazu soll ein Konzept erarbeitet werden, das die Investitionskosten und die CO2-Einsparungen aufzeigt. Die Bundesverwaltung bezieht bereits heute 100 Prozent erneuerbaren Strom, produziert diesen aber nur zu einem kleinen Teil selbst.

Darüber hinaus will der Bundesrat bei den Vermögensanlagen der Pensionskasse des Bundes Publica ansetzen. Diese soll ihre Vermögensanlagen regelmässig auf deren Klimaverträglichkeit überprüfen und das Ergebnis publizieren.

40'000 Tonnen CO2 im Jahr

Die Bundesverwaltung hat schon bisher Anstrengungen unternommen, um den CO2-Ausstoss zu senken. Gegenüber dem Ausgangsjahr 2006 hat die zivile Verwaltung die Emissionen bis 2018 um rund 25 Prozent reduziert, ohne Kompensation durch Emissionszertifikate.

Aktuell emittiert die zivile Verwaltung rund 40«000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Im vergangenen Jahr waren 53 Prozent auf Flugreisen zurückzuführen, 21 Prozent auf den Wärmeverbrauch und 15 Prozent auf den Stromverbrauch. Das Verteidigungsdepartement emittiert rund 205»000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Rund 50 Prozent der Emissionen stammen aus dem Luftverkehr - der Luftwaffe und dem Lufttransportdienst des Bundes.

Der Anteil der Bundesverwaltung am gesamten CO2-Ausstoss der Schweiz beträgt weniger als 1 Prozent. Es gehe aber auch um den Vorbildcharakter, sagte Sommaruga. Mit dem Klimapaket könne die Bundesverwaltung zeigen, was machbar sei.

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