«Besetzter» Gemeindevorstandssitz bleibt vorerst leer
Laut einer Studie der HTW Chur haben rund 50 Prozent der Bündner Gemeinden erhebliche Mühe, ihre Gemeindevorstände zu besetzen. Ein Beispiel aus Malans zeigt, dass es trotz Mangel an Vorstandsmitgliedern sogar Gewählte gibt, die ihr Amt gar nicht erst antreten.
Laut einer Studie der HTW Chur haben rund 50 Prozent der Bündner Gemeinden erhebliche Mühe, ihre Gemeindevorstände zu besetzen. Ein Beispiel aus Malans zeigt, dass es trotz Mangel an Vorstandsmitgliedern sogar Gewählte gibt, die ihr Amt gar nicht erst antreten.
Harri Kunz von der FDP Bündner Herrschaft ist im April eigentlich in den Gemeindevorstand von Malans gewählt worden. Am 31. Mai konnte man dann im Bezirksamtblatt bereits von einer «Ersatzwahl in den Gemeindevorstand» lesen – was war geschehen? Eine Woche später veröffentlichte Kunz seinerseits ein Inserat mit dem Titel «Richtigstellung Nichtantreten als Gemeinderat» im Bezirksamtsblatt.
Und das kam laut Darstellung von Kunz so: Harri Kunz trat unter der Vereinbarung zur Wahl an, dass er die vakanten Bereiche Bildung, Kultur, Sport, Freizeit und Kirche übernehmen werde. Mit einer Ausnahme: Da seine Ehefrau in der Kulturkommission sitzt, würde er diesen Bereich gemäss der Gemeindeordnung nicht übernehmen. Laut Kunz war abgesprochen, dass er diesen Bereich abgeben könne, nur diesen Bereich. An der Gemeindevorstandssitzung Ende Mai wurde ihm dann aber mitgeteilt, dass er nur den Bereich Bildung übernehmen soll. Er wurde laut seinem Inserat nicht darüber informiert, dass er alle anderen ursprünglichen Bereiche Sport, Freizeit und Kirche ebenfalls nicht übernehmen könne. Damit war Kunz nicht einverstanden und schrieb: «Da ich meine Schwerpunkte für Malans nicht nur in der Bildung sehe, habe ich mich schweren Herzens entschlossen, mein Amt in dieser neuen Konstellation nicht anzutreten.»
Weder die Malanser Gemeinspräsidentin Susanne Krättli-Lori noch Harri Kunz selbst wollten auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» zu dem Inserat Stellung nehmen.
Kunz hätte die angebrochene Amtsperiode vom 1. Juni 2017 bis zum 31. Mai 2021 übernommen. Mit dem eingangs erwähnten Inserat der Gemeinde Malans wird nun bis zum 5. August ein neues Vorstandsmitglied gesucht. Laut der Gemeindepräsidentin Susanne Krättli-Lori gingen bis zum Dienstag, 18. Juni, noch keine Bewerbungen ein.
Nicht nur in Malans, auch in Thusis wurde in jüngster Vergangenheit die Thematik der Gemeindevorstände wieder präsent. Dort mussten nach langer Kandidatensuche Nachwahlen durchgeführt werden.
Ein akuter Personalnotstand herrsche in den Bündner Gemeinden noch nicht, schreiben Curdin Derungs und Dario Wellinger von der HTW Chur, die zu Miliz- und Freiwilligentätigkeiten am Zentrum für Verwaltungsmanagement forschen. Man dürfe die heutige Lage aber auch nicht unterschätzen.
Ihr Blogeintrag der HTW zum Thema der Gemeindevorstandsbesetzung ist hier zu lesen:
Anna Nüesch ist freie Mitarbeiterin und arbeitet neben ihrem Multimedia-Production-Studium bei der Südostschweiz in den Redaktionen von Online/Zeitung und TV. Zuvor hatte sie ein Praktikum bei diesen Kanälen absolviert.
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