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Graubünden Wald schaut nach vorne

An der Jahresversammlung von Graubünden Wald haben zwei bekannte Gesichter das Co-Präsidium übernommen. Auch die Sonderjagd war Thema.

24.05.19 - 23:16 Uhr
Politik
Nehmen das Ruder in die Hände: Cristina Fisler und Walter Krättli besetzen das neue Co-Präsidium.
Nehmen das Ruder in die Hände: Cristina Fisler und Walter Krättli besetzen das neue Co-Präsidium.
OLIVIA ITEM

Fast eine Woche, nachdem die Sonderjagdinitiative mit 54 Prozent abgelehnt wurde, ist das Thema noch immer brandaktuell. So auch an der 15. Jahresversammlung von Graubünden Wald am IBW Bildungszentrum Wald in Maienfeld.

Josias Gasser, Grossrat und politischer Vertreter von Graubünden Wald, hat gestern in seiner Ansprache an der Generalversammlung Bezug zum Abstimmungsergebnis vom vergangenen Sonntag genommen. Die Bestandesreduktion sei ein Anliegen, das bereits lange vorhanden sei. Doch in der letzten Periode habe vor allem die Abschaffung der Sonderjagd im Vordergrund gestanden. «Das Ergebnis über die Sonderjagdinitiative von 54 Prozent Nein-Stimmen darf uns sicher gut stimmen», sagte Gasser. Er glaube, ein zu hohes Resultat von rund 60 Prozent oder mehr wäre falsch gewesen. «Denn dann würden alle sagen: Alles in bester Ordnung.»

«Es ist ausserdem wichtig und auch richtig, dass sich die im Wald tätigen Leute, beispielsweise Förster, aber auch Jäger, für dieses Nein eingesetzt haben», erklärte Gasser weiter und zitierte bei dieser Gelegenheit eine Aussage von Regierungsrat Mario Cavigelli gegenüber dieser Zeitung. Cavigelli sagte, nachdem das Abstimmungsergebnis klar war, dass das Jagdsystem weiterentwickelt und optimiert werden müsse, und zwar zusammen mit den Jägerinnen und Jägern. Gasser erklärte daraufhin: «Es ist unbestritten, dass aus dieser Situation wirklich etwas passiert.» Er sei überzeugt, dass jetzt die Gelegenheit wäre, weiterzumachen.

Ein blitzsauberes Ergebnis

Kantonsförster Reto Hefti ist in den letzten Jahren nicht immer einer Meinung mit Josias Gasser gewesen, wie er an diesem Vormittag selber sagte. Aber was Gasser Minuten zuvor vorgetragen habe, könne er untersteichen, so Hefti.

So knüpfte der Kantonsförster an das Thema Sonderjagdinitiative an. Eines der wichtigsten und dringendsten Themen, wie er findet. Er selber habe mit einem noch knapperen Ja- oder Nein-Resultat gerechnet, sagte er. Für ihn sei das Ergebnis aber auch ein Auftrag an alle, die die Problematik lösen müssten. Laut Hefti ist es eine gesellschaftliche Herausforderung.

Das Ergebnis zur Sonderjagdinitiative sei blitzsauber, betonte Hefti. «Demokratie pur – und das müssen wir mitnehmen», erklärte er weiter.

Nehmen das Ruder in die Hand

Grossen Applaus gab es an der Jahresversammlung für Cristina Fisler und Walter Krättli. Sie haben sich bereit erklärt, das Co-Präsidium von Graubünden Wald zu übernehmen. Man hat lange nach möglichen Personen gesucht, die den Verein weiterführen. Aber es sei nicht einfach, einen Präsidenten zu finden, sagte Mario Denoth, Vorstandsmitglied von Graubünden Wald. Es sei auch schwierig, jemanden zu finden, der den Posten überhaupt in Erwägung ziehe, so Denoth weiter.

Das Präsidium war vakant, seitdem Mario Riatsch aus Sent vor gut einem Jahr aus beruflichen Gründen demissioniert hatte. Er war vier Jahre lang Präsident des Vereins gewesen. An der diesjährigen Generalversammlung wurde Riatsch gebührend verabschiedet. Der ehemalige Präsident ist froh, dass Fisler und Krättli gemeinsam das Ruder in die Hände nehmen und den Verein weiterführen, wie er sagte. Es sei eine gute Zeit gewesen, aber auch eine schwere. Er habe viele Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen können – auch in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Italien.

Bessere Zeiten kommen

Wenn es um den Verkauf von Holz gehe, beneidet Riatsch seine Försterkollegen nicht, wie er sagte. «Ich würde sagen, es ist fast einfacher, Kuhfladen, Kamelköpfe und Esel auf den Markt zu bringen.» Trotzdem motivierte der ehemalige Präsident seine Kollegen und meinte: «Bleibt dran, ich denke, auch diesen Sturm werden wir überwinden, und es wird wieder bessere Zeiten geben.»

Seraina Zinsli ist Redaktorin bei Radio Südostschweiz und ist für TV Südostschweiz als Videojournalistin und Moderatorin im Einsatz. Sie studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Zürich und ist seit 2018 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig.

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