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Film über Kindesmissbrauch in katholischer Kirche erschüttert Polen

Eine Dokumentation über den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester erschüttert Polen. Die am Samstag auf dem Videoportal Youtube veröffentlichte Dokumentation wurde innerhalb von 32 Stunden fünf Millionen Mal angesehen.

Agentur
sda
13.05.19 - 01:06 Uhr
Politik
Die Dokumentation zeigt Begegnungen von Opfern pädophiler Priester mit ihren einstigen Peinigern. Einige inzwischen sehr alte Priester gestehen den Missbrauch, bitten um Vergebung und bieten manchmal finanzielle Entschädigung an. (Screenshot)
Die Dokumentation zeigt Begegnungen von Opfern pädophiler Priester mit ihren einstigen Peinigern. Einige inzwischen sehr alte Priester gestehen den Missbrauch, bitten um Vergebung und bieten manchmal finanzielle Entschädigung an. (Screenshot)
Tomasz Sekielski/Youtube

Der zweistündige Film des unabhängigen Journalisten Tomasz Sekielski trägt den Namen «Sag es bloss niemandem» und wurde teilweise mit versteckter Kamera gedreht.

Die Dokumentation zeigt Begegnungen von Opfern pädophiler Priester mit ihren einstigen Peinigern. Einige inzwischen sehr alte Priester gestehen den Missbrauch, bitten um Vergebung und bieten manchmal finanzielle Entschädigung an. Dokumentiert wird auch, wie Priester, die wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt oder sogar verurteilt wurden, in andere Gemeinden versetzt wurden, wo sie weiter mit Kindern zu tun hatten.

Härteres Gesetz angekündigt

Der Chef der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, sagte am Sonntag, wer sich des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig mache, müsse «besonders hart bestraft» werden, egal ob es sich um Priester oder Prominente handele. Dabei spielte er offenbar auf den polnischen Regisseur Roman Polanski an, ohne ihn beim Namen zu nennen.

Ohne direkt auf den Film einzugehen, kündigte Kaczynski Änderungen am Strafgesetzbuch an. Härtere Strafen für sexuellen Missbrauch seien «schon vorbereitet» worden, sie könnten bis zu 30 Jahre Haft bedeuten.

Erzbischof «zutiefst bewegt»

Die Reaktion der Kirche fiel zurückhaltend aus. Der Primas von Polen, Erzbischof Tomasz Polak, erklärte, er sei «zutiefst bewegt» von dem Film. «Ich bitte um Vergebung für alle Verletzungen, die durch Männer der Kirche zugefügt wurden», hiess es in einer Mitteilung. Der Präsident der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, bekundete seine «Ergriffenheit und seine Traurigkeit».

Die katholische Kirche wird seit Jahrzehnten von Missbrauchsskandalen erschüttert. Die Skandale schlagen in vielen Ländern hohe Wellen.

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