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Staaten spenden 2,6 Milliarden Dollar für Nothilfe im Jemen

Die Uno-Mitgliedstaaten haben 2,6 Milliarden Dollar zugesagt, um die Folgen des Bürgerkriegs für die Bevölkerung im Jemen zu lindern. Das ist das Ergebnis einer Geberkonferenz der Uno in Genf.

Agentur
sda
26.02.19 - 18:39 Uhr
Politik
Die Schweiz präsidierte die Geberkonferenz für den Jemen zum dritten Mal zusammen mit der Uno und mit Schweden. Allein in diesem Jahr benötigt die Uno 4,2 Milliarden Dollar. Am Dienstag in Genf sagten die Uno-Mitgliedstaaten 2,6 Milliarden Dollar zu.
Die Schweiz präsidierte die Geberkonferenz für den Jemen zum dritten Mal zusammen mit der Uno und mit Schweden. Allein in diesem Jahr benötigt die Uno 4,2 Milliarden Dollar. Am Dienstag in Genf sagten die Uno-Mitgliedstaaten 2,6 Milliarden Dollar zu.
KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

«Die Konferenz kann als Erfolg betrachtet werden», sagte Uno-Generalsekretär Antonio Guterres am Dienstag vor den Medien. Die Konferenz sei ein Ausgangspunkt für weitere Spendenzusagen.

Die Uno benötigt dieses Jahr 4,2 Milliarden Dollar für die Nothilfe im Jemen. Damit will sie 24 Millionen Menschen - 80 Prozent der Bevölkerung - unterstützen. «Zehntausende Menschen wurden seit Beginn des Krieges getötet oder verletzt, darunter viele Zivilisten», beklagte Guterres. 20 Millionen Menschen litten Hunger.

Guterres forderte ungehinderten Zugang für die Nothilfe.Nach Angaben von Uno-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hat sich die humanitäre Lage im Jemen 2018 gegenüber dem Vorjahr nochmals verschlechtert. Denn der Krieg wurde intensiviert. Weitere Ursachen waren die Nichtrespektierung des humanitären Völkerrechts und ein Kollaps der Wirtschaft Mitte 2018.

Schutz von Zivilisten gefordert

Die EU-Kommission sagte am Dienstag 161,50 Millionen Euro zu. Die Schweiz will 13,5 Millionen Franken bereitstellen. Die Schweiz fordere die Konfliktparteien auf, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren, sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga in ihrer Rede. Zivilisten, Schulen und Spitäler müssten geschützt werden.

Eine weitere Million Franken setzt die Schweiz für den vom Uno-Gesandten Martin Griffith vermittelten Friedensprozess ein. Die Schweiz sei bereit, Gastgeberin weiterer Friedensverhandlungen zu sein, sagte Sommaruga. Das habe sie dem jemenitischen Aussenminister angeboten.

Sommaruga präsidierte die Konferenz als Vizepräsidentin des Bundesrats zusammen mit Guterres und der schwedischen Aussenministerin. Margot Wallström forderte vor den Medien, der Friedensprozess müsse umfassend sein und auch Frauen in die Verhandlungen integrieren.

Zwiespältige Spenden

Mit je 750 Millionen Dollar wollen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die höchsten Beiträge spenden. Die beiden Länder führen seit März 2015 eine Koalition an, die einen Aufstand der Huthi-Rebellen mit Luftangriffen bekämpft. Dabei werden immer wieder Zivilisten zu Opfern. Zuvor hatten die Huthi grosse Teile des Landes erobert und die Regierung aus der Hauptstadt Sanaa vertrieben.

Guterres betonte, die humanitäre Hilfe werde gemäss der Bedürftigkeit verteilt. Das hätten alle Geberländer akzeptiert. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisierte dagegen, dass viele Geberländer in den Krieg involviert seien und die Versorgung der Bevölkerung mit humanitärer Hilfe behinderten. Die Kriegsparteien würden weiterhin die Infrastruktur des Landes zerstören, darunter die Gesundheitsversorgung. Daher litten viele Menschen an vermeidbaren Krankheiten wie Diphterie und Cholera.

Für Manuel Bessler, Chef des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH), ist das Geld aller Länder nötig für die Nothilfe im Jemen. Die Beiträge seien aber kein Freibrief, das humanitäre Völkerrecht nicht einzuhalten, sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Zu den Schwerpunkten des humanitären Engagements der Schweiz im Jemen gehören der Zugang zu Trinkwasser, Nahrungssicherheit und der Schutz der Bevölkerung. In Zusammenarbeit mit dem Uno-Kinderhilfswerk Unicef bereitet die Schweiz etwa Trinkwasser in Sanaa auf, wie Bessler sagte. Die jemenitische Hauptstadt leidet an Wassermangel.

Zugang zu Weizenvorräten

Inzwischen erhielt die Uno erstmals seit September Zugang zu ihren Getreidelagern bei der Hafenstadt Hodeida, die sich in umkämpftem Gebiet befanden. Ein Evaluationsteam des Welternährungsprogramms (WFP) habe die Lager am Dienstag besichtigen können, sagte WFP-Sprecher Hervé Verhoosel zu Keystone-SDA. Dort befinden sich 51’000 Tonnen Weizen, mit denen 3,7 Millionen Menschen während eines Monats versorgt werden können.

Im Dezember schlossen die jemenitische Regierung und die Huthi in Stockholm unter Uno-Vermittlung ein Waffenstillstandsabkommen für Hodeida. Über die Hafenstadt gelangt ein grosser Teil der humanitären Hilfsgüter in das Land. Die Konfliktparteien einigten sich aber erst Mitte Februar auf einen Truppenabzug. Das sollte die von den Regierungstruppen kontrollierten Getreidespeicher wieder zugänglich machen.

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