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Urs Marti, der Churer mit dem gelb-blauen Herzen

Als Churer ist man in Sachen Eishockey EHC-Fan. Akzeptiert ist weiter noch höchstens der EHC Arosa. Aber als HC-Davos-Fan outen sich in der Hauptstadt die wenigsten. Anders machts ausgerechnet Stadtpräsident Urs Marti.

Philipp
Wyss
13.02.19 - 04:30 Uhr
Politik
Urs Marti bekennt sich als Churer zum HC Davos.
Urs Marti bekennt sich als Churer zum HC Davos.
BILDMONTAGE SUEDOSTSCHWEIZ.CH

Rekordmeister Davos ist das Feindbild manch eines Churers mit einer Affinität zum schnellsten Mannschaftssport. Nicht so für Urs Marti. Der Churer Stadtpräsident steht zu seiner gelb-blauen Liebe. Auch in dieser sportlich schwierigen Saison. Und wie so oft hat Marti auch die 1:5-Niederlage am Dienstagabend gegen Zug im Liveticker und später im Teletext verfolgt.

«Ich bin seit jungen Jahren auch als Churer Fan des EHC Arosa geworden. Es war eine blau-gelbe Faszination», erzählt Marti. In den 1980er-Jahren war er als Finanzchef des geplanten, aber nie umgesetzten HC Arosa-Chur vorgesehen.

Es begann mit dem Abstieg

«Ich erinnere mich gerne an Spiele zwischen Arosa und dem späteren Meister Biel. An Spieler wie Lindemann, Neininger, Sturzenegger oder Dekumbis», gerät Marti ins Schwärmen. Damals stand Davos sportlich noch hinter Arosa zurück.

Als dann aber Arosa und auch Chur in tiefere Ligen abstiegen, begann Marti, den HC Davos zu verfolgen. Das Gelb-Blaue und die Bündner Mannschaft blieben, aber der Ort verschob sich, so Marti.

Bis heute sei der HC Davos ein wichtiger Botschafter für Graubünden, nicht nur im Eishockey, auch im restlichen Wintersport. «Der HCD zeigt, dass Graubünden einen Ursport wie Eishockey beherrscht», so Marti.

Martis Liebe gefällt nicht allen

Und wie steht ein Hauptstädter zur Kritik, dass man als Churer nicht Davos-Fan sein kann? «Ich sehe Davos als Stadtpräsident von Chur nicht als Konkurrenz. Der EHC Chur ist sehr wichtig für die Stadt. Er hat die grösste Eishockey-Juniorenabteilung im ganzen Kanton.» Allerdings, so Marti weiter, habe der Verein Mühe, die nötigen Finanzen zusammenzubekommen, um in einer höheren als in der dritthöchsten Liga des Landes zu spielen. «Umso mehr sollte Chur Davos unterstützen», so Marti.

Er ist sich bewusst, dass solche Aussagen eingefleischten EHC-Fans nicht gefallen. Darum sagt er auch: «Mit der neuen Infrastruktur könnte der Eissport in Chur allgemein und der EHC im Speziellen profitieren und zur zweiten Macht im Kanton heranwachsen. Wenn in Graubünden ein zweiter Verein in einer höheren Liga spielen kann, dann der EHC.» Marti würde sich jedenfalls sehr über einen oder mehrere Aufstiege des EHC Chur in höhere Ligen freuen.

Eine Saison zum Vergessen

Jedes Jahr besucht Marti einige Spiele in Davos. Allerdings waren dies auch schon mehr, denn das Amt als Stadtpräsident fordere doch auch viel Zeit. «Auch während des Spengler Cups bin ich jeweils in Davos.» Wenn Marti die Spiele auch nicht immer vor Ort verfolgt, dann doch meist im Live-Ticker.

Er spricht von einer schwierigen Saison, «die nicht ganz unerwartet kam». Marti sieht gewichtige Abgänge als Gründe. Zudem verstärke sich die Konkurrenz Jahr für Jahr. Dennoch sei die Saison bislang resultatmässig schlechter herausgekommen, als gedacht. Marti rechnete mit einem Kampf am Strich.

Seit der Niederlage gegen Langnau ist nun die erstmalige Playout-Teilnahme der Vereinsgeschichte Tatsache. «Nun ist es ein Fakt, im Teletext ist Davos rot eingefärbt.» Man müsse die Reset-Taste drücken und mit allen Mitteln den Ligaerhalt anstreben.

Den früheren Trainer Arno Del Curto kennt Marti nicht persönlich. Er war prägend, ein Meistertrainer, der an vergangene Zeiten anknüpfen konnte. Es kam der Hallenbau und der HCD wurde zur klaren Nummer 1 in Graubünden. Aber vielleicht sei die lange Zeit unter dem Engadiner Trainer auch etwas einseitig geworden, mutmasst Marti. Mehr Kontakt hat Marti mit dem früheren Vereinspräsidenten Tarzisius Caviezel, der wie er im Bündner Grossen Rat sitzt. Und mehr Freude hat er am neuen «Churer» HCD-Trainer Harijs Witolinsch. Der Lette spielte in der Saison 1992/93 und von 1996 bis 2001 für den EHC Chur.

Das sei ein Beispiel, dass der EHC und der HCD miteinander gute Geschichten schreiben können. Denn als Churer sei man irgendwie auch dem Bündner Eishockey im Allgemeinen verpflichtet. Davos in der höchsten Liga, Chur mit der besten Juniorenabteilung. Da müsse man innerhalb des Kantons das Beste herausholen, ist Marti überzeugt.

Träumt der Stadtpräsident gar von zwei Bündner Teams in der höchsten Liga? Nein, denn die Vergangenheit zeige realistisch betrachtet, dass das nicht möglich sei. Und zudem kämpfe der EHC um den Ligaerhalt in der dritthöchsten, der MySports League.

Arbeitsplätze als Vorteil

Man müsse aber damit beginnen, Strukturen aufzubauen und Teams in einer guten Liga für die Junioren stellen. Langfristig, und da kann Marti all jene EHC-Anhänger beruhigen, die ihm die Freude am HCD nicht verzeihen, langfristig gehöre der EHC in die zweithöchste, die Swiss League. Und er schiebt nach: «Der EHC kann das!»

Zusammen mit dem HCD könne Chur etwas Gutes für das Bündner Eishockey bieten. Denn Chur habe die Arbeitsplätze, die die Jungen für ihre Ausbildung neben dem Eis brauchen. 32'000 der kantonsweit 100'000 Arbeitsplätze an der Zahl.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich.

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Als Privatperson kann Urs Marti von mir aus auch Traktor Tscheljabinsk unterstützen, aber als Churer Stapi erwarte ich, dass er sich entweder neutral oder aber für unseren Stadtclub ausspricht. Ja, das ist eine Schande und mit ein Grund, dass unsere Stadt sportlich vor die Hunde geht. Ich könnte nur noch kotzen. Da hat man keine Lust mehr Steuern zu bezahlen oder irgendeine Idee aus dem Stadtrat zu unterstützen.

Und was soll mich Martis blöder Spruch, dass Chur in die Swiss League gehöre "beruhigen"? Darf Herr Marti das jetzt entscheiden? So etwas selten dummes...

Und das mit den Arbeitsplätzen und den Gelben schlägt dem Fass ja den Boden aus: statt den Standortvorteil Arbeitsplätze für den EHC zu nutzen, wird dies auch zum Plus für die vom Berg oben umgedeutet.

Der gante Text ist so absurd und inhaltlich idiotisch (ich gehe gerne auf alle Punkt ein), dass ich gar nicht weiss wo aufhören.

Nochmals, der Privatmann Marti darf von mir aus Fan sein von wem er will, aber alles was in dem Artikel steht ist einfach nur defätistischer Blödsinn, entbehrt jedem gesunden Menschenverstand und ist eines Stapis unwürdig. Ich werde ihn in jedem Fall nicht wiederwählen – und alles was von ihm kommt ebensowenig unterstützen.

Traurig, was sich unser Stadtvater nennen darf.

PS: Der Retorten-Verein aus Chur und Arosa hätte - warum auch immer - SC Arosa-Chur geheissen (recherchiert mal richtig!)

Um so schlimmer wenn sie mit solchen Kommentaren gerechnet haben. In einer Zeit, in dem es für den ehc ums nackte Überleben geht und alle am gleichen Strick ziehen sollten machen sie hier völlig unnötig eine neue Baustelle auf. Aber nun gut, wems gefällt.

Vielleicht ist das grössere Problem ja auch nicht eine (angebliche) enge haltung, als die fehlende Vision in chur etwas erfolgreiches aufzubauen und das funktioniert nunmal nicht mit einer einseitigen Partnerschaft wie sie seit vielen Jahren gelebt wird. Oder wie anders ist zu erklären das die Elite a aus Davos zwar seit jahren mit churern gespickt ist, man jedoch lieber die Spieler nach Biasca schickt als beim ehc auszuhelfen

Dr typisch Modefan halt... rennt immer dem Verein no, wo am meista Erfolg hät.

Warum söll Chur als Hauptstadt, mit da meista Juniora, da meista Arbeitsplätz, da grössta finanziella Möglichkeita, für as Dorf Spielerlieferant spiela...?!
Nai, denn liaber höra mit Hockey in Chur und uf Fuassball, Unihockey, Football oder was sus au immer setza...
Dr Herr Marti isch a schand für jeda Sportfan und kai würdiga Verträter für üsari schön Stadt.

Lieber Herr Schällibaum
Mit solchen Kommentaren habe ich gerechnet. Ich glaube einfach, mit einer zu engen Halrung bringen wir das Bündner Eishockey nicht weiter. Im Gegenteil. Das Motto heisst: gemeinsam besser. Und mir ist Davos näher als jeder andere Verein aus der höchsten Klasse. Dankbar bin ich zudem, wenn wir uns anständig unterhalten und Respekt voreinander haben. Wir können ja mal gemeinsam an ein Spiel von Chur gehen und dann an eines von Davos. Dann freuen wir uns hoffentlich gemeinsam über je zwei Bündner Siege

Als wir jung waren gab es keinen EHC Chur.
Der geschäftstüchtige Herr Domenic hat damit spekuliert, dass alle Eishockey Pilger anstelle nach Arosa oder Davos, neu nach Chur pilgern würden. Das Resultat ist bekannt, daher konnte ich nie Chur Fan werden....

Gelb-blau-blau oder gelb-blau-gelb ist nie rot weiss schwarz.
Mit dem Zug nach Arosa und das darauffolgende Fest (ob man gewonnen oder verloren hat) und alle gemeinsam in einem Zug,
das versteht nur, wer wirklich dabei war...

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