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Kirchenerneuerung stösst auf Opposition

Die reformierte Kirchgemeinde in Rapperswil-Jona will ihr Gotteshaus an der Zürcherstrasse für 5 Millionen Franken sanieren. Nun regt sich Widerstand gegen das Vorhaben. Eine Gruppierung hält die Erneuerung für unnötig und möchte mit dem Geld lieber soziale Projekte unterstützen.

17.01.19 - 20:50 Uhr
Politik
So sieht die reformierte Kirche in Rapperswil nach der Sanierung aus. Der Innenraum der Kirche mit klassischer Bestuhlung.
So sieht die reformierte Kirche in Rapperswil nach der Sanierung aus. Der Innenraum der Kirche mit klassischer Bestuhlung.
BILD VISUALISIERUNG ZVG

Eine Gruppe engagierter Kirchbürger hat ihren Widerstand angemeldet: Sie will verhindern, dass für 4,75 Millionen Franken die reformierte Kirche in Rapperswil aussen und innen erneuert wird. «Wir verstehen nicht, dass innert Jahresfrist der Baukredit um knapp eine Million Franken erhöht und dies den Bürgern nicht ausreichend kommuniziert wurde», sagt Johanna Krapf im Namen der Gruppierung.

An der Kirchbürgerversammlung 2018 sei ein Grobkonzept aufgelegt worden, das beim damaligen Stand der Abklärungen die Projektierungsreife noch nicht erlangt haben konnte, rechtfertigt Beatrix Bock. Die Präsidentin der reformierten Kirchgemeinde Rapperswil-Jona sagt, erst mit dem Projektierungskredit hätten die Planungen, die Kosten sowie die finale Ausarbeitung des Projektes in Angriff genommen werden können. «Uns ist ausserdem wichtig, dass wir die exakten Kosten ermitteln und im Nachhinein nicht mit einer Nachforderung kommen müssen», führt Bock aus.

Infrastrukturen hinterfragt

Die Gegnerschaft kritisiert nicht nur die hohen Kosten. Sauer ist der Gruppe ebenso aufgestossen, dass die Gegner des Baukredits in der Abstimmungsbroschüre nicht zu Wort kommen. Eine «Gruppe Gegner» habe sich bisher gar nicht manifestiert, konstatiert Bock: «Vereinzelte Personen haben sich zu Wort gemeldet oder Briefe geschrieben. Daher konnten wir auch keine Gegner einbeziehen.»

Das sehen die Opponenten anders. Die Gruppierung hinterfragt zudem, ob die Kirchgemeinde überhaupt zwei Gotteshäuser brauche, die beide mit der vollen Infrastruktur für Kirchencafé und Kinderhütedienst ausgerüstet sein müssen. «Die Kirchgemeindemitglieder haben sich klar dafür ausgesprochen, dass wir die Kirche Rapperswil erhalten und weiterhin benützen wollen», sagt Bock. Bei Hochzeiten fehle der Apéroraum, bei Taufen gebe es keine Ausweichräume für die kleinen Kinder, bei Abdankungen fehle ein Rückzugsraum für die Trauernden, bei Konzerten ein Vorbereitungs- und Materialraum.

Einen Ort der Begegnung schaffen

Johanna Krapf fragt an, ob Gottesdienstbesuchern in Rapperswil der kurze Spaziergang hinüber ins Kirchenzentrum EZRA nicht mehr zugemutet werden könne, bevor sie Kaffee trinken oder einen Apéro geniessen dürfen – dies erst recht angesichts einer sinkenden Zahl von Kirchgängern. «Kirchencafés ermöglichen Gespräch und Begegnung nach dem Gottesdienst. Eine Kirche mit zeitgemässer Infrastruktur wird auch automatisch attraktiver als Ort der Begegnung und Besinnung», entgegnet Bock.

Krapf kritisiert des Weiteren, dass für so ein grosses Projekt kein Wettbewerb ausgeschrieben worden sei. «Ein Architekturwettbewerb unterliegt festen Regeln. Wir hätten aus mehreren fertigen Konzepten eines auswählen müssen», rechtfertigt sich Bock: «Wir wollten aber mit einem erfahrenen Architekturbüro das Projekt von Grund auf entwickeln, wie wir dies auch in Jona oder beim Kirchgemeindehaus in Rapperswil gemacht haben.

«Keine Luxuslösung im Fokus»

Die Gruppierung engagierter Kirchbürger schlägt überdies vor, das Projekt abzuspecken und stattdessen mehr soziale Projekte zu unterstützen. «Wir gehen beim Projekt mit den Mitteln sehr sorgfältig um und präsentieren keine Luxuslösung», sagt Bock: «Wenn wir die Kirche erneuern, muss ein betrieblicher Mehrwert entstehen und müssen zeitgemässe Standards eingehalten werden.» Das Projekt sei keine Alternative zu sozialen Projekten. Beides gehöre zur Kirche.

Zu guter Letzt schlagen die Gegner der Kirchenerneuerung vor, die Abstimmung zweizuteilen, eine Abstimmung über den Aussenbereich sowie eine Abstimmung über den Innenbereich durchzuführen. «Die Arbeiten im Aussen- und Innenbereich sind aufeinander abgestimmt und bilden eine konzeptionelle Einheit», entgegnet Bock. Daher handle es sich auch nicht um zwei Projekte, sondern um ein einziges Projekt.
Die Urnenabstimmung über den Baukredit von 4,75 Millionen für die Erneuerung der reformierten Kirche unter Verwendung eigener Mittel von 1,7 Millionen Franken findet am 10. Februar statt.

Infoanlass: Montag, 21. Januar, 19.30 Uhr, Evangelisches Zentrum Rapperswil. Vorsteherschaft und Architekt stehen für Fragen zur Verfügung.

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