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Kanton Glarus wird in schlechtes Licht gerückt

Der Verband «Öffentliches Personal Schweiz» kritisiert den Kanton Glarus als «aggressiven Arbeitgeber». Die SP will nun von der Regierung wissen, was an den Vorwürfen des Verbandes dran ist.

Daniel
Fischli
03.12.18 - 13:24 Uhr
Politik
Rathaus Regierung
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Urs Stauffer, der Präsident des Verbandes «Öffentliches Personal Schweiz», fährt in der Novembernummer seiner Verbandszeitschrift schweres Geschütz auf. Auf der Titelseite schreibt er über den «aggressiven Arbeitgeber Staat» und kritisiert, dass etwa auch der Kanton Glarus externe Anwälte anstelle, um «auf seine eigenen Mitarbeitenden loszugehen». 

Durch solche externen Anwälte würden in juristischen Auseinandersetzungen die Kosten in die Höhe getrieben, so Stauffer weiter. Die Folge davon sei, dass sich Angestellte faktisch nicht mehr wehren könnten, weil die Kostenrisiken immens seien. Früher habe der Staat seine Sache noch selber vertreten und es vermieden, Anwälte beizuziehen.

Auslöser für Stauffers Kritik am Kanton Glarus ist der Fall eines 59-jährigen ehemaligen Angestellten der Sozialversicherungen Glarus. Er hat ein Verfahren wegen missbräuchlicher Kündigung angestrengt. Stauffer schreibt, eine externe Zürcher Anwältin sei vom Kanton engagiert worden, um den Mann «zu demütigen» und «in die Knie zu zwingen». Und: «Der Mitarbeitende hat notabene gar nichts falsch gemacht, sondern soll infolge einer Reorganisation aus dem Amt gedrängt werden.»

Der Verband «Öffentliches Personal Schweiz» hat 23 000 Mitglieder, die in der Deutschschweiz in Verwaltungen von Kantonen und Gemeinden arbeiten. Ihm gehört als Kantonalverband auch der Verband des Glarner Staats- und Gemeindepersonals an.

Für die SP «inakzeptabel»

Für die Glarner SP ist der Artikel in der Verbandszeitschrift Anlass, um in einer Interpellation der Regierung Fragen zu stellen. Der im Artikel geschilderte Sachverhalt sei «nicht akzeptabel», so die SP. Sie möchte deshalb von der Regierung wissen, ob der Sachverhalt zutreffe und in welchen Fällen in Personalsachen externe Rechtsberater zugezogen würden.

Die SP hat bereits vor drei Wochen eine Interpellation zu den Zuständen bei den Glarner Sozialversicherungen eingereicht. Sie habe festgestellt, dass das Betriebsklima schlecht sei und viele Angestellte ihre Stelle verlassen würden, respektive müssten. So hätten seit 2017 alleine in der Abteilung lnvalidenversicherungen 35 Prozent des Personals die Stelle gewechselt, die Pensionierungen nicht mitgezählt.

Nach der Veröffentlichung dieser Interpellation vor drei Wochen hat die «Südostschweiz» mit mehreren ehemaligen Angestellten der Glarner IV-Stelle sprechen können. Darunter auch mit dem von Verbandspräsident Urs Stauffer als Beispiel herangezogenen 59-Jährigen.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert.

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