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Ex-US-Präsident George H. W. Bush im Alter von 94 Jahren gestorben

Der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Das teilte sein Sohn George W. Bush, ebenfalls ehemaliger Präsident, am späten Freitag (Ortszeit) mit.

Agentur
sda
01.12.18 - 12:23 Uhr
Politik

<p>Er und seine Geschwister seien «betrübt bekanntzugeben, dass unser lieber Vater nach 94 ausserordentlichen Jahren gestorben ist», schrieb Bush in einer im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlichten Erklärung.</p>
<p>Auch ein Sprecher der Familie gab die Todesnachricht in der Nacht auf Samstag bekannt. Zahlreiche US-Medien veröffentlichten umgehend eine Würdigung seiner Politikerlaufbahn. Er war von 1989 bis 1993 der 41. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Republikaner war von 1981 bis 1989 Vizepräsident unter Ronald Reagan.</p>
<p>Erst im April dieses Jahres war seine Frau Barbara gestorben. Die beiden waren 73 Jahre verheiratet. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, von denen eines im Alter von drei Jahren gestorben war.</p>
<p>George H. W. Bush musste in den vergangenen Jahren immer wieder im Spital behandelt werden. Vor rund zweieinhalb Jahren brach er sich bei einem Sturz in seinem Ferienhaus einen Halswirbel. Zuletzt sass er im Rollstuhl.</p>
<h3>Unterstützer der deutschen Einheit</h3>
<p>Aus seiner Amtszeit ist vor allem der Krieg zur Befreiung Kuwaits in Erinnerung. Besonderes Profil zeigte er auch nach dem Fall der Berliner Mauer - als einer der ganz wenigen westlichen Staatschefs stellte er sich offen hinter die deutsche Einheit. Der damalige deutsche Kanzler Helmut Kohl zollte ihm dafür grosses Lob.</p>
<p>Dem Historiker Mark Updegrove zufolge hatte George H. W. Bush keine gute Meinung von Donald Trump und wählte ihn im November 2016 auch nicht - obwohl er der Kandidat seiner Partei war. Trump war der Trauerfeier von Barbara Bush ferngeblieben. Der Präsident liess ausrichten, «aus Respekt vor der Bush-Familie» nicht an der Zeremonie teilnehmen zu wollen.</p>
<p>US-Präsident Donald Trump würdigte seinen verstorbenen Vorgänger. Durch seine Authentizität, seinen Witz und sein unerschütterliches Bekenntnis an Glaube, Familie und das Land habe er Generationen von Amerikanern zum öffentlichen Dienst inspiriert, hiess es in einer Mitteilung des Weissen Hauses. Bush habe immer einen Weg gefunden, die Messlatte höher zu setzen.</p>
<p>«Mit einem zuverlässigen Urteilsvermögen, gesundem Menschenverstand und einer unerschütterlichen Führung brachte Präsident Bush unsere Nation und die Welt zu einem friedlichen und siegreichen Abschluss des Kalten Krieges», hiess es in der Mitteilung weiter. Bush habe die Grundlagen für einen jahrzehntelangen Wohlstand geschaffen. Bei allem, was er vollbracht habe, sei er stets demütig geblieben.</p>
<h3>Bewunderung und Dankbarkeit</h3>
<p>Der demokratische Ex-Präsident Bill Clinton bezeichnete die Freundschaft zu seinem verstorbenen Amtsvorgänger als eines der grössten Geschenke seines Lebens. Dafür werde er immer dankbar sein, erklärte Clinton am Samstag.</p>
<p>Von dem Moment an, als er Bush als junger Gouverneur getroffen habe, sei er von der Freundlichkeit beeindruckt gewesen, mit der Bush seiner Tochter Chelsea begegnete, von dem ihm eigenen und aufrichtigen Anstand und dessen Zuneigung zu seiner Ehefrau Barbara. Clinton erklärte weiter, er sei für jede Minute dankbar, die er mit Bush verbrachte.</p>
<p>Bush war Clinton im Präsidentschaftswahlkampf 1992 unterlegen.</p>
<p>Der demokratische Ex-US-Präsident Barack Obama zeigte bestürzt über Bushs Tod. Amerika habe einen «Patrioten und bescheidenen Diener» verloren, hiess es in der Nacht zu Samstag in einer Erklärung von Barack und Michelle Obama.</p>
<p>«Während unsere Herzen heute schwer sind, sind sie auch voller Dankbarkeit.» Bush habe sein Leben einem Land gewidmet, das er geliebt habe. Er hinterlasse ein Vermächtnis, das niemals erreicht werden könne, «auch wenn er gewollt hätte, dass wir alle es versuchen».</p>
<h3>Ein «echter Partner»</h3>
<p>Auch international würdigten Politiker Bushs Vermächtnis: Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow sagte in Moskau, er habe mit Bush in einer «dramatischen Zeit» zusammengearbeitet. «Das Ergebnis war die Beendigung des Kaltes Krieges und des Rüstungswettlaufs».</p>
<p>Bush sei ein «echter Partner» gewesen, sagte Gorbatschow der Agentur Interfax. Bush und Gorbatschow setzten in den 1980er Jahren die schon unter Präsident Ronald Reagan begonnene Abrüstung fort. Sie ermöglichten nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 die deutsche Wiedervereinigung.</p>
<p>Die deutsche Regierung würdigte Bush als «Freund der Deutschen» gewürdigt. «Seinen Beitrag zu unserer Wiedervereinigung werden wir nie vergessen», schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter.</p>
<p>Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzschreiben an Trump: «Ohne das Vertrauen und die Freundschaft der Vereinigten Staaten und ihres Präsidenten wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen.»</p>
<p>Auch die britische Premierministerin Theresa May und ihr Amtsvorgänger Tony Blair würdigten Bush als Freund ihres Landes und als Friedensstifter. «Präsident Bush war ein echter Freund Grossbritanniens und das zuverlässige Gegenüber und der Vertraute zweier Premierminister. Sein staatsmännisches Können, seine Weisheit und seine Freundschaft werden sehr vermisst werden», schrieb May auf Twitter.</p>
<p>Bush sei ein «grossartiger Freund und Verbündeter gewesen» und habe «riesigen Einfluss auf die Entwicklung Europas nach dem Fall der Berliner Mauer» gehabt, teilte Blair seinerseits mit.</p>
<p>Der französische Präsident Emmanuel Macron würdigte Bush als grossen Anführer". Bush habe die Allianz mit Europa immer unterstützt, schrieb Macron auf Twitter.</p>

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