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Viola Amherd ist die Favoritin mit Negativschlagzeilen

Die Walliser CVP-Nationalrätin Viola Amherd sieht sich als Mittepolitikerin und Brückenbauerin. Der SVP ist die Anwältin und Notarin jedoch zu links und feministisch. Als Einzige der Bundesratskandidaten hat sie in jüngster Zeit für negative Schlagzeilen gesorgt.

Agentur
sda
16.11.18 - 17:50 Uhr
Politik
Häufiger in den Schlagzeilen als die anderen Bundesratsanwärter: Die Walliser CVP-Nationalrätin Viola Amherd. (Archivbild)
Häufiger in den Schlagzeilen als die anderen Bundesratsanwärter: Die Walliser CVP-Nationalrätin Viola Amherd. (Archivbild)
KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Als Amherd ihre politische Karriere bei der Oberwalliser CVP im Jahr 1992 startetet, hätte sie niemals gedacht, dass sie eines Tages für den Bundesrat kandidieren würde. Und trotzdem wird die 56-Jährige heute als Nachfolgerin der scheidenden CVP-Bundesrätin Doris Leuthard gehandelt. Lange galt sie als klare Favoritin.

Dies hat sich in den letzten Wochen und Tagen allerdings geändert. Zunächst berichtete der «Walliser Bote» über eine Mietzinsaffäre, in welche die Erbengemeinschaft um Amherd verwickelt ist. Die Beteuerungen der Bundesratskandidatin, es handle sich bei dem Streit um ein Zivil- und kein Strafverfahren, und die Angelegenheit habe nichts mit ihrer politischen Arbeit zu tun, nützten wenig.

Die Affäre machte die Runde, und die «Weltwoche» setzte noch eins obendrauf. Sie warf Amherd vor, sie habe zwei Jungnotare um mehrere tausend Franken bringen wollen. Amherd bezeichnete die Aussagen der «Weltwoche» an ihrer Medienkonferenz in Brig, wo sie ihre Beweggründe für die Bundesratskandidatur darlegte, als «komplett falsch». Trotzdem dürften die Berichte Zweifel bei verschiedenen Parlamentarierinnen und Parlamentariern genährt haben.

Mit Nierensteinen im Spital

Ironie der Geschichte ist, dass Amherd wegen Nierensteinen zu einem Spitalaufenthalt gezwungen wurde. Ihre Bundesratskandidatur gab die Oberwalliserin am 24. Oktober vom Krankenbett aus per Communiqué bekannt. Dem «Blick» verriet sie, dass ihr «Gottekind» - die Tochter ihrer Schwester - sie zur Kandidatur ermuntert habe. Amherd ist ledig und hat selbst keine Kinder.

Zu Beginn ihrer politischen Karriere musste Amherd laut eigenen Aussagen eher dazu «überredet» werden, für ein Amt zu kandidieren. Die gelernte Juristin schaffte 1992 die Wahl in den Gemeinderat von Brig. Vier Jahre später wurde sie Vizepräsidentin der Stadt und 2000 Stadtpräsidentin. Dieses Amt bekleidete Amherd zwölf Jahre lang.

1999 misslang der Anlauf, als erste Frau in die Walliser Regierung einzuziehen. Amherd wurde hinter dem SP-Mann Thomas Burgener Zweite.

In die nationale Politik stieg Amherd 2005 durch die Hintertüre ein. Als erster Ersatz auf der Liste der CVP konnte sie Jean-Michel Cina im Nationalrat beerben, als dieser in den Walliser Staatsrat gewählt wurde.

Arbeit hinter den Kulissen

Als diskrete Politikerin bevorzugt Amherd die Arbeit hinter den Kulissen. Trotzdem schaffte sie es auf einem von der «SonntagsZeitung» 2017 erstellten Ranking der einflussreichsten Parlamentarier auf den 18. Platz.

Im Nationalrat engagiert sich die seit sieben Jahren amtierende Vizepräsidentin der CVP-Fraktion für Kinder und Jugendliche. Amherd kämpft aber auch für die Interessen der Rand- und Berggebiete.

Amherd sieht sich gerne als «Brückenbauerin» und beansprucht für sich einen Platz in der Mitte des politischen Spektrums. Unterstützung geniesst die Walliserin von links wie von rechts. Die Grünen gaben ihr 2015 anlässlich der Wahl von Guy Parmelin (SVP) 16 Stimmen. Das bürgerliche Lager ist allerdings weitaus weniger begeistert von der CVP-Politikerin Amherd. Vor allem in der SVP wird sie als zu links und zu feministisch wahrgenommen.

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