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Die liberalen Frauen spüren Rückenwind

Karin Keller-Sutter ist als neunte Frau in den Bundesrat gewählt worden. Im Linthgebiet sehen die liberalen Frauen darin einen Durchbruch.

Linth-Zeitung
07.12.18 - 01:10 Uhr
News
Brigitte Pool (links) und Elisabeth Brunner-Müller
Brigitte Pool (links) und Elisabeth Brunner-Müller
Pressebild/Archiv

Von Milena Caderas

Den beiden FDP-Kantonsrätinnen Elisabeth Brunner-Müller (Schmerikon) und Brigitte Pool (Uznach) bleibt der vergangene Mittwoch in besonderer Erinnerung. Die Politikerinnen haben mit ihrer St. Galler Parteifreundin Karin Keller-Sutter mitgefiebert und triumphiert. Brunner-Müller wäre gerne selber nach Bern gereist. Da sie sich kürzlich einer Mandeloperation unterziehen musste, liess die Gesundheit eine solche Reise in die Hauptstadt allerdings nicht zu.

Mit KKS, wie die ehemalige St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter oft genannt wird, habe man eine Person mit besten Voraussetzungen gewählt, sind die beiden Politikerinnen überzeugt. «Ihre Kompetenz, ihre Sachlichkeit, ihre fundierten Dossierkenntnisse sind und wirken sehr überzeugend», erklärt Pool.

Nicht nur den Vornamen gemein

Drei Jahrzehnte mussten die freisinnigen Frauen auf diesen Moment warten. An die Wahl von Elisabeth Kopp 1984 erinnert sich Elisabeth Brunner-Müller noch ganz genau. Damals war sie gerade elf Jahre alt. Fünf Jahre später musste die Jugendliche mitverfolgen, wie die erste Bundesrätin zurücktrat. Nun, knapp 30 Jahre später, soll Karin Keller-Sutter den liberalen Frauen dabei helfen, ihr Trauma zu überwinden.

Die Freude über die Wahl der neunte Frau im Bundesrat war so gross, dass Brunner-Müller der Neo-Bundesrätin bereits eine Karte geschrieben hat. «Von Hand und per Post geschickt. Ganz altmodisch.»

Die Politikerinnen aus dem Linthgebiet sind überzeugt davon, dass es noch viel zu tun gibt. Es sei leider oft schwierig, gerade Frauen dazu zu bewegen, sich politisch zu exponieren. Frauen stünden schneller am Pranger als Männer, meint Brunner-Müller. Bei gleicher Leistung bekämen Frauen oft weniger Anerkennung. Ihr wäre zudem eine angemessene Wertschätzung des weiblichen Einsatzes für die Familien sehr wichtig.

Die zeitraubende politische Ochsentour sei oft nur schwer mit einem Familienleben vereinbar. Bald sollte es selbstverständlich sein, dass Spitzenpolitikerinnen ihre Karriere und ihre Familie unter ein Hut bringen können, findet Brunner-Müller.

Sie weiss aus eigener Erfahrung, was es heisst, sich als Mutter politisch zu engagieren. Heute sind ihre vier Kinder zwischen 19 und 25 Jahre alt. «Während der intensiven Kinderzeit blieb mir schon weniger Zeit für die Politik», sagt die Schmerknerin im Rückblick. Heute, wo ihre Kinder selbstständig seien, könne sie sich öfter und flexibler einbringen.

Mit Karin Keller-Sutter und Viola Amherd sind zwei Frauen in die Landesregierung gewählt worden, die keine Kinder haben. Die Schmerknerin traut Keller-Sutter absolut zu, dass sie sich für bessere Bedingungen für Frauen einsetzen wird.

Feiern und hoffen

Brigitte Pool setzt allgemein grosse Hoffnungen in die neue St. Galler Bundesrätin. «Ich erwarte eine offene und liberale Politik», sagt Pool. «Ausserdem erhoffe ich mir, dass Karin Keller-Sutter ihre Kompetenz und Erfahrung über die Landesgrenze hinaus tragen kann», so die Uzner Tierärztin weiter.

Jetzt möchten die liberalen Frauen aber erst einmal feiern. Beim Empfang vom 13. Dezember wollen sie dabei sein. Brunner-Müller hofft, dass die Gesundheit mitspielt. Und Pool will mit ihrer Anwesenheit ein Zeichen der Wertschätzung setzen.

Der Kanton feiert seine neue Bundesrätin
Als erste St. Gallerin überhaupt hat es Karin Keller-Sutter (Bild) in den Bundesrat geschafft. Dies will der Kanton mit der neuen Bundesrätin und der Bevölkerung gebührend feiern – und zwar am kommenden Donnerstag, 13. Dezember, in St. Gallen und Wil.
Der Kanton St. Gallen hat folgendes Festprogramm geplant:
Ab 14.15 Uhr: Lokremise St. Gallen, Innenhof.Bevölkerungsplatz mit Glühwein, Kaffee und Kuchen.
14.25 Uhr: Ankunft des Extrazuges mit der neuen Bundesrätin in St. Gallen auf Gleis 1. Empfang am Bahnhof St. Gallen mit Polizeimusik, Schulklassen und der Bevölkerung.  Begrüssung durch Mitglieder der St. Galler Regierung, des Kantonsrates, des Stadtrates St. Gallen, des Stadtparlaments St. Gallen sowie durch Regierungsdelegationen der Ostschweizer Kantone. Anschliessend Spaziergang zur Lokremise.
Ab 15.15 Uhr: Live-Übertragung des Festaktes in den Innenhof und in den Theater-
saal 2 der Lokremise St. Gallen. Ansprachen von Regierungspräsident Stefan Kölliker, Bundesrätin Karin Keller-Sutter.
Um etwa 17 Uhr: Schluss der Feier in St. Gallen.
17.23 Uhr: Ankunft des Extrazuges mit der neuen Bundesrätin in Wil auf Gleis 1. Empfang am Bahnhof Wil mit den Stadttambouren Wil und der Bevölkerung. Begrüssung durch Stadtpräsidentin Susanne Hartmann, den Stadtrat Wil, durch den Parlamentspräsidenten Wil und durch eine Vertretung der FDP Wil.
17.40 Uhr: Musikalischer Festzug durch die Wiler Innenstadt bis zum Hofplatz.
Ab 18 Uhr: Apéro riche auf dem Hofplatz Wil. Ansprachen von Susanne Hartmann, Stadtpräsidentin Wil, Petra Gössi, Präsidentin FDP Schweiz und Bundesrätin Karin Keller-Sutter
Um etwa 20 Uhr: En-de der Feier in Wil.
Der Kanton St. Gallen freut sich auf eine gemütliche und herzliche Feier mit seiner Bevölkerung und der neu
gewählten Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

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