Massive Fällungen am Hinterrhein für Revitalisierungsprojekt
Aus einer Gesamtschau ist es fragwürdig, was hier gerade passiert und stimmt einen als Rheinwalderin nachdenklich. Ein Kahlschlag an einem über eine Generation gewachsenen gesunden Wald. Solange wird es auch dauern, bis die neue Aufforstung wieder als "Wald" oder "Wäldchen" bezeichnet werden kann, denn dannzumal wird es bedeutend weniger sein.
Dieser Wald wurde überdies als Ersatzmassnahme für den im Sufner Staubecken verlorenen ehemaligen Göriwald, der allen Rheinwalderinnen und Rheinwaldern gehörte und zu ihrer Existenzsicherung beitrug, angelegt. Nun wird praktisch alles mit schwerem Gerät plattgemacht und damit auch diese kulturhistorische Erinnerung ausgelöscht.
Unser Vater war nach aussen kein Sensibelchen, aber als er um 1960 einen oder zwei Winter lang zusammen mit anderen Hinterrheinern frühmorgens nach Sufers aufbrach, um im Gmeinwärch mit anderen Rheinwaldern die Göriwaldrodungen für das geplante Staubecken zu bewerkstelligen, kehrte er abends oft nicht bloss todmüde, sondern auch deprimiert zurück. Um uns begreiflich zu machen, was sie dort den Tag über machten, setzte er einmal seine gelbe Mc Culloch Kettensäge in Gang und deutete mit weit ausgestreckten Armen die Durchmesser dieser Riesentannen an, die dort zu Boden fielen. Betretenes Schweigen. Niemand sprach von "bloss Fichten", es waren urwüchsige Rheinwalder Bergtannen.
Als dann in der Medelser Äbi wenigsten ein Teil der ehemals in Sufers gefällten Göriwald-Tannen wiedererstehen sollten, wurde es begrüsst und als gerechtfertigt angesehen.
So ändern sich die Zeiten und Einschätzungen. Dass die Äbi-Aufforstung in Sinne eines "Auenwaldes" an frei mäanderndem Hinterrhein angelegt wurde, ist mir nicht bekannt.
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Es fehlt vielen Menschen…
Es fehlt vielen Menschen generell an Achtung vor der Natur. Insbesondere Behörden aller Art glauben, sie könnten die Landschaft nach Lust und Laune "möblieren", entweder mit Bäumen, Strassen oder Häusern. In Wirklichkeit ist ein Wald ein ursprünglich fein abgestimmtes Ökotop, welches durch Pilzfäden, Wurzeln und die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten zusammengefügt ist. Schwere Maschinen zerstören diesen Zusammenhalt.