Martullos Geschichtsverdrehung
Frau Magdalena Martullo-Blocher scheint es in ihrem Aufruf vom 31. Juli (Berner Politik) zum Nationalfeiertag mit den Fakten nicht so genau zu nehmen. Zuerst zitiert sie aus dem Bundesbrief von 1291 das berühmte Zitat "Wir wollen ein Volk von Brüdern sein...". Leider steht dieses Zitat gar nicht im Bundesbrief, sondern stammt von dem deutschen Schriftsteller Schiller, der 1291 sicher noch nicht auf der Welt war.
Der in lateinischer Sprache abgefasste Bundesbrief listet - Friedensordnungen zum Gemeinwohl - auf, und die erste lautet: "Angesichts der schwierigen Zeitverhältnisse sichern sich die Leute und Gemeinden von Uri, Schwyz und Nidwalden mit allen Mitteln gegenseitige Hilfe zu gegen alle, die ihnen innerhalb und ausserhalb ihrer Täler Gewalt oder Unrecht antun".
Dieser Bund wurde im Laufe der Zeit durch den Beitritt neuer Gebiete immer grösser. Aus dem Bund wurde die heutige Schweiz, denn die Eidgenossen erkannten bald, dass nur ein starker Bund unabhängig und wehrhaft sein konnte. Die Eidgenossenschaft musste sich der Zeit anpassen. Das wird auch in Zukunft so sein.
Die Schweiz seit 1291 - ein Volk von Brüdern? Bis 1790 waren weite Teile der heutigen Schweiz (Thurgau, St. Gallen, Waadt, Aargau und Tessin) Untertanengebiete einiger weniger Kantone. Diese Untertanengebiete wurden erst durch Napoleon befreit und unabhängig. Nicht zu vergessen: Der Kanton Jura brauchte Jahrhunderte, um sich von Bern zu lösen.
Frau Martullo schreibt weiter: "Wer neutral ist, greift nicht an und wird im Gegenzug auch nicht Teil der Auseinandersetzungen".
Zur Erinnerung: Obwohl einige Länder im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral blieben, wurden sie 1940 vom rechtsnationalen Deutschland angegriffen und besetzt: Niederlande, Belgien, Luxemburg, Dänemark und Norwegen.
Ein Bündnis muss sich der Zeit anpassen, denn einen Hitler oder Putin wird es immer geben. ....
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