×

Es geht auch ohne Verbote!

Vor wenigen Tagen bin ich von einem Kurzurlaub in Campo Imperatore, dem sogenannten «kleinen Tibet» in den italienischen Abruzzen, zurückgekehrt. Zehn Tage zuvor war ich spontan und ohne Hotelreservation dorthin abgereist, mit der Vorstellung vor Ort eine geeignete Unterkunft zu finden. Dort angekommen, stellte ich etwas ungläubig fest, dass es nur sehr wenige Hotels gibt und dass sie alle bis Ende Monat ausgebucht waren.

Zum Glück ist mein PW dauerhaft als «Mini-Wohnmobil» eingerichtet, und ich hatte auch die gesamte Ausrüstung für einen «unabhängigen» Aufenthalt dabei. Trotzdem war meine erste Nacht in einem kleinen Wäldchen nahe eines Dorfes am Fusse der Hochebene eher ungemütlich, da ich befürchtete, jeden Moment von der Polizei geweckt zu werden, da offiziell in ganz Italien das wilde Campieren verboten ist. Nichts dergleichen geschah jedoch, und am nächsten Morgen fuhr ich weiter nach Campo Imperatore und stellte fest, dass sich auf der weiten Hochebene hunderte von Campern und auch Zelte neben PWs befanden. Und keine Spur von «Campieren verboten»-Schildern oder Fahrverbotstafeln an Feldwegen.

Angesichts der Schönheit und Grösse der weiten Landschaft war ich nun sehr froh, kein Hotel gefunden zu haben. Jeden Tag erkundete ich einen anderen Teil und übernachtete an immer neuen, sehr reizvollen Plätzen, manchmal allein, manchmal in Gesellschaft eines oder mehrerer anderer Wohnmobile oder Vans.

Was mich am meisten erstaunte, war, dass nirgends Müll herumlag. Die Touristen – zu 99% Italiener – nehmen offenbar alle ihre Abfälle wieder mit nach Hause. Es gibt auf der Hochebene nirgends Abfalleimer, und es gibt auch keine Parkwächter, die Müll einsammeln würden (die Gegend gehört zum Nationalpark Gran Sasso e Monti della Laga). Auch Polizei sah ich kein einziges Mal.

Sogar auf dem grossen Parkplatz, wo die einzige Seilbahn ankommt, übernachten die Leute in ihren Campern, Minibussen oder schlagen das Zelt auf. – Man stelle sich das vor in der Gegend von Flims, St. Moritz, etc. . .

Karin Gut, Tartar

karin gut
27.08.21 - 13:02 Uhr
Leserbrief
Ort:
tartar
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.