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Hiroshima: «Menschen wie Insekten vernichtet»

Am Internationalen Bodensee-Friedensweg 2016 in Romanshorn berichtete uns die Filmemacherin Aya Domenig («Als die Sonne vom Himmel fiel») über die von den amerikanischen Besatzern in Japan betriebene Forschung zu den Auswirkungen des Atombombenabwurfs vom 6. August 1945. Es sei der Gesundheitszustand nur von denjenigen Menschen erforscht worden, die direkt getroffen worden waren. Alle, die mehr als zwei Kilometer vom Epizentrum entfernt waren oder die erst später in die Stadt kamen, wurden von der Forschung ausgeschlossen. Niemand sollte erfahren, dass die Strahlung auch sehr viele krank machte, die erst später verseuchte Nahrung zu sich nahmen oder an einem entfernteren Ort radioaktive Partikel einatmeten. Den japanischen Ärzten war verboten, die Symptome der Verstrahlung zu erforschen und darüber zu publizieren. Die Forschungsergebnisse der Amerikaner haben so die Auswirkungen der Radioaktivität verharmlost mit dem Ziel, die Bevölkerung zu beruhigen. Der japanische Arzt Dr. Hida, einer der Protagonisten im Film, beklagt, wie in Hiroshima durch den Abwurf des «Little Boy» (!) Menschen wie Insekten vernichtet worden seien. Nun wisse er, wie sehr das Leben vor allem anderem geschätzt werden müsse und dass er für den Schutz des Menschenlebens kämpfen werde, so lange ihn die Füsse tragen.

Stationierung, Besitz und Drohung mit der Atombombe müssen geächtet und verboten werden. Das ist das Ziel des UNO-Atomwaffenverbotsvertrages von 2017. Noch haben ihn nicht 50 Staaten unterzeichnet, damit er in Kraft treten kann. Parlament, Friedensbewegung und ein Städteappell (mit St. Gallen, Winterthur, Zürich, Luzern, Bern und Genf) fordern den Bundesrat auf, die Unterschrift der Schweiz darunter zu setzen. Hiroshima und Nagasaki dürfen sich nicht wiederholen.
Arne Engeli, Rorschach

Am Sonntag, 9. August um 10:30 Uhr findet in Heiden eine Gedenkfeier an die Opfer statt, eingeläutet von der Friedensglocke aus Nagasaki.

Arne Engeli
05.08.20 - 16:43 Uhr
Leserbrief
Ort:
Rorschach
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Heute bedrohen uns weltweit noch immer mehr als 13’000 Nuklearwaffen. Immerhin will die Schweiz nicht mehr selbst Atomwaffen anschaffen wie lange noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Schweiz ratifizierte immerhin den Atomwaffensperrvertrag. Wie es aussieht wird die Schweiz demnächst dem Atomverbotsabkommen auch noch beitreten. Bisher akzeptierte Bern aber, dass Schweizer Banken und andere Institutionen 2018 8,984 Milliarden US-Dollar in Unternehmen investierten, die an der Produktion von Atomwaffen beteiligt sind, laut ICAN. ICAN ist die Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomaffen und erhielt 2017 für ihr Engagement zur atomaren Abrüstung den Friedensnobelpreis.
Die direkte und indirekte Finanzierung der Entwicklung, der Herstellung oder des Erwerbs von verbotenem Kriegsmaterial wäre in der Schweiz verboten, und das sind auch Atomwaffen, Streubomben und Antipersonenminen, laut dem Bundesgesetz über das Kriegsmaterial, 2. Kapitel: Verbotenes Kriegsmaterial

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19960753/index.html

Weshalb ignorieren die Bundesrätinnen und Bundesräte und das Parlament dieses Gesetz, das die direkte und indirekte Finanzierung von Atomwaffen klar verbietet?

Bei der Untersuchung der grossen Unternehmen der Nuklearwaffenindustrie hat ICAN festgestellt, dass 325 Finanzinstitute weltweit zwischen Januar 2017 und Januar 2019 über 748 Milliarden USD in diese Unternehmen investiert haben