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Gipfel der Arroganz

Remo Hess, Korrespondent der Südostschweiz in Brüssel, schreibt, dass die EU darauf dränge, dass die Schweiz auch in Zukunft einen wiederkehrenden Kohäsionsbeitrag zahlen wird. Dieser soll ausdrücklich als Eintrittsgeld zum Binnenmarkt zu verstehen sein und proportional zum Nutzen stehen, den die Schweiz aus dem EU-Marktzugang zieht.
Machen wir eine Milchbüechlirechnung. In die EU exportierte die Schweiz 2019 Güter im Wert von 155 Milliarden CHF. Aus der EU Importierte die Schweiz 2019 Güter im Wert von 163 Milliarden CHF. Daraus resultiert ein Aussenhandelsdefizit von 8 Milliarden CHF zuungunsten der Schweiz, ein Defizit wie alle Jahre seit der Gründung der EU. Damit stellt sich die Frage, wer eigentlich wem Eintrittsgeld in den Binnenmarkt bezahlen muss? Die kleine Schweiz ist hinter den USA und China der drittgrösste Aussenhandelspartner der EU. Die genannten Länder bezahlen keine Kohäsionsbeiträge, kein Eintrittsgeld zum Binnenmarkt der EU. Das Auftreten der EU gegenüber der Schweiz muss in diesem Fall als arrogant beurteilt werden.

Martin Alther
29.07.20 - 10:47 Uhr
Leserbrief
Ort:
Fläsch
Zum Artikel:
"Die EU will mehr Geld und öfter", Ausgabe GR, Samstag 18.Juli 2020
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Ich denke, dass die Sache nicht so einfach ist. Handel wird nicht mit der EU sondern mit den einzelnen Mitgliedstaaten betrieben. Während mit Deutschland, Irland und Italien ein Handelsdefizit besteht, ist mit anderen das Bilanzsaldo ausgeglichen oder es besteht sogar ein Überschuss. Die Importüberschüsse entstehen hauptsächlich durch Güter, die in der Schweiz kaum hergestellt werden, mit Irland z.B. durch den Import von chemischen und pharmazeutischen Produkten, welche in der Schweiz weiterverarbeitet und an Drittländer – auch außerhalb der EU und Großbritannien, mit denen ein Handelsbilanzüberschuss besteht - exportiert werden. Global gesehen produziert die Schweiz unter dem Strich ein positives Handelsbilanzsaldo und das stieg von 20 Milliarden in 2009 auf 37 Milliarden Schweizerfranken in 2019.