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Durchziehen von Strategie im Wald, Regierungsrat Kaspar Becker

Frostige Zeiten beim Kantonsforstamt
Der Bericht „Frostige Zeiten beim Kantonsforstamt“ von Fridolin Rast überrascht mich nicht. Und ebenso verstehe ich den Aufruhr und den Unmut der Gemeinden und Revierförster. Dass Regierungsrat Kaspar Becker die Linie der Abteilung Wald und Naturgefahren (AWN) durchziehen will, erstaunt mich. Als ehemaliger Forstkreisleiter rate ich Herrn Becker dringend über die Bücher zu gehen. Ein wenig Selbstkritik und Zurückhaltung würde nicht schaden, da es nicht möglich ist in eineinhalb Jahren Amtszeit den Durchblick über die breiten Sachbereiche zu erlangen.
Ich will nur eines von mehreren Beispielen anführen, das mich – und nicht nur mich – irritierte. Vor 2012 erarbeiteten wir an der Abteilung Wald und Naturgefahren (AWN) Waldziele mit vier A4-Seiten pro Bereich (Schutzwald, Waldbiodiversität, Waldgesundheit, …). Mit diesen Zielvorgaben und weiteren Planungsgrundlagen wäre der Wald zu bewirtschaften. Wichtig war uns die Mitwirkung der Revierförster an zwei Workshops. Im Zuge des von Herrn Becker genannten «Paradigmawechsels» (Wechsel der Grundauffassung) ab 2012 wurde diese Arbeit über Bord geworfen (Fr. 30‘000 Verlust). Neue Strategien mussten her, die in wichtigen Punkten nicht überzeugen. Beispiel: Die Strategie «Waldschutz im Kanton Glarus» setzt starr auf die Obergrenze von jährlich Fr. 200‘000 Kosten für die Bewältigung von Waldschäden. Es heisst darin: „Sinkt die Menge [Schadholz] nicht wie notwendig, so werden die Beiträge entsprechend angepasst, um die Kosten für den Waldschutz ab 2020 auf 200‘000 Franken pro Jahr begrenzen zu können.“ Als ob die Revierförster und die Waldeigentümer die Waldschäden steuern und planmässig senken könnten! Damit werden sie brüskiert und gar bestraft mit tieferen Beiträgen für Folgen von Naturereignissen mit ansteigenden Schadholzmengen, die sie nicht beeinflussen können. Das wäre etwa wie wenn eine Krankenkasse die jährlichen Kosten für Grippeerkrankungen fixieren und die Kostenübernahme reduzieren würde, wenn die Erkrankungsfälle steigen. Das kann doch nicht sein! Wenn sich Revierförster und Waldeigentümer gegen derartige „Strafaktionen“ wehren, dann ist dies richtig. Es ist gefährlich die Revierförster und die Forstbetriebsleiter zu vergraulen und ihre reichen Erfahrungen zur Waldbewirtschaftung zu ignorieren.
Klemens Winzeler, Ennenda

Klemens Winzeler
04.11.19 - 20:14 Uhr
Leserbrief
Ort:
Ennenda
Zum Artikel:
«Frostige Zeiten beim Kantonsforstamt» Ausgabe GL, 31.10.2019
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