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Gelebte Empathie

Zugfahren ist kann manchmal aufregend sein, ist aber vielfach langweilig und eintönig. Am 21. November wollte ich eher etwas beschaulich reisen und löste einen Klassenwechsel für den Zug um 22:03 nach Schwanden. In Ziegelbrücke stieg ein Mitreisender ein, den ich spontan nicht unbedingt als 1. Klasse Reisenden eingestuft hatte. Das unfreiwillig mitgehörte Telefonat über seine Sorgen, illustriert mit kräftigen Ausdrücken über die Nachteile unserer Gesellschaft, trug nur wenig zur geplanten beschaulichen Reise ins Hinterland bei.

Nach Glarus war das Telefonat zwar zu Ende, nicht aber die Tiraden auf die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft, denen er sich ausgesetzt fühlte. Wie weiter? Da steht unverhofft ein junger Mann auf, den ich bis anhin gar nicht wahrgenommen hatte, und spricht den missmutigen Mitreisenden an mit einem freundlichen "Guetä Abig. Möchted Sie gäre redä? Dä chömed Sie doch zu mir, mr chänd e chly redä mitenand".

Als ich Schwanden ausstieg, waren die beiden ins Gespräch vertieft und im Zug war Ruhe und Beschaulichkeit eingekehrt. Ein eindrückliches Beispiel gelebter Menschlichkeit und Empathie. Danke, dass ich dies - als stiller Beobachter - miterleben durfte.

Miklos Toth-Löhnert
22.11.18 - 09:42 Uhr
Leserbrief
Ort:
Schwanden GL
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