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Tourismus in Graubünden muss dringend neu erfunden werden

Vor rund zwei Wochen haben wir uns darüber aufgeregt, dass Nino Schurter nicht Botschafter Graubündens geworden ist. Heute scheint das Thema bereits begraben. Doch im Tourismus Graubündens geht es mehr als um Nino Schurter. Im Weissbuch für den Bündner Tourismus lesen wir:
Mutige Initiativen lohnen sich; die Erfolgsgeschichte braucht eine Fortsetzung - dann aber: minus 25% in den letzten acht Jahren: häufig leer: nur 28% belegt; geschmolzen: 28% weniger Ersteintritte; einseitig: 93% Erträge aus dem Winter; unter Druck: bescheidene Produktivität . . .
Im Verhältnis wenige Kilometer entfernt - aber auf der anderen Seite der Landesgrenze kann beispielsweise in "Daten & Zahlen zum Tourisumus in Tirol" gelesen werden "von November 2016 bis April 2017 wurden rund 26,5 Mio. Nächtigungen und 5,9 Mio. Ankünfte in Tirol gezählt: In der abgelaufenen Wintersaison kamen damit so viele Gäste wie noch nie nach Tirol".
Auf Seite 44 eines Berichts des Amtes der Tiroler Landesregierung "Der Toruismus im Winter 2016/17" kann u.a. herausgelesen werden, dass beispielsweise in Tirol über 13 Mio Übernachtungen aus Deutschland generiert werden konnten. Die aus der Schweiz generierten Logiernächte mit über 1.3 Mio Logiernächte rangiert auf Platz drei. Und wir stellen fest, dass immer weniger Gäste aus Europa zu uns kommen?
Es wäre völlig vermessen, unseren österreichischen Nachbarn gegenüber neidisch zu begegnen - im Gegenteil. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht. Ganz anders sieht es bei uns aus. Wenn Martin Vinzens Aussage ist, dass Nino Schurter auf Grund der Leistungsvereinbarung mit dem Kanton nicht unter Vertrag genommen werden kann, dann erstaunt das. Es macht neugierig In Unkenntnis der Details, ist aber diese Folgerung unerlässlich. Es ist symptomatisch für uns! Politiker, die in irgendeinem Business tätig sind - nur nicht im Tourismus - bestimmen, wie unser Tourismus zu funktionieren hat. Heute muss festgestellt werden, dass der Tourismus in Graubünden versagt hat. Es gibt zwar einzelne Betriebe, die reüssieren, doch nur deshlab, weil sie die Kraft haben, unabhängig und eigenständig zu wirken.
In der heutigen Situation gibt es nur eine Lösung - die heutigen Strukturen müssen komplett aufgelöst und völlig neu angedacht werden. Wenn der Tourismus in Graubünden versagt hat, dann ist auch beispielsweise eine Institution wie das AWT mitverantwortlich. Man hat es auch von dieser Stelle her nicht geschafft, dem Tourismus zu Impulsen und Strukturen zu verhelfen, die notwendig gewesen wären, um zu reüssieren.
Wir müssen uns entscheiden - ist der Tourismus für uns in Graubünden wichtig. Will der Tourismus die Schönheiten der Natur, einheimische Produkte, die wiederum Einkommen für die einheimische Bevölkerung bedeutet, Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, anbieten und damit Geld verdienen? Wir können auch Nein dazu sagen, das ist unser gutes Recht - dann aber laut und deutlich, so dass es alle hören. Nur drücken können wir uns nicht mehr.

Thomas Degen
17.10.18 - 22:47 Uhr
Leserbrief
Ort:
Maienfeld
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I
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Peter Tarnutzer, ob Thomas Degen "ganz Ihrer Meinung ist", sei hier mal ausgeklammert.
Was zählt, ist:
Natur ist das Kapital von GR - und genau die würde kaputtgemacht, wenn sie wie ein Käse gelöchert, übersät würde mit Bauland-Exklusivprivatprofitprivilegien und entsprechender Verkehrs- etc- Infrastruktur inklusive der immer extremeren allgegenwärtigen Lärmerei nonstop.

Vor einigen Jahren habe ich Graubünden Ferien gebeten sich gegen den landschaftsschädlichen Zerfall der Bündner Ställe einzusetzen. Der damalige CEO Graubünden Ferien hat mich dann zu einem Gespräch eingeladen und mir erklärt dass er das nicht kann weil GRF in einem finanziellen und Auftrags Abhängigkeitsverhältnis steht zum Kanton. GRF sind die Hände gebunden und kann nicht so wirken wie sie eigentlich möchte, denn für GRF ist das Landschaftsbild das Kapital von Graubünden aber sie dürfen sich nicht politisch äussern. Herr Degen ich bin ganz Ihrer Meinung.