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Dystopisch-poetische Kunstwelten im Museum Tinguely Basel

Der Titel «Dream Machines» verspricht nicht zu viel: Das kanadische Künstlerpaar Janet Cardiff und George Bures Miller fesselt im Museum Tinguely Basel mit geheimnisvoll-künstlerischen Erzählungen, die inhaltlich so faszinierend sind wie durch ihre Machart.

Agentur
sda
06.06.23 - 13:44 Uhr
Kultur

Auf einer mit allerlei Elektronik vollgestopften Holzkiste ist gut beleuchtet ein roter Knopf angebracht. Eine Schrift fordert beinahe schon in Befehlston: «Press».

Das ist an und für sich nichts Aussergewöhnliches im Museum Tinguely, wo sich viele wundersame Maschinen in Bewegung setzen lassen. Ein bisschen Hemmungen hat man hier aber schon, denn in Gang gesetzt wird hier «The Killing Machine» von 2007. Zum Glück ist der Zahnarztstuhl mit den Fesselbändern leer. Aber man kann sich vorstellen, wie hier ein Eingeschlossener mit Roboterarmen, Sound und Licht gefoltert werden könnte.

Das ist eine der analogen Multimedia-Kunstwerke des kanadischen Künstlerpaars Janet Cardiff und George Bures Miller, die in der Ausstellung «Dream Machines» im Museum Tinguely gezeigt werden. Und wie alle Werke erzählt es eine Geschichte - hier angeregt durch Franz Kafkas Erzählung «In der Strafkolonie», wie Bures Miller an der Medienführung vom Dienstag sagte.

Ein anderes Werk erzählt mit kleinen Marionettenfigürchen, die von Roboterarmen geführt werden, von einem traurigen Walzer und einer Tänzerin, die nicht tanzen kann («Sad Walz and the Dancer who Couldn't Dance»). Es ist eine reizend-melancholische Szenerie.

Geisterhafte Interaktionen

Wiederum andere Werke fordern zur geisterhaften Interaktion auf: So ein Tisch («To Touch»), der mit Handbewegungen auf der Platte den Raum zum Erklingen bringen. Oder ein Tasteninstrument, Mellotron genannt («The Instrument of Troubled Dreams»), auf dem sich ganze Film-Soundtracks komponieren lassen, wie Cardiff bemerkte.

Es sind allesamt Kunstwelten, die einen geisterhaften, dystopisch-poetischen Charme ausströmen. Und die nicht nur inhaltlich faszinieren, sondern die Betrachterinnen und Betrachter, die hier zu Mitspielerinnen und -spielern werden, auch mit ihrer präzisen Machart packen.

Das Ganze wirkt wie künstliche Intelligenz aus dem analogen Zeitalter, wie verschroben-witzige Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit. Für die Ausstellung sollte man viel Zeit mitbringen.

«Dream Machines» im Museum Tinguely ist bis 24. September zu erleben.

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