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«Ted Lasso»: Warum diese unbekannte Serie zu den Besten gehört

Seit Mittwoch läuft die dritte Staffel der Serie «Ted Lasso». Im Streaming-Dschungel noch ein unbeschriebenes Blatt – aber mit einer riesigen Fan-Community. Wir erklären, warum wir diese Serie lieben.

Jürg Abdias
Huber
16.03.23 - 14:21 Uhr
Kultur
Grund zur Freude: Die preisgekrönte Serie «Ted Lasso» mit Coach Beard (l., Brendan Hunt) und Ted Lasso (r., Jason Sudeikis) geht in ihre dritte Staffel. 
Grund zur Freude: Die preisgekrönte Serie «Ted Lasso» mit Coach Beard (l., Brendan Hunt) und Ted Lasso (r., Jason Sudeikis) geht in ihre dritte Staffel. 
Bild Apple

Was macht eine Feel-Good-Serie aus? Ist es eine Serie, die wir jedes Mal einschalten, weil die Figuren unser Herz erobern? Oder weil es uns wundernimmt, wie es mit ihnen weitergeht oder welches Drama auf sie zurollt? Schauen wir uns die Serie an, weil sie uns jedes Mal ein kleines Stückchen glücklicher macht, als wir es davor waren? Die Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Für uns ist aber klar, dass all diese Antwortmöglichkeiten auf eine Serie zutrifft, die hierzulande noch nicht die Aufmerksamkeit geniesst, die sie eigentlich verdient hätte: «Ted Lasso». 

Ted was? «Ted Lasso»! Eine Serie über einen College-Football-Trainer, der eine Fussballmannschaft in England trainiert. Sie feierte in der ersten Pandemiewelle auf Apple+ ihre Premiere. Und zu feiern hatte die Serie seither einiges. 2021 und 2022 gewann «Ted Lasso» elf Emmys, darunter für die beste Comedyserie und für die Leistung des Hauptprotagonisten Jason Sudeikis. Jetzt geht die Serie in ihre dritte und wohl letzte Staffel. 

Darum gehts

Der AFC Richmond ist seit Kurzem in den Händen von Rebecca Welton (Hannah Waddingsham), die sich gerade erst von ihrem Mann geschieden hat. Welton hat aber alles andere als gute Absichten für den fiktiven Verein aus der Premier League. Um ihrem Ex und dem vorigen Besitzer das Leben möglichst schwer zu machen, will sie den Klub aus dem Inneren heraus ruinieren und verpflichtet deshalb den American-Football-Coach Ted Lasso (Jason Sudeikis) als neuen Cheftrainer. 

Vom Fussball hat er so gut wie keine Ahnung, entscheidet sich aber trotzdem, nach England zu ziehen, um den mittelmässigen Verein aus London zu trainieren. Eigentlich ein schier unmögliches Unterfangen, in einem fussballverrückten Land wie England als Trainer anerkannt zu werden – aber sein unerschütterlicher Optimismus und Charme zeigen dem vom Kommerz angetriebenen Fussballgeschäft den Mittelfinger. 

Die Gutmütigkeit machts aus

Es gibt wohl keinen netteren Mann in der Serienwelt als Ted Lasso. Man möchte ihm stundenlang zuhören, sich mit ihm ins Nachtleben stürzen oder ihn einfach nur mal ganz fest in den Arm nehmen. Lasso ist keiner, der jemandem etwas Böses will. Ein naiver, aber im Herzen gutmütiger Mensch – diese Gutmütigkeit versucht er auch seinem neuen Team mitzugeben. Aber auch ein Ted Lasso muss erkennen, dass er seine eigenen Probleme angehen muss.

Der Chef und Captain: Roy Kent (r., Brett Goldstein) kann mit seinem neuen Trainer Ted Lasso (l., Jason Sudeikis) zu Beginn der Serie nicht viel anfangen.
Der Chef und Captain: Roy Kent (r., Brett Goldstein) kann mit seinem neuen Trainer Ted Lasso (l., Jason Sudeikis) zu Beginn der Serie nicht viel anfangen.
Bild Apple

Wie die Journalistinnen und Journalisten sind auch die neuen Spieler nicht gerade überzeugt von ihrem neuen Trainer. Da haben wir zum Beispiel den kantigen Captain Roy Kent (Brett Goldstein), der in der Blütezeit seiner Karriere ganz oben war und jetzt seine letzten Profijahre in Richmond ausklingen lässt. Kent, der eine Anlehnung an den ehemaligen Manchester-United-Spieler Roy Keane ist, ist das komplette Gegenteil seines Trainers. Er ist mürrisch, flucht unheimlich gerne und kann nicht verlieren.

Dann hätten wir da noch Jamie Tartt (Phil Dunster), eine Mischung aus Cristiano Ronaldo und Jack Grealish. Ein Topspieler, aber ein arroganter Schönling, der sich seinen Mitspielern überlegen fühlt und mit Keeley Johnson (Juno Temple) zusammen ist. Eine klassisch überzeichnet dargestellte Spielerfrau, die hübsch anzusehen ist. Würde man die Serie anhand ihrer ersten Folge beurteilen, dann würde sie die klassischen Fussballer- und Spielerfrauenklischees ohne Wenn und Aber erfüllen. Nicht so bei «Ted Lasso». Die Serie hat eine ganze Reihe von Charakteren, die sich nicht in Schubladen stecken lassen, und sie schafft es immer wieder, uns zu überraschen. 

«Ted Lasso» ist ein zuckersüsses Trösterchen in diesen schwierigen Zeiten

Obwohl «Ted Lasso» Fussball thematisiert, geht es weniger um die Spiele an sich, sondern viel mehr um die Menschen abseits des Feldes. Eine herausragende Comedyserie, die sich von Folge zu Folge zu einer Dramedy entwickelt und sich nicht davor scheut, gesellschaftskritisch zu sein. Sie ist feinfühlig, geht auf ihre einzelnen Charaktere gründlich ein und zeigt uns, dass wir alle ein bisschen wie Ted Lasso sein sollten. Einfach mal die Dinge im Leben optimistisch anpacken. Oder wie Ted Lasso in der Serie stets sagt: «Believe», Glauben.

Trailer zur ersten Staffel von «Ted Lasso»

Die dritte und neuste Staffel von «Ted Lasso» gibt es seit dem 15. März auf Apple + zu streamen. 

Jürg Abdias Huber ist Multimediaredaktor bei «suedostschweiz.ch». Der gelernte Kaufmann aus der Stadt Zürich hat Multimedia Production studiert und lebt im Herzen von Chur. Er arbeitet seit 2018 für die Medienfamilie Südostschweiz.

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