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Ein Chor hinterfragt menschliche Gewohnheiten

Das Theater Chur eröffnet am Donnerstag die Saison 2019/20 mit der Produktion «Hymne an die Liebe», einem Gastspiel aus Polen.

Südostschweiz
30.09.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Im Stück steht ein Chor von Schauspielern im Mittelpunkt des Geschehens.
Im Stück steht ein Chor von Schauspielern im Mittelpunkt des Geschehens.
MAGDA HÜCKEL

«Hymne an die Liebe» ist ein chorisches Theater der polnischen Regisseurin Marta Górnicka. Das Stück kommt am Donnerstag nach mehreren Festivalauftritten zur Saisoneröffnung ans Theater Chur. Die Saisoneröffnung ist gleichzeitig der Auftakt des Festivals «Welt in Chur», traditionell in Kooperation mit dem Schweizer Festival Culturescapes. Das diesjährige Schwerpunktland ist Polen, und so kommt laut Mitteilung auch das Bündner Publikum in den Genuss dreier starker polnischer Theaterproduktionen.

Eine neue Theaterform

Die 1975 geborene Górnicka ist Regisseurin und Sängerin und bekannt für ihre chorischen Arbeiten mit Schauspielprofis und -laien. Der Chor ist bei ihr Programm: 2009 gründete sie den «Chor der Frauen» («Chór kobiet») und entwickelte eine neue, Gattungsgrenzen überschreitende zeitgenössische Theaterform. Bei ihr ist der Chor ein Mittel, um soziale, kulturelle, ökonomische oder religiöse Phänomene und Gewohnheiten des Menschen kritisch zu reflektieren. Górnicka sagt: «Wir müssen der Bühne den Chor zurückgeben und neue Formen für seine theatralische Präsenz finden.»

In «Hymne an die Liebe» stehen 30 Menschen auf der Bühne, die einen verblüffend präzis orchestrierten, heterogenen Chor bilden, der die Grenzen des politischen Kollektivs auslotet. Vor der Vorstellung findet ein Gespräch mit Agata Adamiecka, Kulturwissenschaftlerin und Dramaturgin im Stück «Hymne an die Liebe», über «Das Politische im Chor» statt.

Verbindende Elemente

Allen drei Gastspielen des Festivals «Welt in Chur» ist neben dem historisch gewachsenen Bildhaften des polnischen Theaters die Auseinandersetzung mit der Sprache und deren theatralen Möglichkeiten gemein. In «Fantazja» geht Regisseurin Anna Karasińska der Vorstellungskraft der Spielenden und des Publikums nach. Mit radikaler Vereinfachung der szenischen Mittel und einem brillanten Ensemble hat sie ein leises und humorvolles Stück erarbeitet.

Mit der irrwitzig-kritischen Revue «Cezary zieht in den Krieg» nimmt der Regisseur und Choreograf Cezary Tomaszewski das patriotisch-nationalistische Vokabular und Musikgut unter die Lupe. Die transnationale Komödie «Europe – Eine Nationalversammlung» der Kula-Compagnie ergänzt das Festivalprogramm und beschwört die Geister des europäischen Aufbruchs von 1919 in Anlehnung an «Dziady», die polnische Ahnenfeier. (red)

«Hymne an die Liebe». Donnerstag, 3. Oktober, 20 Uhr. Theater Chur. Einführung um 18.30 Uhr.

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