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«Hakuna Matata» – es gibt keine Probleme

Sandro Dietrich, der Bündner Sänger und Produzent bringt sein erstes Album «Hakuna Matata» raus. Im Interview mit RSO-Moderator Simon Lechmann erzählt er, wie es dazu kam, wie die Zusammenarbeit mit Gimma funktionierte und was einem auf dem Album erwartet.

30.08.19 - 14:00 Uhr
Kultur
Sandro Dietrich spricht im Interview mit Simon Lechmann über sein Album «Hakuna Matata».
Sandro Dietrich spricht im Interview mit Simon Lechmann über sein Album «Hakuna Matata».
MARCO HARTMANN

Sandro Dietrich, heute kommt dein Album «Hakuna Matata» raus. Ein sauber produziertes Pop-Album mit einigen Ohrwürmern drauf. Plant man das?

Nein, ich habe irgendwann festgestellt, dass es mir liegt, eingängige Lieder zu schreiben. Es gibt dann gewisse Songs, die einem besser gefallen als andere aber planen kann man das nicht nein.

Was wäre für dich persönlich eines dieser «besseren Lieder» auf dem neuen Album?

Das ist schwierig zu sagen. Zu den einen hat man einfach ganz einen anderen Bezug, als zu anderen. Dann kommt man aber wieder zu dem Moment, wo man sich so ein Nicht-Favorit-Song anhört und findet, eigentlich ist der gar nicht so schlecht. Meine Lieblingssongs wechseln also ständig.

Welcher ist es aktuell?

(lacht) Ich kanns dir nicht sagen.

Ich sag dir welcher meiner ist.

Das weiss ich: «Nacht am See».

Ja, genau. «Hakuna Matata» ist für mich eben auch einer dieser Ohrwürmer. Wenn ich diesen Song höre, verfolgt er mich danach den ganzen Tag. «Hakuna Matata» hab ich mir sagen lassen, ist Suaheli. Das spricht man in Tansania, Kenia, Demokratische Republik Kongo, Uganda, Burundi, Ruanda, Malawi, Mosambik, Sambia, Komoren, Mayotte und Somalia. Und jetzt auch in Chur?

Das hast du gut auf Wikipedia nachgeschaut (lacht). Aber es ist so. «Es gibt keine Probleme» heisst Hakuna Matata übersetzt.

Weil sie in Afrika keine Probleme haben?

Das weiss ich nicht. Aber ich denke mit dieser Einstellung ist es einfacher durchs Leben zu gehen. Es gibt keine Probleme. Du machst dir die Probleme meistens selber. Aber es gibt immer irgendeine Lösung dazu.

Hast du Probleme aktuell?

(lacht) Nein, im Moment geht’s gut. Etwas zu viel los aber sonst alles gut.

Bei dir ist wirklich viel los. Du bringst gerade ein Album raus, bist Teil des Singvögel Projektes, das im Frühling kommt, bist selber noch Produzent, hast ein eigenes Tonstudio etc. Wo liegt da dein Fokus? Man kennt dich vor allem als Produzent. Da hast du auch schon Swiss Music Awards abgesahnt. Wie wichtig ist jetzt dieses Album für dich?

Ich habe dieses Album gemacht, weil ich mir immer gesagt habe, dass ich irgendwann ein eigenes Album rausgeben will. Ein physisches, nicht nur digital. Ich will einfach einmal in meinem Leben ein eigenes Album in den Händen halten. Ob es realistisch ist, jetzt voll durch zu starten und gross abzusahnen mit diesem Album – wir werden es sehen. Ich setze mich da überhaupt nicht unter Druck, weil ich sage meine Stärken liegen vor allem in der Produktion auch von andern Künstlern. Das ist mein tägliches Brot und das, was ich auch extrem gerne mache. Das Singen ist wie ein Nebenprojekt. Wenn man mal keinen Künstler im Studio hat, macht man eben mal einen eigenen Song. So ist das Album eigentlich entstanden und nicht aus dem Hintergedanken, dass ich damit durchstarten muss. Überhaupt nicht.

Das ist eine sehr weite Einstellung. Gewisse Künstler wagen es vielleicht nach dem zehnten Album das zu sagen. Die meisten haben beim ersten Album böse gesagt den «Schiss in den Hosen». Wissen nicht, was passiert und haben einen grossen Druck. Das hast du scheinbar nicht.

Nein, Null. Ich meine «Bluamameitli» 2017 war auch einfach so ein Projekt. Ich hatte das mal rausgegeben. Einfach, um zu sehen, wie offen die Bevölkerung für solchen Sound ist.

Sehr offen, er wurde Bündner Song des Jahres.

Ja, das ist unglaublich! Und ich hatte das einfach für mich gemacht. Für niemanden sonst. Eigentlich. Wie gesagt, ich sitze nicht im Studio und zerbrech mir den Kopf, wo das Album chartert und wie viel Rotation es auf den Radiostationen bekommt. Überhaupt nicht. Null Druck. Ich habe jetzt alles gegeben und ich nehme alles. Wenn nichts kommt, nehme ich nichts.

Es wäre aber schon schöner, wenn etwas zurück kommt.

Ja, sicher ist es schöner. Aber es ist jetzt auch kein Weltuntergang, wenn nichts zurückkommt.

Für dich eine entspannte Sache. In deinem CD-Heft bedankst du dich auf der Rückseite. Du bedankst dich bei Familie und Freunden für die Geduld, weil du nicht einen 0815 Job hast sondern Musiker bist. Und wenn du sagst «Ich komme gleich», könne das locker mal vier Stunden dauern, steht hier. Also für dich easy, für dein Rundherum aber nicht so easy?

Es ist manchmal etwas komplizierter. Dann hast du mit deiner Mutter abgemacht, zum Essen vorbei zu kommen, sagen wir um 18.15 Uhr. Und dann hast du vielleicht einen Termin, der bis 18.30 Uhr oder 19.00 Uhr dauert. Dann wird’s eben später. Oder es ist auch schon vorgekommen, dass ich ganz absagen musste. Ich habe Zeiten, die ich mir wirklich einplane und mir nehme. Familie ist das Wichtigste. Freunde kommen und gehen aber die Familie bleibt immer da. Deshalb geniesse ich diese Zeit auch. Das Musik-Business ist nun mal kein acht-bis-fünf-Job. Manchmal beginnt man am Mittag und arbeitet bis in die Nacht hinein und manchmal ist man früh am Morgen schon unterwegs.

Kommen wir nochmals auf dein Album zurück. Es ist optisch sehr schön gemacht, es ist sehr farbig, sind viele Songs drauf und, wenn wir nochmals zuhinterst die Danksagung anschauen, bedankst du dich bei der Künstlerin, die das Art-Work gemacht hat. Eben auch für die viele Geduld bei den vielen Änderungen. Wie kompliziert ist es mit dir das Drumherum für ein Album zu machen?

Ich würde nicht sagen es ist kompliziert. Ich sage einfach bestimmt, was ich will. Und ich finde, ich bin so weitergekommen, als wenn ich einfach gesagt hätte: Ja ja, das ist schon gut. Ich sehe das auch im Studio. Ab und zu stehst du auf dem Schlauch und weisst nicht genau, was der Künstler jetzt will. Dann probierst du dies und jenes aus. Aber, wenn er dir nicht konkret sagt: «Ich will einen Song, der in diese Richtung geht», dann ist es manchmal extrem schwierig und man verliert so viel Zeit. Deshalb waren diese Feedbacks, die ich ihr gegeben habe, sehr konkret. Ich hatte eine genaue Vorstellung des Ganzen.

Auf dem Album sind inklusive Intro zwölf Songs drauf. Ich durfte mir das Album schon anhören und «Regaschirm», «Nacht am See», «Alles wasi will» sind meine Favoriten. Das sind eben die Ohrwürmer, finde ich.

Es ist lustig, «Regaschirm» hat praktisch niemand hier, von den Leuten in Graubünden, denen ich es schon gezeigt habe, auf dem Schirm. Die Plattenfirmen aber sind hell begeistert von diesem Song. Da haben wir uns auch überlegt, warum ist das so? Und ich meine du Simon bist ja auch von Zürich. Vielleicht hört man Musik in Zürich einfach anders als hier.

Dort braucht man vielleicht mehr Regenschirme, weil es dort mehr Nebel und Regen hat und hier ist es immer schön Wetter. Das sagt man zumindest den Touristen, auch wenn das natürlich nicht ganz zutreffend ist.

Von den zwölf Songs inklusive Intro sind elf von Gimma geschrieben worden. Das ist ein riesen Vertrauen. Wenn jemand, sofern ich richtig informiert bin, das ganze Album innerhalb von einem Tag auf Papier bringt, dann muss das ja extrem harmonieren. Das Album ist extrem ehrlich. Ich kaufe dir das ab, was du singst. Würde es nicht so gut funktionieren mit dem Songwriter würde ich dir die Texte nicht abkaufen. Wieso funktioniert das bei dir und Gimma so gut?

Wir machen jetzt seit etwa sechs Jahren sehr intensiv Musik zusammen und ich kann mich einfach blind auf ihn verlassen. Es harmoniert einfach. Ich habe ihm meine Demos gezeigt und er hatte sofort eine Vision zu jedem einzelnen Song. Ich habe dann einfach gesagt «feel free». Alles, was er macht, hat Hände und Füsse und das auf einem sehr hohen Niveau. Es gibt Leute, die können tage- oder wochenlang an einem Text sitzen und der Text ist nicht so gut, wie das, was Gimma schreibt. Der Output, den er hat ist einfach unglaublich und irgendwie wie von einem anderen Planeten. (lacht)

Du bist Sänger. Du bist aber auch Produzent und wurdest im eigenen Tonstudio gemastert. Du hast also zwei Ansprüche, die hundert prozentig funktionieren müssen. Als Sänger und als Produzent. Es ist nur schon schwierig einem von beiden gerecht zu werden. Wie schaffst du das?

Ich bin sehr selbstkritisch. Irgendwann mussten wir sagen, dass wir dieses Album jetzt rausbringen. Die Songs sind in den letzten zwei Jahren entstanden und wenn ich es aus Produzenten- und aus Sängersicht anschaue, gibt es immer Passagen, die ich jetzt anders machen würde. Aber irgendwann muss man einfach einen Schlussstrich ziehen. Sonst ist man ewig dran und es kommt nie etwas. In der Phase und zu dem Zeitpunkt, als ich diese Lieder geschrieben und aufgenommen habe, hat es für mich gepasst. So wächst man und wird immer besser. Wenn man alles selber hinterfragt und schaut, wo man beim nächsten Mal noch mehr rausholen, wo man noch besser werden kann. Ich glaube auch, wenn man irgendwann an den Punkt kommt, wo man findet, jetzt bin ich hier und es geht nicht mehr weiter, dann belügt man sich selber, denn es geht immer besser.

Am 14. September ist Plattentaufe von «Hakuna Matata» im Loucy in Chur. Das Video zu der Single kommt am 14. oder 16. September raus. Das Album gibt es ab heute, 30. August, im Handel.

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