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Erschöpft, glücklich und verblüfft

Das Schultheaterfestival «Best Festival» des Theaters Chur in Zuoz ist gestartet. Jeden Tag berichten sechs Schülerinnen und zwei Schüler für uns vom Festival und verfolgen die Themen ihrer Generation. Das war Tag vier.

Südostschweiz
15.04.19 - 13:08 Uhr
Kultur
Auch am Donnerstag standen die Schülerreporter im Einsatz.
Auch am Donnerstag standen die Schülerreporter im Einsatz.
ZVG

von Albrecht Lehmann

Wir wussten, der Donnerstag würde ein intensiver Tag. Fünf anstatt vier Aufführungen, die es zu besprechen galt. Neben den vorführenden Klassen zusätzlich Zuschauerklassen. Die Auflage unseres täglichen Blattes musste von 70 auf 140 erhöht werden. Alles fühlte sich grösser, stärker und intensiver an. Konzentration war gefragt. Auf der Bühne und auch bei uns in der Redaktion.

Das Schöne am BEST Festival ist das Zusammenkommen so vieler Schülerinnen und Schüler, ihr Austausch über das Gesehene. Wir wollten diesem Austausch auch etwas beisteuern und haben herum gefragt. Entstanden ist eine Sammlung von Tipps für die kleinen Momente auf und hinter der Bühne. Was macht man bei Lampenfieber? Wie mit Textaussetzern umgehen?

Als wir die Ausgabe geschafft hatten (ohne Textaussetzer), fühlten wir uns den Spielern nahe. Erschöpft, glücklich. Als Team hatten wir unsere Ausgabe hingekriegt. Und verblüfft fiel uns auf, dass die Tipps, die wir gesammelt hatten, ebenso für uns galten. Und wir erinnerten uns an den Satz aus der Ausgabe vom Tag zuvor, über das Theater: «Es ist eine Lehre fürs Leben.»

Geheimtipps von Fabian Furrer und Zippora Orlik

Theaterspielen vor vielen Zuschauern? Oh ja, das macht nervös. In unseren Augen haben alle Klassen ihre Vorführungen gemeistert und uns staunend zurückgelassen. Doch wie schaffen sie das? Nicht zu nervös zu sein, nicht den Text zu vergessen? Genau dies wollten wir von den verschiedenen Theaterpädagogen, Schauspielern und Lehrpersonen wissen. Wo liegt der Trick? Gibt es ein ultimatives Universalrezept?

Auf die Frage wir man seine Nervosität überwinden kann oder am besten die Texte lernt, bekamen wir unterschiedliche Antworten. Unterschiedlich wie jede und jeder ist, so unterschiedlich sind auch die Vorbereitungstricks. Deshalb haben wir euch hier eine Liste mit Tipps zusammengestellt:

«Nervosität gehört dazu.»
Mit diesem Kribbeln im Bauch seid ihr voller Energie und könnt nicht mehr stillsitzen. Nutzt diese Energie auf der Bühne. Zeigt allen, dass ihr es könnt!

«Das einzige was dich hindert, ist deine innere Stimme.»
Konzentriert euch auf das, was ihr machen müsst - und nicht auf diese Stimme.

«Zeigt auch mit den Bewegungen, was ihr sagen wollt.»
Sei ein Wort noch so leise oder undeutlich gesprochen. Verbunden mit den richtigen Bewegungen versteht euch das Publikum immer noch.

«Lerne deinen Text beim Machen.»
Verbinde den Text mit den Bewegungen.

«Konzentriere dich zuerst auf dich, dann auf deine Mitspieler - und zum Schluss aufs Publikum.»
Wenn du unsicher wirst, geh wieder zurück und konzentriere dich nur auf dich.

«Finde dein eigenes Ritual.»
Egal ob du vorher 10 Minuten joggen gehst oder dich ein paar Minuten hinlegst und Musik hörst, jeder braucht etwas Anderes, was ihm hilft, im Innern ruhig zu werden und sich auf seine Aufgabe konzentrieren zu können.

«Es ist egal, wenn ihr einen Teil des Textes vergesst oder etwas falsch gemacht habt.»
Spielt einfach weiter, denn das Publikum hat keine Ahnung und weiss nicht, wie es eigentlich sein sollte.

«Spielt nicht alleine, sondern als Team.»
Gebt euch gegenseitig Rückendeckung und unterstützt euch auf der Bühne.

«Versammelt euch bevor es losgeht.»
Schaut euch in die Augen, drückt euch und nehmt euch als Gruppe war, denn ihr seid nicht alleine.

«Konzentriert euch nicht auf das, was passieren könnte.»
Ihr habt euch vorbereitet. Ihr kennt eure Rollen und habt das Ganze geprobt. Denkt nicht zu viel, sondern macht einfach. Geniesst den Moment und zum Schluss den Applaus. Ihr habt ihn verdient!

Was ist es? What is it? Che cos’é? von Jessica Willi

In diesem Stück erzählen Elija, Anja und Pascal von drei wirklich zauberhaften Sagen. Die erste handelt von einem Zauberer, welcher die Partygäste mit dem Zauberspruch «aquadratwurzelmoldrü» in Pferde, Hunde und Trolle verwandelt. Nach dieser Zauberei muss dann der Zauberstab aber schleunigst am Zauberstein aufgeladen werden. Was alle Geschichten gemeinsam haben? In allen geht es um Zauberei, welche mithilfe von Lichteffekten, Nebelmaschinen und selbstgemalten Folien auf Hellraumprojektoren zum Vorschein gebracht wird. Abrakadabra, ein magisches Bühnenbild ist entstanden! Auch Musik und Soundeffekte entstehen durch das Zusammenspiel von Handorgel, Klavier, Ukulele, Perkussion und natürlich - der Stimme. Mit dem Satz «Mengsmol muess ma nume zuelosa und zualuaga, um au die klina Wunder vu dera Welt z’entdecka» findet der Zauber sein Ende.

Einige Nachrichten an das All von Fabian Furrer

Laute Musik schallt durch die Aula und Nebel steigt hinter den Kulissen empor. Drei junge Damen mit silbernen Schärpen treten auf die Bühne und begrüssen das Publikum zu einer TV-Show. Geklärt werden soll: «Was uns Menschen überhaupt zu Menschen macht.»

Verschiedene Gäste versuchen, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Die Klasse unterhält mit lustigen Szenen, die von Werbepausen unterbrochen werden. Nach der letzten Pause wird es in der ganzen Aula dunkel. Es zischt, Nebel zieht auf. Zwei Weltraumforscher rollen eine blinkende Maschine herein. Es ist der «Shishaterminator». Mit ihm können drei Wörter ins All geschickt werden. Eine Botschaft der Menschheit. Ein junger Moderator fordert drei Zuschauer auf, ihm je ein Wort auf die Bühne zu bringen. Dummheit, Glück und Cool sind die Wörter. Sie werden geschickt, zu The Final Countdown. Gespannt warten wir auf eine Antwort. Es endet mit einem Telefonklingeln und verdutzten Forschern. Wer die Botschaft gehört hat, bleibt offen. Es hinterlässt aber ein begeistertes Publikum.

Freu mi von Zippora Orlik

«I freu mi uf mini Lehr bi der Gmeind Arosa. De ganz Tag schöns Wetter, immer dussa schaffa. Und ds beschta: i han mit minem Kolleg Bruafsschual!»

Wie sieht das Leben nach der Schule aus? Wie wird das Arbeiten? Die einen gehen ihrer Zukunft positiv entgegen, die anderen sind da eher pessimistisch unterwegs. Doch halt, denn bis zum Schulabschluss geht es noch zweieinhalb Monate.

Das Thema Zukunft beschäftigt die 3. Oberstufe aus Churwalden ganz besonders und deshalb haben sie sich entschieden, daraus ein Stück zu entwickeln. «Am Anfang war es schon etwas komisch,» berichten einige Schülerinnen nach dem Stück. «Wir sassen in einem Kreis und sprachen darüber, was uns beschäftigt.» Es seien dann Themen wie Wünsche, der Lehranfang und eben die Zukunft aufgekommen. Und wie wird ihr Leben in 10, 50 oder sogar 75 Jahren aussehen? Mit ihrer offenen und ehrlichen Art erzählen sie von ihren grössten Wünschen. Paintball spielen, ein Flugzeug fliegen, in Las Vegas heiraten oder einen Sommer auf der Alp zu verbringen.

KCÜLG – Glück beginnt nicht immer mit G von Lena Reber und Lara Cantoni

Mit diesem Stück bringen die Schauspieler uns die Aspekte des Glücks in vier Sprachen näher. Die Vorstellung wird von Queen’s «We are the Champions» eingeleitet, was für Stimmung sorgt. Doch es bleibt nicht bei diesem einen Lied. Musik, Tanz und Lichteffekte begleiten die Szenen. «Gibt es ein Rezept für Glück?». Das bringt zum Nachdenken. Als Nächstes befinden wir uns in einer Show, in der einer nach dem anderen uns zeigt, was er/sie unter Glück versteht. Dabei kommt raus: Das Unglück liegt nah. Jemand der Freude am Autofahren hat, kann Opfer eines Unfalls werden. Die Meisten erwarten mehr vom Glück, als es bieten kann und werden entsprechend enttäuscht. Die Schüler aus Pontresina haben ihren Auftritt auf der BEST Bühne sichtlich genossen. Unsere Erwartungen erfüllten sie mit links. Zum Abschluss zählen sie diverse Sachen auf, die Glück in ihnen hervorrufen. Ein schönes Schlussbild, das den Impuls zum mitfühlen gibt.

Letschti Minuta: Das Leben ist kein Ponyhof von Paula Savary

«I want you to be happier»: Aus den Boxen klingt Happier von Marshmello und Bastille. Die 2. Real aus Chur zieht an uns vorbei, alle sind beschäftigt, lesen Zeitung, stillen ein Baby. Das Lied geht zu Ende, die Verwandlung ist abgeschlossen. Das Haar ergraut, der Rücken ein Buckel: Vor uns sitzen 12 Bewohner*innen eines Altersheims. Im Stück verarbeitet die Klasse auf liebevolle und humorvolle Weise ihre Gespräche mit alten Menschen, die nicht mehr zu Hause leben. Beispielsweise, wenn das Mandala Malen ausfällt und stattdessen eine Aktivierungsdisco stattfindet und sich tattrige Körper im Zeitlupentempo verrenken. Zu den Fragen gehört auch die Auseinandersetzung mit dem Tod. Die Schüler*innen überlegen sich,  was sie tun würden, wenn sie nur noch fünf Minuten zu leben hätten: Es sind ähnliche Dinge wie die, von denen die alten Leute erzählt haben: Zeit mit den Geschwistern verbringen, auf Reisen ein Abenteuer erleben, sich einen Traum erfüllen, ein letzter Kuss, ein Dürüm.

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