×

In Zukunft droht mehr Gefahr durch Nassschneelawinen

Das Davoser SLF hat analysiert, wie sich der Klimawandel auf die Lawinenlage auswirkt.

Béla
Zier
09.11.24 - 11:00 Uhr
Graubünden
Mehr nass, weniger trocken: In Zukunft wird laut Untersuchung des Davoser SLF die Zahl von trockenen Lawinen – hier eine Staublawine im Unterengadin – abnehmen.
Mehr nass, weniger trocken: In Zukunft wird laut Untersuchung des Davoser SLF die Zahl von trockenen Lawinen – hier eine Staublawine im Unterengadin – abnehmen.
Bild Joerg Kindschi
Wettertechnisch scheint der Winter aktuell noch in weiter Ferne zu liegen, doch das kann sich rasch ändern. Fallen dann die ersten Flocken, beginnt auch die Lawinensaison. Eine Analyse des Davoser Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zeigt nun auf, wie sich der Klimawandel bis gegen Ende des Jahrhunderts auf die Lawinenlage in der Schweiz auswirken wird. Weniger Schnee bedeute nicht weniger Lawinen. Das geht aus der entsprechenden Untersuchung der SLF-Forscherin Stephanie Mayer hervor. Sie hat ihre Szenarien für sieben Standorte in der Schweiz berechnet, darunter auch für das auf 2693 Metern über Meer gelegene Weissfluhjoch im Davoser Parsenngebiet. Mayer sei sich aber sicher, dass ihre Ergebnisse auf den gesamten Alpenraum übertragbar seien.

Neue Herausforderung für Wintersportgebiete

Die SLF-Forscherin hat laut Mitteilung untersucht, welche Folgen der Klimawandel auf die Lawinenaktivität oberhalb von 1800 Metern über Meer haben wird. Ihre Prognose: «Die Zahl der trockenen Lawinen wird abnehmen, aber oberhalb der Waldgrenze wird die Zunahme von Nassschneelawinen diese Abnahme teilweise aufheben.» 

Auf Wintersportgebiete und Lawinenwarndienste kommen gemäss Mitteilung des SLF neue Herausforderungen zu. Denn im Laufe des Jahrhunderts würden vermehrt Nassschneelawinen während der touristischen Hochsaison abgehen. Im Gegensatz zu ihren trockenen Pendants könnten Lawinensicherheitsdienste Nassschneelawinen aber kaum künstlich auslösen. «Als Sicherheitsmassnahme hilft nur, gefährdete Bereiche eines Skigebiets zu schliessen», wird SLF-Forscherin Mayer dazu zitiert. Auch Freizeitsportlerinnen und -sportler sollten sich verstärkt mit dem Thema Nassschneelawinen auseinandersetzen, da diese im Hochwinter häufiger auftreten werden.

Weiterhin extreme Schneefallereignisse

Wegen steigender Temperaturen, damit einhergehend höherer Schneefallgrenze sowie weniger Schnee, «könnten Lawinen Tallagen künftig seltener erreichen», so das SLF. Das gelte aber nicht grundsätzlich. «Extreme Schneefallereignisse wird es auch in Zukunft noch geben. Das könnte vor allem in hohen Lagen sogar zu grösseren Lawinen führen», ist in der Mitteilung zur SLF-Analyse festgehalten. Würden Lawinen in grosser Höhe abgehen und kanalisiert abfliessen, könnten sie «immer noch so weit ins Tal vordringen wie heute». Mayer erwarte dennoch, dass die zuständigen Behörden ihre Gefahrenkarten überprüften und selbige gegebenenfalls auf die sich durch den Klimawandel verändernde Gefahrensituation anpassen. (béz)

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Könnte euch auch interessieren
Mehr zu Graubünden MEHR
prolitteris