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Es wird kaum reichen zum Eislaufen

Man erinnert sich: Vor 60 Jahren war es in der Schweiz so kalt, dass man auf dem Zürichsee Schlittschuhlaufen konnte. Auf einigen Glarner Seen kann man öfter - aber wohl kaum dieses Jahr.

Südostschweiz
29.01.23 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Der Stand am Donnerstag: Der Klöntalersee ist am Zufrieren, ob es zu einer «Seegfrörni» reichen wird, bleibt abzuwarten. Dass die Eisdecke dick genug zum Eislaufen wird, scheint fast ausgeschlossen.
Der Stand am Donnerstag: Der Klöntalersee ist am Zufrieren, ob es zu einer «Seegfrörni» reichen wird, bleibt abzuwarten. Dass die Eisdecke dick genug zum Eislaufen wird, scheint fast ausgeschlossen.
Bild: Jakob Heer / Bild: Jakob Heer

Während 35 Tagen war es am Zürich- und am Bodensee im Winter 1962/63 durchschnittlich minus zehn Grad kalt, was zu einer seltenen «Seegfrörni» führte. Ein Spektakel, das sich laut Meteorologen in den letzten zwei Jahrhunderten nur vier Mal ereignete. Es ging so weit, dass alles – von Hockeyspielern über Kamele bis hin zu Autos und Flugzeugen – auf dem Eis der beiden Seen zu sehen war.

Die Temperaturen in der Region dürften damals vergleichbar tief gewesen sein, so Roger Perret, Meteorologe von Meteonews. «Doch zugefroren ist der Walensee auch im besagten Winter nicht. Tatsächlich war er das noch nie seit Menschengedenken.» Eine Erklärung hat der Wetterfrosch aus Mels auch gleich dazu: «Der See ist schlicht und einfach zu unruhig und zu tief.» Letzteres sorge dafür, dass durch die Zirkulation stets wärmeres Wasser von den Tiefen des Sees aufsteige. Aber noch ausschlaggebender für die Eisfreiheit des Walensees seien die Seez, der Linthkanal und der Murgbach. «Diese bringen zu jeder Zeit Bewegung in den See, was eine Vereisung der Wasseroberfläche nochmals um ein Vielfaches erschwert.»

«Seegfrörni» ist auszuschliessen

Und auch in Zukunft dürfte eine «Seegfrörni» auf dem Walensee bloss ein wilder Traum von Eislauffans bleiben. «Noch nie wurde auf dem Walensee Schlittschuh gelaufen, und dem wird auch in Zukunft niemals so sein», wagt der Meteorologe eine Prognose. Denn in den letzten 60 Jahren habe sich das Klima schlicht zu sehr verändert.

Die jetzigen Durchschnittstemperaturen stehen im starken Kontrast zu den 35 Tagen Eiseskälte von vor 60 Jahren: «Jetzt kommen die Medien bereits nach einem Tag mit minus fünf Grad Durchschnittstemperatur angerannt und fragen, ob das normal ist», scherzt Perret. Und wenn die Kälte schon damals nicht aus-reichte, werde das jetzt erst recht nichts mehr mit einer «Seegfrörni» auf dem Walensee. So werden es also auch in Zukunft bloss die kleineren Gewässer in der Region sein, die gelegentlich noch zur Begehung einladen werden.

Kaum ein Eisvergnügen

Wenn es rund zehn Tage in Folge richtig kalt ist und die Nächte klar sind, gefriert der Klöntalersee. Falls die Eisdecke mindestens 15 Zentimeter dick ist und damit Menschen trägt, wird die Eisfläche freigegeben. Die Verantwortlichen des Speicherwasserkraftwerks Axpo im Klöntal kontrollieren das Eis und entscheiden, ob Schlittschuh gelaufen werden darf oder eben nicht. Zuletzt durften sich naturbegeisterte 2014 auf dem gefrorenen Klöntalersee austoben. 2005 etwa war der See ebenfalls gefroren und Hunderte Menschen tummelten sich auf dem See.

Auch wenn der Klöntalersee, verhältnismässig spät, derzeit am Gefrieren ist, ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Eisdecke in diesem Jahr zum Schlittschuhlaufen oder Eishockeyspielen reichen wird. Die Temperaturen sind schlicht zu hoch.

Schlittschuhlaufen wäre, vorausgesetzt das Eis ist dick genug, auch auf anderen Glarner Seen möglich, wie etwa dem Talalpsee oberhalb von Filzbach. Visit Glarnerland rät jedoch auf Anfrage der «Glarner Nachrichten» davon ab, es sei wegen Lawinenniedergängen zu heikel. Wie Bilder einer Webcam zeigen, ist zumindest der vordere Teil des Näfelser Obersees gefroren. Aber selbst wenn die Eisdecke dick genug für den Eissport wäre, geben die Verantwortlichen den Obersee offiziell nie frei.

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