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Seenachtfest kehrt mit grossem Knall zurück

Rund 70 000 Besucher kamen laut Organisatoren ans Seenachtfest 2022 in Rapperswil-Jona. OK-Chef Fabian Villiger zieht eine rundum positive Bilanz.

Linth-Zeitung
15.08.22 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Doppelter Höhepunkt: Zwei halbstündigen Feuerwerke am Freitag und Samstag gehören zu den Highlights am Seenachtfest.
Doppelter Höhepunkt: Zwei halbstündigen Feuerwerke am Freitag und Samstag gehören zu den Highlights am Seenachtfest.
BILD UELI FREY

von Jérôme Stern (Text) und Ueli Frey (Bilder)

Sein Team könne auf ein erfolgreiches Seenachtfest zurückblicken, sagt Fabian Villiger am Sonntag. Rund 70 000 zahlende Besucher sind laut dem OK-Chef während des Wochenendes ans Fest gekommen. «Das ist eine schöne Zahl, gerade in einem Jahr, in dem auch sonst viel läuft», zeigt sich Villiger überaus zufrieden.

Zumal das Seenachtfest 2022 laut ihm sehr friedlich verlaufen ist. «Die Polizei musste nur einmal wegen einer Bagatelle eingreifen. Auch gab es keine Unfälle und sämtliche Sicherheitskonzepte haben gegriffen.» Die beiden Feuerwerke seien auch gut angekommen. Wobei Villiger einräumt, dass der Erfolg zu einem guten Teil dem Traumwetter geschuldet ist: «Das Wetter ist mehr als die halbe Miete.»

Kein neuer Besucherrekord

Was sagt er zur Kritik, es seien zu viele Gäste auf dem Gelände gewesen? «Es war kein Rekordfest. 2018 hatten wir noch ein bisschen mehr Leute», so Villiger. Er betont, dass es auch während der Flugshows auf dem Seedamm genug Platz gehabt habe. «Viele Leute wollten halt beim Hafen möglichst nah bei den Festbeizen sein. Dort wurde es zeitweise eng.»

 

Grosser Andrang: Schon am frühen Samstagabend ist der Fischmarktplatz sehr gut gefüllt – später wird es noch deutlich enger.
Grosser Andrang: Schon am frühen Samstagabend ist der Fischmarktplatz sehr gut gefüllt – später wird es noch deutlich enger.
BILD UELI FREY

Punkto Warteschlangen vor den Ständen und Festbeizen sagt er, dass man dort teilweise an die Grenzen gekommen sei. «Aber alles in allem konnten wir das gut lösen, und es ist erfolgreich gearbeitet worden.»

Finanziell insgesamt ein Erfolg

Auf das Abfallkonzept ist der OK-Chef stolz: «Das ist mir ein grosses Anliegen. Ich finde, unser Festgelände soll ‹eine Falle› machen.» Tatsächlich kursierten ständig Teams, die sich um den Müll kümmerten. Auch punkto Finanzen zieht Villiger eine positive Bilanz. «Das genaue Ergebnis kenne ich noch nicht, aber gesamthaft sind wir sicher in den schwarzen Zahlen.» Sicher ist: Nach der Verschiebung 2021 wegen Corona kehrte das Seenachtfest dieses Jahr in alter Frische zurück.

Massen drängen in die Altstadt

Nachmittags um vier Uhr ist von ausgelassener Feststimmung rund ums Rapperswiler Hafenbecken am Samstag noch nicht viel zu spüren. Man schlendert gemütlich zwischen den Foodständen, beäugt deren Angebote oder lässt sich weitertreiben.

Perfektes Sommerwetter: Am Nachmittag und frühen Abend ist Schlendern und Gastroangebote-Auskundschaften angesagt.
Perfektes Sommerwetter: Am Nachmittag und frühen Abend ist Schlendern und Gastroangebote-Auskundschaften angesagt.
Spass und Action: Junge und Jungebliebene können sich an der Chilbi auf dem Hochschulareal vergnügen.
Spass und Action: Junge und Jungebliebene können sich an der Chilbi auf dem Hochschulareal vergnügen.

So findet man sich vor der Hafenbühne wieder, wo die Band Acustico den Reigen der Konzerte eröffnet. Die fünf gestandenen Männer spielen eingängige Covers und eigene Songs – gemäss Bandname auf akustischen Instrumenten. Ihre Musik ist der perfekte Einstieg in einen langen Abend. Überhaupt geht es Schlag auf Schlag mit den Konzerten weiter. So gesehen ist das Seenachtfest die perfekte Gelegenheit, um sich übers aktuelle Musikschaffen zu informieren.

Also weiter in Richtung Hauptplatz, wo David Lenoc und seine Mitmusiker auf der Local Stage gerade einen ausgiebigen Soundcheck erledigen. Doch schliesslich passt alles, und die fünf Musiker bieten einen lüpfigen Mix aus Folk, Reggae und Pop. Einige Zuhörer wiegen sich im Rhythmus, und ein paar kleine Kinder finden den Sound genau richtig zum Herumtollen.

Ansturm bei Eisverkäufern

Es ist 17.30 Uhr. Bis jetzt war das Durchkommen zu den drei Bühnen am Fischmarktplatz, an der Hafenanlage und am Hauptplatz kein Problem. Doch nun füllt sich das Festgelände zunehmend. Vor den Essensständen sind die Warteschlangen noch überschaubar, dafür läuft das Geschäft bei den Glacéverkäufern umso besser. Vielleicht ist es einfach noch zu heiss für Thai-Food, Empanadas oder Raclette.

Also flaniert man mit einem Soft-Eis zurück zur Hafenbühne, wo Southbound deftigen Südstaatenrock bieten. Mit sattem Gitarrensound und im rollenden Boogie-Rhythmus heizen sie den Zuhörern ein – ohne Schattenplatz wird es da manchem zu heiss.

Macht das Warm-up auf der Hauptbühne: der Mundartpopper Andryy.
Macht das Warm-up auf der Hauptbühne: der Mundartpopper Andryy.
Satter Gitarrensound und rollender Boogie-Rhythmus: die Südstaatenrockband Southbound.
Satter Gitarrensound und rollender Boogie-Rhythmus: die Südstaatenrockband Southbound.
Bietet einen lüpfigen Mix aus Folk, Reggae und Pop: David Lenoc und seine Band.
Bietet einen lüpfigen Mix aus Folk, Reggae und Pop: David Lenoc und seine Band.
Die Bühne genutzt: Die Hockeyaner der SCRJ Lakers stellen sich vor.
Die Bühne genutzt: Die Hockeyaner der SCRJ Lakers stellen sich vor.

Auf der Fischmarktbühne steht derweil Sänger Andryy mit seinen beiden Mitmusikern und präsentiert Popsongs im modischen Gewand. Doch irgendwie schaffen sie es nicht, das Publikum zu packen. Ist es noch zu früh? Oder liegt es gar am Soundmix, der viel Lautstärke, aber keine Feinheiten zulässt? Solche Probleme gibt es beim Konzert von Mike Sterki auf dem Hauptplatz nicht. Die drei Musiker spielen wunderbar entspannten, erdigen Blues, dazu singt Sterki mit unverwechselbarer Stimme. Man geniesst – und freut sich über den humanen Soundpegel.

Kampfjets über dem Schlosshügel

Derweil streben immer mehr Besucher zum Schlosshügel. Der Grund ist die Flugshow des Super Puma Display Team sowie der Patrouille Suisse – und die lassen sich von hier oben gut betrachten. Auf den Festbänken hat es bald keine freien Plätze mehr. Die Spannung steigt. Endlich kündigt der Speaker den Heli an. Von Kempraten herkommend fegt er im Tiefflug über den Schlosshügel und vollführt über dem See gleich einen Looping. Anschliessend zeigt er einen «Hammerhead» – zieht senkrecht nach oben, um kurz vor dem Stillstand zu wenden und ebenso steil wieder herunterzustürzen. Nicht wenige Besucher staunen über die Kunststücke des Helikopters: Kurven auf engstem Raum, Volte, Rückwärtsflug – nichts scheint den beiden Piloten zu waghalsig.

Blick nach oben: Das Super Puma Display Team zeigt Heli-Manöver über dem See.
Blick nach oben: Das Super Puma Display Team zeigt Heli-Manöver über dem See.
Donnervögel: Die Patrouille Suisse sorgt für Spektakel und Lärm über Rapperswil.
Donnervögel: Die Patrouille Suisse sorgt für Spektakel und Lärm über Rapperswil.

Diese Vorführung zu übertreffen könnte schwierig werden. Doch keineswegs unmöglich, wie die Piloten der Patrouille Suisse nun zeigen. Nach einem donnernden Überflug gehen die fünf Maschinen in einen gemeinsamen Looping, eine künstlich erzeugte Rauchfahne hinter sich herziehend. Wobei das Auge Mühe hat, den Kampfjets zu folgen, so schnell verschwinden sie nach einer Flugfigur. Nun trennt sich der Solist von den anderen Maschinen, um nach einer lang gezogenen Wendekurve wieder auf sie zuzurasen. Mit 700 km/h kreuzen die Maschinen einander, haben dabei nur wenige Meter Abstand. Mit einer fulminanten Figur verabschieden sich die Flieger so schnell, wie sie gekommen sind. Die Zuschauer applaudieren begeistert und machen sich auf den Weg zu den Essensständen.

Highlight am Fischmarktplatz

Dort muss man mittlerweile lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Tatsächlich ist die Menschenmenge überwältigend, und das Durchkommen geht kaum ohne Körperberührung ab. Für die Betreiber der Festbeizli und Foodstände sorgt der Andrang für erfreuliche Umsätze, während die Besucher nicht nur Freunde haben. Wobei die Stimmung jederzeit friedlich und genüsslich ist.

Solche Gedanken sind ohnehin schnell verflogen, da auf der Fischmarktbühne jetzt Joya Marleen aufspielt. Verblüffend, wie die kleine, blutjunge Frau auf der grossen Bühne zu wachsen scheint und die Besucher mit ihrer mädchenhaften Präsenz in den Bann zieht. Daran hat die Musik des Trios ihren Anteil. Ihre Interpretation des alten Boomtown-Rats-Stücks «I don’t like Mondays» überzeugt absolut. Die erst 19-jährige Marleen hat das Zeug für eine grosse Karriere und wirkt einiges origineller als andere Schweizer Popsternchen.

Breites Angebot: Fackelspiesse sind nur einer von vielen gastronomischen Rennern.
Breites Angebot: Fackelspiesse sind nur einer von vielen gastronomischen Rennern.
Festivalstimmung: Auf der Hauptbühne am Fischmarktplatz erhalten junge Künstler vor grossem Publikum eine Chance.
Festivalstimmung: Auf der Hauptbühne am Fischmarktplatz erhalten junge Künstler vor grossem Publikum eine Chance.
Beeindruckt: Die erst 19-jährige Joya Marleen hat das Publikum im Griff.
Beeindruckt: Die erst 19-jährige Joya Marleen hat das Publikum im Griff.

Wieder strömen danach die Besucher zum Schlosshügel oder ans Seebecken, um einen guten Platz zu ergattern. Schliesslich steht mit dem Feuerwerk das nächste Highlight auf dem Programm. 30 Minuten lang explodieren am Himmel über Rapperswil die fantastischsten Kreationen, zeichnen farbige Kreise und Fontänen in die Luft. Nur der Vollmond ganz weit oben bleibt davon unbeeindruckt. Die Altstadt von Rapperswil ist im Seenachtfest-Fieber.

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