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Promis, Rück- und Ausblicke und ein ruhiger Abend für die Polizei

In Samnaun hat ein ehemaliger deutscher Bundespräsident gesprochen, in Splügen hat Magdalena Martullo-Blocher den Föderalismus gefeiert und in St. Moritz hat es ein Indoor-Promi-Feuerwerk gegeben.

Südostschweiz
02.08.21 - 17:10 Uhr
Ereignisse

Der Sonntag war ein vergleichsweise ruhiger Nationalfeiertag für die Kantonspolizei Graubünden, wie deren Mediensprecher Markus Walser auf Anfrage von Radio Südostschweiz erklärt: «Uns wurden keine nennenswerten Vorfälle gemeldet im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 1. August.» Vereinzelt hätten sich Leute daran gestört, dass in bewohntem Gebiet Feuerwerkskörper gezündet wurden.

Wulff in Samnaun

In Samnaun vermochte Christian Wulff zahlreiche Gäste und Einheimische mit seinen Worten zu begeistern, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Der ehemalige deutsche Bundespräsident habe seine Bewunderung für die Schweiz hervorgehoben, mit Zuversicht auf die anstehenden politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in der internationalen Gemeinschaft geblickt und zum mutigen Handeln aufgefordert. Dank Wetterglück – es hat zumindest nicht permanent geregnet - waren tagsüber der Dorfmarkt mit Live-Musik, die Ausstellung der Bergbahnen Samnaun, die Kinderunterhaltung und weitere Attraktionen sehr gut besucht, wie es weiter heisst.

Martullo Blocher in Splügen

Nationalrätin und Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher sprach in Splügen zur Festgemeinschaft. Im Fokus ihrer Rede standen die direkte Demokratie und Unabhängigkeit der Schweiz, wie es in einer Mitteilung heisst. Als Land mit wichtigen Handelspositionen stehe die Schweiz immer wieder unter Druck von aussen. Deshalb brauche es, besonders in den Bergregionen, Bürgerinnen und Bürger, die mutig hinstehen würden und sich für ihre Rechte und ihr Auskommen wehrten. Nur so könne man die weitere Entwicklung auch in diesen Regionen sichern, so Martullo. Die Schweiz, ein Volk von Minderheiten, gehe schon seit 730 Jahren erfolgreich ihren Weg. Das funktioniere nur, weil alle, im Kleinen wie im Grossen, mitbestimmen und ihre Ideen einbringen können. «Wir Schweizer sind stolz auf unseren Föderalismus. Deshalb feiern wir nicht in Bern auf dem Bundeshausplatz, sondern gemeinsam draussen im Lande bei den Bürgern, wie etwa auf dem Bodenhausplatz in Splügen. Die Selbstbestimmung der Bürger gilt es als Säule der Schweiz mit allen Mitteln zu erhalten», wird Martullo-Blochers Rede zitiert.

St. Moritz mit Promi-Feuerwerk

Mit einer fulminanten 1.-August-Feier hat St. Moritz seine Gäste und die Einheimischen überrascht. Wegen der schlechten Wetteraussichten musste der im Kulm-Park vorgesehene Grossanlass in den Saal des Hotels «Reine Victoria» verlegt werden. Als Festredner war der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigt, was sich aber nur als einer von gleich vier prominenten Ansprachen herausstellte. Musikalisch umrahmt war die Feier von der Big Band Pepe Lienhard, die zum Empfang Schröders die deutsche Nationalhymne intonierte – allerdings zuerst diejenige der DDR. Ein kleiner, von Gemeindepräsident Christian Jott Jenny inszenierter Scherz.

Schröder begann selbstironisch. Er habe gezögert, die Einladung anzunehmen. «In St. Moritz, da sitzen doch die, denen ich als Jungsozialist mit der Revolution drohte, nur um ihnen dann als Bundeskanzler die Hand zu schütteln.» Er machte sodann einen durchaus scharfsinnigen, demokratietheoretischen Exkurs über die Schweiz und Europa. «Die Schweiz schätze ich dafür, dass sie so unnachgiebig ist. Auch wenn es noch so vernünftig wäre, wenn sie nicht wollen, wollen sie nicht», sagte er nicht zuletzt mit Blick auf das gescheiterte Rahmenabkommen. Er schloss dann aber mit der Bemerkung: «Die Schweiz ist zu wichtig, um alleine zu bleiben; und ehrlich gesagt, auch zu klein.»

Als Nächstes begrüsste Jenny die bekannte SRF-Moderatorin Eva Wannenmacher, die ein launiges Bekenntnis als St. Moritz-Fan abgab: «Hier ist alles schöner, bunter, reicher. Das ist völlig unschweizerisch», sagte sie und spannte dann den Bogen von den Schweizer Frauen, die beim Rütlischwur fehlten, bis zu ihren Empfehlungen für leidenschaftliche Liebesbeziehungen.

Christoph Blocher – der echte
Christoph Blocher – der echte

Als Jenny mit «Christoph Blocher» einen weiteren Redner ankündigte, meinte man eine Neuauflage des Auftritts von Walter Andreas Müller an der letztjährigen St. Moritzer Bundesfeier zu erleben. Zuerst trat auch tatsächlich der Schauspieler in der Rolle des alt Bundesrats ans Pult. Doch mit einer Ausrede verschwand dieser wieder hinter die Bühne, um dann zur allgemeinen Überraschung dem echten Christoph Blocher Platz zu machen. Der geübte 1.-August-Redner gab dem deutschen Ehrengast treffsicher und humorvoll Paroli, was die Schweiz und Europa betrifft.

Gerhard Schröder weiss Christoph Blochers Replik auf seine Rede zu nehmen.
Gerhard Schröder weiss Christoph Blochers Replik auf seine Rede zu nehmen.

Als das – ebenfalls durchaus prominent besetzte – Publikum meinte, dies sei der finale Höhepunkt gewesen, spielte das Orchester die englische Nationalhymne. Und herein kam: Queen Elizabeth herself. Walter Andreas Müller war in das Kostüm der munteren Monarchin geschlüpft und gab eine köstliche Ansprache in geschliffenem Englisch, in der er feststellte, dass insbesondere Graubünden und die Alpen eigentlich eine Erfindung der Briten seien. Mit stürmischem Applaus endete so eine der dichtesten Bundesfeiern, welche der Ort je erlebt hat. Hier die Aufzeichnung des Livestreams aus St. Moritz. (spi/dje)

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